Regenwasser in der Stadt: Was heute zählt – und morgen wirkt
Shownotes
Was passiert, wenn Regen auf Beton trifft – und die Stadt nicht vorbereitet ist? In dieser Folge sprechen wir mit Thorin Oesterle von HAURATON über die wachsende Bedeutung eines zukunftsfähigen Regenwassermanagements in urbanen Räumen. Es geht um vorausschauende Planung, gesetzliche Rahmenbedingungen und Lösungen, die Sicherheit, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit wirksam verbinden. Mit dabei: zwei Projektbeispiele und praxisnahe Impulse für alle, die Städte verantwortungsvoll gestalten möchten.
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00:00:10: (Musik) Hallo und herzlich willkommen zum Regenwassermanagement-Podcast.
00:00:12: Heute sprechen wir über ein Thema, das für Städte und Kommunen immer wichtiger wird:
00:00:19: Wie kann Regenwassermanagement in urbanen Räumen nachhaltig und
00:00:23: effizient umgesetzt werden?
00:00:24: Besonders in dicht bebauten Gebieten stehen Planerinnen und Planer vor großen
00:00:30: Herausforderungen, wenn es um die Ableitung, Speicherung und
00:00:33: Nutzung von Regenwasser geht.
00:00:35: Dafür habe ich einen Experten eingeladen, der sich bestens mit
00:00:40: diesem Thema auskennt.
00:00:41: Thorin Oesterle, Leiter Projektingenieurer Regenwassermanagement.
00:00:44: Thorin hat bereits zahlreiche Projekte begleitet und weiß genau, worauf
00:00:48: es bei der Planung ankommt.
00:00:51: Diese Folge richtet sich an Kommunen, Landschaftsarchitekten, Planungsbüros, die
00:00:55: nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen für den Umgang mit Regenwasser suchen.
00:01:00: (Musik) Hallo Thorin.
00:01:01: Hallo Nina, freut mich, hier zu sein.
00:01:04: Schön, dass du mal wieder da bist, schon länger her.
00:01:09: Ja, in der Tat, länger her und ich freue mich trotzdem, hier zu sein.
00:01:16: Wir legen gleich los, Thorin.
00:01:18: Welche Herausforderung bringt Regenwassermanagement speziell
00:01:20: in der Stadt mit sich?
00:01:23: Tatsächlich haben sich die Herausforderungen gerade in der letzten
00:01:27: Zeit mit den erhöhten Starkregenereignissen oder mit dem
00:01:31: erhöhten Aufkommen von Starkregenereignissen
00:01:33: deutlich verkompliziert.
00:01:34: Einerseits wird dem Ableiten ein sehr hoher Stellenwert entgegengebracht, also
00:01:39: das schnelle Ableiten, gerade im Überflutungsfall, also Stichwort
00:01:42: Starkregenvorsorge, ist ein wichtiger Punkt beim Regenwassermanagement.
00:01:46: Auf der anderen Seite genauso wichtig die Speicherung und Nutzung, der Begriff
00:01:52: Schwamstadt oder blau-grüne Infrastruktur, die hier ständig in Kontext stehen,
00:01:56: haben eine größere Beachtung.
00:01:58: Ja, besonders durch den Klimawandel und damit einhergehende Starkregenereignisse
00:02:03: beziehungsweise die Erhöhung von Starkregenereignissen, verkomplizieren
00:02:05: sozusagen die Ausgangssituation für jede Stadt, da man beim Regenwassermanagement
00:02:10: nicht nur auf Speicherung und Nutzung achten sollte, sondern auch
00:02:15: auf Starkregenvorsorge.
00:02:16: Also die schnelle und sichere Ableitung oder Zurückhaltung von Starkregenmengen.
00:02:21: Das steht nicht unbedingt im Sinne einer zeitverzögerten Nutzung, wenn das Wasser
00:02:27: schnell weg muss, weil es Schäden anrichten kann.
00:02:30: Aber es gibt auch hier Maßnahmen, die man ergreifen kann, sodass beide
00:02:36: Methoden funktionieren parallel.
00:02:38: Also einerseits die Starkregensicherheit, andererseits auch die zeitverzögerte
00:02:41: Abgabe beziehungsweise die Regenwassernutzung und vor allem
00:02:45: auch die Regenwasserbehandlung.
00:02:47: Das heißt, wenn ich jetzt sage, was ist so, gerade im Regenwassermanagement,
00:02:52: das Erste, was ich angehen muss?
00:02:55: Ich muss mir im Klaren sein, wie viel Wasser kommt und woher?
00:03:01: Also von welchen Flächen kommt das Wasser?
00:03:04: Sind es vorrangig Dachflächen oder sind es Freiflächen?
00:03:08: Dachflächen sind immer ein bisschen kritischer, sozusagen, weil man nicht
00:03:13: wirklich steuern kann und die Dächer meistens komplett versiegelt sind, wenn es
00:03:18: keine Gründächer sind, die Wasser auch aufnehmen können.
00:03:22: Gerade im innerstädtischen Bereich arbeitet man noch viel mit klassischen
00:03:27: Dachflächen, gerade im Privatbau oder im größeren Gewerbebau.
00:03:31: Auch Photovoltaikanlagen beispielsweise, die auf Dächern stehen, verringern nicht
00:03:35: unbedingt den Abfluss, sodass von Dachflächen schon viel Wasser kommen kann.
00:03:40: Was auch schwierig ist, es auf dem Dach zurückzuhalten, sodass im
00:03:46: Überflutungsfalle normalerweise das Wasser von Dachflächen auf die
00:03:49: Freiflächen geleitet wird.
00:03:51: Also eine zusätzliche Herausforderung für die ohnehin schon stark beregneten
00:03:56: Verkehrsflächen oder auch Hofflächen teilweise.
00:03:58: Das regelt sich ganz normal auch in der Bemessung, sozusagen, wenn man
00:04:04: einen Überflutungsnachweis macht.
00:04:05: Und das sind dann Mengen, die müssen zurückgehalten werden auf
00:04:10: dem eigenen Grundstück.
00:04:12: Und das ist völlig losgelöst von einer Nutzung oder einer Speicherung
00:04:17: beziehungsweise einer Speicherung zur Nutzung, da es hier in erster
00:04:22: Linie um den Extremwetterfall geht.
00:04:24: Und um Sicherheit geht.
00:04:25: Um Sicherheit, genau.
00:04:26: Das ist ein Aspekt und der andere Aspekt ist dann der Regelfall, wie viel Wasser
00:04:34: kommt und wohin muss es vor allem, also der Weg des Wassers vom Auftrittsort bis
00:04:41: zum Übergabepunkt, sei es die Kanalisation im klassischen Sinne, wenn wir jetzt
00:04:47: moderner denken, Versicherung, Einleitung in Oberflächengewässer und eben die
00:04:51: Nutzung, müssen dafür dann entsprechende Maßnahmen getroffen und gewisse
00:04:55: Regelwerke eingehalten werden.
00:04:57: Gute Überleitung zur nächsten Frage: Was gibt es aktuell für gesetzliche Vorgaben
00:05:02: oder Richtlinien, die ich als Planer, aber auch als Kommune, besonders
00:05:08: im Blick haben sollte?
00:05:10: Über allem steht das Wasserhaushaltsgesetz.
00:05:12: Das ist in Deutschland verabschiedet worden und regelt den Umgang mit
00:05:17: Regenwasser als Abwasser, sozusagen, sobald es gesammelt wird, und verweist
00:05:22: dann auf Regelwerke und DIN-Normen.
00:05:24: Als Nächstes ist die DIN 1986-100 genannt.
00:05:28: Da werden beispielsweise die Regelungen für Überflutungsnachweise, aber auch die
00:05:33: herkömmliche Ableitung geregelt, also welche Jährlichkeit zu wählen
00:05:36: ist für welche Art von Fläche.
00:05:39: Die DIN verweist wiederum auf DWA-Merkblätter beispielsweise oder
00:05:43: Arbeitsblätter, die dann beispielsweise den Umgang mit Versickerung oder
00:05:47: Einleitung in Oberflächengewässer, also die DWA 138 für Versickerung und die DWA
00:05:53: 102 für Einleitung in Oberflächengewässer regeln.
00:05:56: Ein Merkblatt zur Regenwassernutzung in der Form gibt es nicht.
00:06:01: Das hat auch irgendwo damit zu tun, dass es -der Vorteil ist, dass diese
00:06:08: Regelblätter beziehungsweise Merkblätter alle miteinander verknüpft sind
00:06:11: mittlerweile, also man hat sie harmonisiert, kann so
00:06:15: relativ einheitlich vorgehen.
00:06:17: Oberste Direktive sozusagen bleibt das Wasserhaushaltsgesetz, deren Umsetzung auf
00:06:21: die Länder beziehungsweise Kommunen umgeschüttet wurde und jede Gemeinde oder
00:06:26: jeder Landkreis oder jeder Bezirk, sozusagen, kann eine eigene
00:06:30: Entwässerungssatzung aufsetzen, indem das Wasserhaushaltsgesetz zentrale Basis ist
00:06:34: und dann entsprechend den technischen Regelwerken die Maßnahmen zur
00:06:38: Bemessung und zur Planung einfordert.
00:06:41: Wo komme ich diese Informationen her?
00:06:44: Also wenn ich jetzt ein Projekt habe, wo kann ich das dann sehen?
00:06:51: Ja, am besten Google (lacht), klassisch noch.
00:06:56: Weil es sich teilweise wirklich von Stadt zu Stadt ändert,
00:07:00: ist es für mich eigentlich immer die beste Herangehensweise, mal zu schauen, welche
00:07:05: Hinweise, Merkblätter, Antragsformulare gibt es von der zuständigen Behörde, was
00:07:12: wird erwartet, in welcher Ausführung und nach welchen Gesichtspunkten?
00:07:17: Und dann kann man zum Beispiel auch auf unsere Homepage gehen,
00:07:21: in der wir einige wissenswerte Informationen bereits für viele
00:07:26: Bundesländer zusammengesammelt haben und auch technische Regelwerke noch mal
00:07:32: ins Detail erläutern, sodass Sie in irgendeiner Weise schon mal einen groben
00:07:36: Überblick haben, was in so einem Fall anzugehen ist und welche
00:07:40: Regelwerke und welche Vorgehensweise am besten ist.
00:07:45: Auch schon zu dem Zeitpunkt?
00:07:47: Ja, klar.
00:07:48: Also eigentlich auch schon in Planungsphase 0, beziehungsweise wenn man
00:07:52: jetzt ein Vorhaben plant und jetzt auch noch nicht konkret weiß, was man genau wie
00:07:59: umsetzt, sondern eine grobe Vorstellung von seinem Bau hat, also Bürogebäude
00:08:04: mit Verkehrsfläche, mit Parkplätzen oder einen neuen Supermarkt mit entsprechenden
00:08:08: Parkplätzen, kann man sich auch schon im Vorfeld darüber informieren.
00:08:12: Vor allem dient das sehr, sehr gut dazu, sich schon mal einen groben Überblick zu
00:08:17: verschaffen, welche Maßnahmen überhaupt erforderlich sind, sodass sie in der
00:08:19: Planung rechtzeitig berücksichtigt werden und eben entsprechend einem nicht
00:08:23: im weiteren Planungsverlauf irgendwo aufpoppen.
00:08:27: Und man ist überrascht und stellt fest, dass man das komplett vergessen hat
00:08:33: und total unterschätzt hat, dass damit doch wirklich ein Aufwand damit verbunden
00:08:37: ist, vor allen Dingen planerischer Seite.
00:08:40: Es müssen Nachweise erstellt werden, Unterlagen
00:08:44: zusammengestellt, und das ist sowohl mit planerischen Kosten als
00:08:47: auch mit Zeitkosten verbunden.
00:08:49: Jetzt habe ich gerade in der Stadt, wo ich immer mehr die Vorgabe bekomme, nicht mehr
00:08:55: in die Kanalisation einzuleiten, weil die Kanalnetze so sind, wie sie sind, mit den
00:09:00: neuen Anforderungen nicht mehr zurechtkommen oder überlastet wären.
00:09:05: Welche Möglichkeiten gibt es jetzt, Regenwasser in urbanen Räumen zu nutzen,
00:09:11: zurückzuhalten, jetzt anstelle von Abzuleiten?
00:09:17: Ja, da gibt es besonders im Neubau natürlich einige Möglichkeiten.
00:09:22: Im Neubau ist man da immer ein bisschen flexibler.
00:09:25: In der Sanierung müssen vermehrt technische Maßnahmen getroffen
00:09:29: werden, weil um Regenwasser zu speichern beziehungsweise abzuleiten und die
00:09:33: Kanalisation zu ersetzen, braucht man primär erst mal Raum.
00:09:37: Wenn man den im Falle einer Sanierung nicht hat, weil alles schon überbaut ist,
00:09:41: muss man diesen Raum entweder unterirdisch schaffen oder entsprechend über
00:09:46: oberirdische Rückhaltungsmaßnahmen, wie Retentionsdächer beispielsweise oder
00:09:51: Sonstiges, das Wasser auch oberirdisch halten.
00:09:55: Das ist im Neubau wesentlich einfacher.
00:09:58: Da kann man auch Grünflächen zur
00:10:03: Regenwasserrückhaltung benutzen, oberirdisch beispielsweise nicht
00:10:06: unbedingt als Versickerungsmulde, sondern als klasssische Retentionsmulde.
00:10:11: Im Bereich der Überflutungsvorsorge wird so
00:10:14: was auch als Notentwässerungspuffer benutzt.
00:10:20: So kann man multifunktionale Flächen beispielsweise, die eigentlich als
00:10:24: Grünfläche erdacht sind, wo sich auch Menschen aufhalten können, im
00:10:30: Starkregenfall als Regenwasserspeicher herhalten.
00:10:35: Weitere Maßnahmen, die jetzt als Speicher dienen könnten, wenn man
00:10:41: jetzt den Plan hat, möglichst viel Fläche zu verbauen in welcher Form auch immer,
00:10:47: als Parkplatz oder als Industriefläche auch im städtischen
00:10:52: Bereich oder allgemein als Hoffläche, dann kann man auch von vornherein eine
00:10:57: unterirdische Anlage zur Speicherung planen, beispielsweise in
00:11:01: Kunststoffregulenkörpern, entweder zur Versickerung oder zum Rückhalt in Tanks,
00:11:05: in Retentionstanks oder ähnlichen Anlagen.
00:11:09: Was würdest du sagen, sind die größten Fehler oder Missverständnisse
00:11:14: bei der Planung von Regenwassermanagementprojekten?
00:11:18: Das allergrößte Missverständnis, wie vorhin schon erwähnt, ist, wenn man das
00:11:21: Wasser vergisst und zu einem späteren Planungszeitpunkt
00:11:25: darauf zurückkommen muss: „Oh, das ist ja gar nicht so einfach, und ich
00:11:31: darf ja mein Wasser gar nicht an den Kanal anschließen, weil der Kanal überlastet
00:11:34: ist, oder ich darf nur eine gewisse gedrosselte Einleitmenge anschließen",
00:11:40: dann kann man die geplante Rohrleitung nicht so wie gedacht einfach
00:11:43: nur an den Kanal anschließen.
00:11:45: Dann muss baulich eingegriffen werden, es müssen mehr Räume geschaffen werden.
00:11:47: Es müssen vielleicht Maßnahmen zur Regenwasserbehandlung noch vorgeschaltet
00:11:52: werden, da man besonders in einer
00:11:56: Trennkanalisation beispielsweise öfters mal nicht ungereinigt in den
00:12:01: Regenwasserkanal einleiten darf, weil der im Anschluss in eine Vorflut mündet.
00:12:05: Oder ich habe im Bodengutachten übersehen, dass ich
00:12:10: versickern kann und die Gemeinde fordert eine Versickerung.
00:12:13: Das sagt auch das Wasserhaushaltsgesetz.
00:12:15: Primär sind die Maßnahmen zur Versickerung anderen zu bevorzugen.
00:12:20: Das heißt, wenn ich versickern kann, muss ich es auch tun?
00:12:22: Wenn ich versickern kann, muss ich es auch tun.
00:12:24: So ist die Gesetzeslage und eine Befreiung von dieser
00:12:31: Vorgehensweise besteht nur darin, wenn beispielsweise das Bodengutachten eine
00:12:35: Versickerung aus entweder technischen Gründen, also vom
00:12:40: Boden her, von den Bodenarten her, oder aus wirtschaftlichen Gründen ausschließt.
00:12:44: Wirtschaftlichen Gründe sind beispielsweise, wenn die
00:12:47: grundwasserführende Schicht einfach viel zu weit weg ist und man einen riesen
00:12:52: Bodenaushub haben würde, um eben da durchzukommen.
00:12:54: Es gibt noch die eine oder andere technische Maßnahme, beispielsweise
00:12:58: hydraulische Brunnen oder Schlucklöcher beispielsweise, wo man
00:13:01: das Wasser über Kanäle in die grundwasserführende
00:13:06: Schicht ableiten kann, aber das ist technisch schon sehr herausfordernd.
00:13:11: Und dann kann man tatsächlich davon abweichen.
00:13:13: Dann wird als Nächstes geprüft, ob man in ein Oberflächengewässer
00:13:17: einleiten kann, was in der Nähe ist.
00:13:20: Und erst als letzte Maßnahme gilt dann der Kanal.
00:13:23: Und wenn man diese Reihenfolge nicht beachtet in der Planung
00:13:27: oder sich nicht genug Informationen einholt vorher, kann
00:13:31: man in der Planung schon ordentlich stolpern und dann ist vielleicht auch der
00:13:36: Bauherr nicht ganz zufrieden mit zusätzlichen Kosten, die vorher eigentlich
00:13:38: nicht verursacht wurden oder die nicht auf dem Schirm standen.
00:13:44: Oder halt die Lösung auch nicht optimal ist, wenn man es zu spät-
00:13:49: Genau, ja.
00:13:49: Kommt das auch tatsächlich noch vor, also dieser Oh-Moment (lacht)?
00:13:52: Es wird weniger.
00:13:55: Also vor ein paar Jahren war das noch bei uns fast
00:14:00: wöchentlich das Thema, dass das vergessen wurde und das macht auch nicht so viel
00:14:05: Spaß, weil gleichzeitig die Kosten niedrig gehalten werden müssen.
00:14:09: Man versucht, überall nur das absolute Minimum zu machen
00:14:13: und gerade bei der Regenwasserbehandlung ist das absolute Minimum oft
00:14:17: mit Folgekosten verbunden.
00:14:18: Das heißt, man trimmt die Regenwasserbehandlung auf
00:14:21: ein entsprechendes Minimalanforderungsprinzip,
00:14:27: was normalerweise in einer erhöhten Wartung resultiert.
00:14:31: Und dann ist der Betreiber auch nicht unbedingt zufrieden, weil er
00:14:35: als Folge einen immensen Wartungsaufwand hat mit der Reinigung seiner Anlagen.
00:14:40: Und, ja, im Prinzip ist das die schlechteste Konstellation,
00:14:46: die bei uns quasi als Anruf landen kann.
00:14:49: "Ich habe die Behandlung beziehungsweise die Versickerung
00:14:53: vergessen, wir müssen da umplanen.
00:14:55: " Das endet eigentlich nie in
00:14:58: zufriedenstellenden Projekt- Konstellationen, zumindest
00:15:02: für alle Beteiligten.
00:15:04: Irgendeinen Haken hat es immer, dementsprechend kann ich nur diesen
00:15:07: Hinweis geben, dass man das entsprechend frühzeitig einplanen muss.
00:15:12: Aber es ist auch deutlich weniger geworden, weil das Bewusstsein für
00:15:15: Regenwasser sich deutlich gebessert hat beziehungsweise in
00:15:20: den Köpfen der Planer, auch in den Köpfen der Betreiber, in den Kommunen.
00:15:24: Und das wird sich in den kommenden Jahren voraussichtlich noch weiter steigern.
00:15:32: Zu Beginn geht es ja oft darum, zu entscheiden: Plane ich eine zentrale
00:15:37: oder eine dezentrale Lösung?
00:15:40: Wann macht aus deiner Sicht welche Strategie Sinn?
00:15:44: Das kommt auf die Umgebung an.
00:15:46: Also im Sanierungsfall sind zentrale Maßnahmen wahrscheinlich
00:15:51: die unwahrscheinlichsten.
00:15:54: Eine zentrale Anlage, beispielsweise ein
00:15:58: Retentionsbodenfilter, sollte in der frühzeitigen
00:16:02: Quartiersplanung berücksichtigt werden, weil ein Retentionsbodenfilter, der
00:16:06: braucht eine gewisse Beschickung, der braucht eine gewisse Fläche,
00:16:08: an die er angeschlossen wird.
00:16:10: Das lohnt sich nicht für kleinere Grundstücke, das lohnt sich eigentlich
00:16:13: nur für größere Erschließungen.
00:16:15: Heißt, im Neubau wird ein Versiegelungsgrad angenommen,
00:16:19: grob, und daraufhin wird der Retentionsbodenfilter bemessen.
00:16:23: Ungefähr 1% der angeschlossenen Fläche ist dann als Retentionsbodenfilterfläche
00:16:29: auszuweisen.
00:16:29: Also wenn man beispielsweise einen Retentionsbodenfilter von 100
00:16:34: Quadratmetern hat, dann kann man 10.000 Quadratmeter
00:16:37: versiegelte Flächen anschließen.
00:16:39: Ganz normal, ähnlich wie in der Kanalisation über ein Rohrleitungssystem.
00:16:43: Und dann wird der Retentionsbodenfilter auch als solcher beschickt und dann können
00:16:47: unterschiedliche Grundstücke sich eine Behandlungsanlage teilen.
00:16:50: Das ist so der Sinn auch einer zentralen Anlage.
00:16:53: Dezentrale Anlagen machen Sinn, wenn die Erschließung beispielsweise eines
00:16:57: Gewerbegebietes schon ohne Retentionsbodenfilter oder ohne
00:17:02: Vor-Ort-Versickerung vorgegeben ist und auch im Bebauungsplan beispielsweise
00:17:08: steht: Im innerstädtischen Bereich, wo noch viel Kanalisation herrscht oder
00:17:13: ein Mischkanalisationssystem-System, in der jetzt keine zentrale Anlage geschaltet
00:17:18: ist oder nachgeschaltet ist, dennoch aber die Vorgaben einer
00:17:23: Versickerung gelten und auch erfüllbar sind, da bieten sich
00:17:27: dezentrale Lösungen an.
00:17:28: Also Lösungen auf dem Grundstück und nicht außerhalb vom Grundstück.
00:17:32: Das ist der große Unterschied bei zentralen und dezentralen Lösungen,
00:17:36: also zentrale eher im Neubau, dezentrale Lösungen im ohnehin schon versiegelten
00:17:41: Bereich oder wenn es der Bebauungsplan eben so vorsieht oder im Sanierungsfall.
00:17:47: Oder ich keinen Platz habe.
00:17:49: Oder ich habe keinen Platz, ja.
00:17:51: Grundsätzlich hat sich Deutschland traditionell mit zentralen
00:17:56: Lösungen beschäftigt.
00:17:57: Heißt, Wasser geht in die Kanalisation über Kläranlagen.
00:18:00: Also die Kläranlage ist eine zentrale Lösung.
00:18:04: Es gibt semizentrale Lösungen, nenne ich jetzt mal so, weil es
00:18:10: Kläranlagen, die- davon hat jede Stadt eine oder vielleicht zwei.
00:18:17: Und semizentrale Lösungen, wie jetzt ein Retentionsbodenfilter, die können über
00:18:23: ein Gebiet viel besser verteilt werden.
00:18:26: Ein Retentionsbodenfilter hat eine sehr hohe Reinigungsleistung und
00:18:31: reinigt das Wasser und gibt es dann in der Regel gedrosselt an einen
00:18:34: Kanal ab oder in eine Vorflut.
00:18:37: Heißt, findet eigentlich keine Versickerung statt.
00:18:40: Zentrale Muldenlösungen kenne ich jetzt so aus dem Stehgreif nicht
00:18:46: sonderlich, dass man jetzt ein ganzes Gebiet über eine Mulde schickt.
00:18:52: Das ist in der Straßenentwässerung so üblich, aber jetzt nicht
00:18:54: unbedingt in der Stadt.
00:18:56: Und allerdings haben diese Strategien ein Nachteil: Man kann nicht unbedingt
00:19:02: zwingend das Wasser speichern, zurückhalten und nutzen.
00:19:08: Kann man theoretisch schon.
00:19:10: Mit dezentralen Lösungen ist man viel flexibler.
00:19:13: Man braucht sich keine Gedanken um einen Kanalanschluss zu machen, weil man das
00:19:16: Wasser auf dem eigenen Grundstück bewirtschaftet und hat dadurch
00:19:20: sehr viel mehr Möglichkeiten.
00:19:21: Es ist wesentlich einfacher, das Regenwasser zu nutzen, weil man
00:19:26: die einzelnen Bausteine problemlos in den Strang der Systeme kombinieren kann, also
00:19:32: beispielsweise eine Regenwasserbehandlung, eine Regenwassernutzung und im Anschluss
00:19:36: eine Versickerung installieren.
00:19:39: Das ist bei dezentralen Lösungen wesentlich einfacher.
00:19:43: Man ist unabhängig, kann sich Niederschlagswassergebühren
00:19:45: sparen, das kommt noch dazu.
00:19:48: Und im Sinne der Nachhaltigkeit,
00:19:51: Grundwasserneubildung, die nicht nur zentral stattfinden
00:19:54: sollte, sondern überall.
00:19:56: Zumal eine zentrale Lösung in der Regel nicht mit Grundwasserneubildung
00:20:00: verbunden ist, wie eingangs erwähnt.
00:20:03: Eine Kläranlage ist klassisch Einleitung wieder zurück in eine Vorflut.
00:20:09: Eine Kläranlage ist auch nicht dafür ausgelegt, unbedingt Reifenabrieb
00:20:13: aus dem Regenwasser zu holen.
00:20:15: Und Retentionsbodenfilter, trotz ihres hohen Wirkungsgrades, sind doch eher eine
00:20:23: semizentrale Außerhalb-Lösung im Neubau und im urbanen Bereich eigentlich nicht
00:20:29: realisierbar aufgrund des Platzbedarfs.
00:20:31: Okay, lass uns mal über ein konkretes Projekt oder zwei konkrete Projekte
00:20:36: sprechen, wie du magst, dass du begleitet hast.
00:20:39: Vielleicht einfach kurz: Um was ging es da?
00:20:43: Was waren die Herausforderungen und wie wurden sie gelöst?
00:20:47: Ja, da kann ich dir ein gutes Beispiel nennen, oder auch zwei,
00:20:50: wenn du magst (lacht. Dann zwei (lacht).
00:20:53: Dann zwei, okay. Eines war das InformatiKOM in Karlsruhe.
00:20:58: Da wurde ein, ich glaube, ein Mathematikgebäude neu gebaut
00:21:04: im Adernauer Ring am schönen Karlsruher Institut für Technologie.
00:21:11: Die Herausforderung war, dass das Gelände komplett eben ist und das
00:21:15: Regenwasser versickern sollte.
00:21:18: Heißt, wir haben nicht unbedingt ein natürliches Geländegefälle, wo wir eine
00:21:23: Mulde ausbilden konnten und das Wasser komplett dahin zu leiten.
00:21:28: Durch den absoluten ebenen Fall, es war auch bauen-
00:21:32: also es war jetzt keine Sanierung eines Gebäudes, es war ein Neubau, aber eines
00:21:37: bereits überbauten Geländes, also man hatte nicht viel Einfluss
00:21:40: auf das Geländegefälle.
00:21:42: Dementsprechend haben wir da mit normalen Rinnen als Ableitung in eine
00:21:47: Versickerungsmulde geplant.
00:21:49: Unter den Versickerungsmulden wurden zusätzlich Rigolenkörper angebracht,
00:21:53: um die großen anfallenden Wassermengen auch von den Dachflächen
00:21:56: aufnehmen zu können.
00:21:58: Im vorderen Bereich des Projektes wurden dann mit unseren
00:22:03: Filterrinnen gearbeitet, weil die Ableitung um das Gebäude herum,
00:22:07: bis hin zur hinten liegenden Versickerungsmulde aufgrund
00:22:10: der geringen Höhendifferenz, einfach nicht wirtschaftlich war.
00:22:12: Deswegen hat man das Gelände quasi einmal in
00:22:18: die West- und einmal in die Ost-Seite aufgeteilt.
00:22:21: Alles, was da quasi Richtung Osten lag, wurde in die Versickerungsmulde geleitet
00:22:25: und alles, was Richtung Westen gelaufen ist, wurde über Filtrationsrinnen und eine
00:22:30: unmittelbar anschließende Rigole versickert.
00:22:34: Das Projekt ist so toll geworden und neben unseren,
00:22:39: sage ich mal, herkömmlichen Rinnen zum Regenwasser ableiten und auch unseren
00:22:44: Filtrationsrinnen kamen auch noch sehr schöne Lösungen im
00:22:47: Sonderbereich zum Einsatz.
00:22:48: Bei der Fassadenentwässerung und bei der Dachentwässerung
00:22:51: konnten wir einfach rundum unser gesamtes Spektrum
00:22:56: an Produktlösungen und an Systemlösungen realisieren, was auch
00:23:02: toll aussieht, muss man sagen.
00:23:04: Besonders die Fassadenrinnen aus Edelstahl, die machen schon was her und da
00:23:11: das Wasser vollständig versickert wird, sowohl von den Dach- als auch von den
00:23:14: Verkehrsflächen, ist das in der Innenstadt in Karlsruhe doch ein
00:23:19: sehr, sehr spannendes und tolles, nachhaltiges Projekt geworden.
00:23:22: Also gibt es gar keinen Anschluss an die Kanalisation?
00:23:24: Nein.
00:23:26: Cool.
00:23:26: Ja, ist genau das, was man eigentlich realisieren sollte, wurde abgekoppelt, das
00:23:33: Gelände von der Kanalisation, zumindest was das Regenwasser angeht.
00:23:38: Gibt ja auch noch andere Bedürfnisse (lacht).
00:23:41: (lacht)
00:23:41: Und in Karlsruhe bietet sich der Boden auch an.
00:23:44: Wir hatten da unten drunter schön Rheinkies.
00:23:46: Das heißt, die Versickerungungsverhältnisse
00:23:48: sind auch gegeben.
00:23:50: Ja, hat mir sehr gefallen.
00:23:52: Ähnliches Projekt, auch in der Stadt, hatten wir in Landau.
00:23:57: Da hatten wir die Vorgabe, die Königsstraße, eine beliebte
00:24:01: Einkaufsstraße in Landau, zu entwässern.
00:24:04: Vorgabe war, dass wir das Wasser direkt behandeln müssen, um es dann
00:24:08: in die Queich einzuleiten.
00:24:11: Und das hat wunderbar funktioniert, weil mit Wohngebieten kennen wir uns ja auch
00:24:15: aus, heißt, wir kennen die Anforderungen.
00:24:18: Es kommen ein paar Autos drüber, dynamische Lasten.
00:24:21: Die Rinnen müssen sicher sitzen, die Roste dürfen nicht klappern.
00:24:26: Und die belebte Einkaufsstraße hat alles, von Fußgängern über
00:24:30: Autos, Zulieferverkehr.
00:24:32: Und die wurde schön saniert und die Rinne befindet sich jetzt in Fahrbahnmitte.
00:24:38: Heißt, sie kann auch mal im starken Regenfall überstauen, ohne dass
00:24:41: die Gehwege betroffen sind.
00:24:43: Und das Wasser wird entsprechend, genau wie in Karlsruhe, mit
00:24:47: einem hohen Reinigungsgrad über unsere Filtrationsrinne
00:24:50: vorbehandelt und anschließend sauber in die Queich eingeleitet.
00:24:54: Und sogar den Bäumen zur Verfügung gestellt.
00:24:56: Und das kommt noch dazu, den Bäumen zur Verfügung gestellt, genau (lacht), die
00:25:00: da neu gepflanzt wurden am Rande der Königstraße.
00:25:06: Ja, auch ein sehr schönes und fortschrittliches Projekt.
00:25:10: Ja, also wirklich zwei tolle Projekte, die wir jetzt kürzlich mobilisiert haben.
00:25:16: Auch wenn ich mal zurückblicke auf Projekte der
00:25:22: letzten Jahre, kann man schon sagen, dass sich solche Projekte
00:25:27: mittlerweile mehr und mehr häufen.
00:25:30: Die Anforderungen beziehungsweise auch das öffentliche Interesse an nachhaltigen
00:25:34: Lösungen, auch das städtische Interesse an nachhaltigen Lösungen,
00:25:39: die vor allem auch betriebsarm sind und auch langfristig gut
00:25:45: funktionieren, wird immer mehr.
00:25:47: Und das ist natürlich für uns am idealsten,
00:25:52: wenn wir bei solchen Projekten immer von Beginn an mit dabei sind, weil wir unsere
00:25:55: Erfahrungen da mit einbringen können, weil wenn in eine Kommune baut, hat sie in der
00:26:02: Regel jetzt nicht unbedingt die Erfahrung, solche Projekte schon
00:26:05: seit Jahren zu machen.
00:26:06: Und wir haben so was tatsächlich, also wir begleiten so was in der Regel
00:26:11: mehrfach im Jahr.
00:26:12: Und daher ist es eigentlich
00:26:16: eine sehr, sehr dankbare Aufgabe, wenn mal wieder jemand auf uns zukommt und
00:26:20: sagt: „Wie würdet ihr so was lösen?
00:26:22: Weil da sprudeln gleich- Da gibt es auch schöne Beispiele.
00:26:25: Da gibt es schöne Beispiele und da sprudeln gleich immer
00:26:27: Ideen aus allen Köpfen.
00:26:29: Weil du jetzt die Kommune auch noch mal explizit ansprichst, oft ist ja das Thema
00:26:34: Kosten ein großer Punkt, wo man sich sicherlich auch scheut, das
00:26:39: Ganze großzudenken, Regenwassermanagement ganzheitlich zu denken,
00:26:43: und so ein bisschen Sorge hat, dass das eben die Kosten in die Höhe treibt.
00:26:48: Lass uns über die Wirtschaftlichkeit sprechen.
00:26:50: Lohnt sich eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung
00:26:54: auch finanziell für Städte und Kommunen?
00:26:58: Das ist tatsächlich mit einer der häufigsten Fragen, die wir auch gestellt
00:27:02: bekommen im Umgang, beziehungsweise in unserer Diskussion mit den Kommunen:
00:27:06: Mit welchen Aufwand habe ich zu rechnen?
00:27:10: Wir haben Städte und Gemeinden, die haben Probleme mit Fachpersonal.
00:27:18: Das heißt, viel Betrieb wollen die nicht haben, viel
00:27:23: Betriebsaufwand will man nicht haben, weil man hat nicht das Personal dafür oder
00:27:28: man möchte dem Personal keine komplexen, komplizierten
00:27:34: Reinigungsmaßnahmen, die ewig dauern und häufig wiederkehren, aufhalsen, da die
00:27:40: Kapazitäten eh schon begrenzt sind.
00:27:41: Das heißt, die größte Frage: Es sind tatsächlich nicht die Investitionskosten,
00:27:46: sondern die Folgekosten, die auf die einzelnen Gemeinden zukommen.
00:27:51: Ja, im Vergleich zu noch vor ein paar Jahren,
00:27:54: ist das Bewusstsein auch für die Folgekosten bei Städten und
00:27:58: Kommunen viel deutlicher hervorgetreten.
00:27:59: Dass es was kostet, Regenwasser zu bewirtschaften, das ist
00:28:03: eigentlich jedem klar.
00:28:06: Da kann man dann zwischen einfachen und komplexeren Methoden wählen.
00:28:11: Die haben unterschiedliche Investitionskosten,
00:28:14: aber eine Folgekostenbetrachtung, das ist für uns auch eminent wichtig.
00:28:21: Ist jetzt auch kein Neuland, aber ist bei uns jetzt auch in den letzten Monaten und
00:28:25: Jahren vermehrt aufgekommen, dass die Nachfrage
00:28:29: eigentlich nicht damit anfängt: Was kostet mich jetzt euer System oder eure Lösung,
00:28:35: sondern was für einen betrieblichen Aufwand habe ich damit?
00:28:39: Und da unterscheiden sich solche Systeme wesentlich.
00:28:43: Wenn ich eine semizentrale Anlage verwende, dann habe ich meistens ein
00:28:50: größeres Objekt, brauche teilweise auch wirkliches Fachwissen dazu oder einen
00:28:55: zertifizierten Betrieb, der sich darum kümmert.
00:28:58: Bei dezentralen Lösungen, klar, wenn ich jetzt mit einer Versickerungsmulde
00:29:03: anfange, die Pflege einer Versickerungsmulde ist relativ einfach.
00:29:08: Deshalb erfreut sie sich auch wegen geringen Investitionskosten und geringem
00:29:12: Betriebsaufwand nach wie vor- erfreut sie sich nach wie vor von regelmäßiger
00:29:17: Planung, das wird sich auch weiterhin so fortsetzen.
00:29:21: Aber wenn ich eben den Platz nicht dafür habe, dann brauche ich andere dezentrale
00:29:25: Lösungen, die vor allem in den Folgekosten einen wesentlichen Vorteil gegenüber
00:29:30: zentralen, semizentralen oder auch anderen dezentralen Lösungen, die einen
00:29:35: wesentlichen Betriebsaufwand haben, muss ich da einfach eine gewisse
00:29:39: Gewichtung sicherstellen.
00:29:40: Und gerade unsere Filtrationsrinnen mit dem Wirkungsprinzip der
00:29:45: Oberflächenfiltration sind von der Entwicklung damals in den 2010er Jahren
00:29:49: bis heute eigentlich nachweislich sehr, sehr wartungsarm.
00:29:53: Und eigentlich mag es die Rinne am liebsten,
00:29:56: wenn sie in Ruhe gelassen wird, und das hören Betreiber natürlich gerne.
00:29:59: Und das haben wir in vielen Forschungen auch weiterhin herausgefunden,
00:30:06: beziehungsweise können so was belegen, dass eine Filterrinne
00:30:12: einen ganz anderen Aufwand darstellt, wie andere dezentrale Lösungen, sogar einen
00:30:17: anderen Aufwand darstellt, wie herkömmliche Entwässerungsrinnen.
00:30:21: Weil der klassische Städtebetreiber sieht Entwässerungsrinnen
00:30:26: im klassischen Sinne in der Hofeinfahrt oder auf dem Betriebshof oder
00:30:31: in der Zufahrt regelmäßig zu mit Blättern oder anderen Gegenständen, die dann
00:30:36: mühselig herausgeholt werden müssen.
00:30:40: Oftmals auch nicht, wir kennen das alle.
00:30:42: Bei der Filtrationsrinne ist ein Vegetationseintrag, wie Blätter oder
00:30:46: allgemeiner mineralischer oder auch organischer Herkunft,
00:30:51: überhaupt nicht tragisch, weil die Rinne ein sehr, sehr großes Retentionsvolumen
00:30:54: hat und eben dieser organische Eintrag für die Bildung eines Sekundärfilters auf
00:30:59: unserem Filtersubstrat wesentlich beiträgt und eigentlich für die Funktion
00:31:03: sehr, sehr förderlich ist.
00:31:05: Und wenn ich nämlich einen Sekundärfilter habe auf einem eigentlichen Filter,
00:31:11: dann kommt sehr, sehr viel Schmutz, der in dem Laufe der Zeit eingetragen
00:31:17: wird, auf diesen Sekundärfilter drauf, und kommt
00:31:21: gar nicht in Kontakt mit dem eigentlichen Filter.
00:31:22: Das heißt, der Sekundärfilter puffert viel von dem neuen Schmutz schon ab.
00:31:26: Jetzt denkt man sich, ja, das hat ja auch irgendwann seine Grenzen, aber man muss
00:31:28: sich das auch so ein bisschen vorstellen wie ein Komposthaufen.
00:31:31: Die oberste Schicht ist der Atmosphäre ausgesetzt.
00:31:34: Also fällt trocken, Wind, Luft und-
00:31:39: Zersetzt sich. Genau, dadurch zersetzt er sich auch mal.
00:31:43: Heißt, vom Laub des Jahres davor ist auch durch die Ansiedlung
00:31:47: beispielsweise von Regenwürmern im nächsten Herbst nichts mehr zu sehen.
00:31:52: Thorin, drei Tipps zum Abschluss für Architekten und Planer.
00:31:59: Drei Tipps, ah, da muss ich jetzt überlegen, welche ich nehme.
00:32:02: Also Tipp Nummer 1 ist auf jeden Fall, wie auch schon im
00:32:09: Verlauf der anderen Fragen erwähnt: Setzen Sie sich rechtzeitig
00:32:14: mit Regenwasser auseinander.
00:32:16: Es ist ein sehr, sehr schwieriger Umstand, wenn das zu einem
00:32:21: späteren Planungszeit kommt, nachgeholt werden muss.
00:32:26: Das ist planerisch eine weitere Herausforderung und meistens mit Kosten
00:32:30: auch für Sie als Planer und auch für den Bauherrn verbunden und
00:32:35: einfach zu vermeiden.
00:32:38: Tipp Nummer 2: Achten Sie auf den Bebauungsplan.
00:32:44: Im Bebauungsplan stehen als schon sehr wertvolle Hinweise, mit welchen
00:32:50: Arten von Entwässerungen geplant werden kann.
00:32:52: Es wird auch künftig in Bebauungsplänen viel mehr Wert auf
00:32:58: Regenwasserbewirtschaftung gelegt, also man sollte das Regenwasser nutzen.
00:33:02: Hessen beispielsweise hat eine Zisternenpflicht im Neubau.
00:33:05: Solche Aspekte sollte man kennen und wissen.
00:33:10: Und Tipp Nummer 3: Wenn Sie Fragen haben, fragen Sie uns (lacht).
00:33:16: Ja, gut, das wäre jetzt zu einfach.
00:33:22: Aber ich habe auch oft erlebt, dass gerade die Außenanlagen in der
00:33:28: Budgetplanung immer so ein bisschen vernachlässigt werden, beziehungsweise die
00:33:33: Kosten teilweise während dem Planungs- und auch Bauprozess für
00:33:37: die eigentlichen Anlagen, die Gebäuderausrüstung oder das Gebäude oder
00:33:41: sonstige Baustoffe, schnell auch mal über das Budget schießen
00:33:46: und dieses Budget wird dann meistens bei den Außenanlagen wieder abgekappt und
00:33:50: somit fällt dann vielleicht die Regenmassernutzung
00:33:54: doch flach, weil kein Geld mehr vorhanden ist.
00:33:58: Also eine frühzeitige Auseinandersetzung, sowohl mit den Investitions- als auch den
00:34:03: Folgekosten, gerade der Außenanlage, und eben eine erhöhte Bedeutung
00:34:07: für die Sicherstellung dieses Budgets, bewirkt auch einen hohen Projekterfolg,
00:34:13: wenn Sie ein vernünftiges Projekt mit nachhaltigem Regenwassermanagement
00:34:17: vor sich haben.
00:34:19: Wunderbarer Abschluss.
00:34:21: Finde ich auch.
00:34:21: Ich würde sagen, großes Fazit: rechtzeitig dran denken (lacht).
00:34:25: Rechtzeitig dran denken, dann ist der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
00:34:28: Dann kann man auch auf die Wirtschaftlichkeit achten und das optimale
00:34:33: Rausholen, von dem her, vielen Dank, Thorin.
00:34:36: Danke dir auch.
00:34:37: Deine., ja, vielen Infos aus meiner Sicht sehr wertvoll für jeden Planer, der sich
00:34:44: damit beschäftigt. Von dem her, vielen Dank.
00:34:48: Gerne. Bis zum nächsten Mal.
00:34:50: Tschüss. Tschau.
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