Schmutzfrachten im Regenwasser: Risiken und nachhaltige Lösungen

Shownotes

Wenn Regen auf Straßen, Dächer und Grünflächen trifft, nimmt er Schadstoffe mit – von Feinstaub und Mikroplastik bis zu Schwermetallen. Wie wirkt sich das auf unsere Umwelt aus? Welche Lösungen gibt es, um Wasserqualität zu schützen und Regenwasser nachhaltig zu nutzen?

In dieser Folge sprechen wir mit Dr. Alexandra Joos, Produktmanagerin und verantwortlich für die Entwicklung von Systemen zur Regenwasserbehandlung bei HAURATON. Sie gibt uns wertvolle Einblick in dieses hochaktuelle Thema – ein Muss für alle Kommunen, Landschaftsarchitekten und Planungsbüros, die mit Regenwasserbewirtschaftung in Städten und Landschaften arbeiten.

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00:00:10: (Musik) Hallo und herzlich willkommen zum Regenwassermanagement-Podcast.

00:00:14: In dieser Folge widmen wir uns einem hochaktuellen Thema:

00:00:18: Schmutzfrachten im Regenwasser und wie wir sie effektiv behandeln können.

00:00:22: Dieses Thema betrifft nicht nur Kommunen, sondern auch Landschaftsarchitekten und

00:00:27: Planungsbüros, die mit dem Umgang von Oberflächenwasser in urbanen und

00:00:31: landschaftlichen Räumen zu tun haben.

00:00:33: Zu Gast ist heute Dr. Alexandra Joos, Produktmanagerin bei Hauraton und

00:00:37: verantwortlich für die Entwicklung von Systemen zur Regenwasserbehandlung.

00:00:41: Gemeinsam sprechen wir über die Herausforderungen durch Schmutzfrachten im

00:00:44: Regenwasser und welche Lösung es dafür gibt.

00:00:48: Bleiben Sie dran, denn sie erwartet ein tiefer Einblick in ein Thema, das für eine

00:00:52: nachhaltige Wasserwirtschaft essentiell ist.

00:01:00: (Musik) Hallo Alexandra.

00:01:02: Hallo Nina.

00:01:04: Schön, dass du da bist (lacht).

00:01:05: Danke für die Einladung.

00:01:07: Ja, wir reden heute über Schmutzfrachten.

00:01:10: Vielleicht einfach zum Beginn: Was genau sind Schmutzfrachten, im

00:01:14: Regenwasser vor allen Dingen?

00:01:17: Schmutzfrachten im Regenwasser sind im Grunde Verunreinigungen, die durch

00:01:20: den Regen weitertransportiert werden.

00:01:23: Die entstehen, wenn Regen auf eine Oberfläche trifft und aber einfach allen

00:01:27: Schmutz, Staub, Abgase, Öle, Fette und so weiter mitnimmt.

00:01:32: Können ganz unterschiedlich sein, also fangen wir einfach mal von oben an.

00:01:36: Das ist die atmosphärische Deposition, Staub und Ruß zum Beispiel,

00:01:40: entsteht entweder über Abgase von Fahrzeugen oder Industrieanlagen,

00:01:46: Schornsteine und so weiter.

00:01:47: Das sind alles Depositionen, die sich auf der Oberfläche ablagern und

00:01:51: die der Regen dann mitnimmt.

00:01:53: Dann haben wir, jetzt mal auf die Straße bezogen, den Fahrbahnabrieb,

00:01:57: in der Regel eine Mischung aus dem Fahrbahnmaterial, jetzt bei

00:02:01: Asphalt zum Beispiel eine Mischung aus Bitumen und Gestein,

00:02:04: und Reifenabrieb natürlich.

00:02:07: Gleich beim Reifenabrieb sind wir direkt bei Mikroplastik, denn der

00:02:10: Mikroplastikanteil in der Straße ist vor allem aus dem Reifenabrieb eben

00:02:13: entstanden und wird auch mitgetragen.

00:02:17: Dann haben wir Schwermetalle, auch ein großes Thema auf der Straße, aus ganz

00:02:20: verschiedenen Quellen: Bremsabrieb von Fahrzeugen beispielsweise, Autoabgase, aus

00:02:27: dem Kfz-Bereich generell, Katalysator-Metalle zum Beispiel, auch

00:02:30: der Reifenabrieb enthält Schwermetalle.

00:02:33: Ja, und auch das wird dann eben mitgenommen über den Regenwasserabfluss.

00:02:38: Dann Tropfölverluste, Mineralölkohlenwasserstoffe, auch ein

00:02:41: großes Thema, eben auch auf dem Kfz-Bereich oder von Maschinen.

00:02:46: Und dann auch ebenfalls immer zu nennen, die PAKs, polycyclischen, aromatischen

00:02:52: Kohlenwasserstoffe, auch ein großes Thema, die im Prinzip aus einer unvollständigen

00:02:57: Verbrennung entstehen, allerdings nicht nur von fossilen Brennstoffen.

00:03:00: Wir kennen es eben aus dem Abgasbereich vom Auto.

00:03:04: Aber es entsteht generell, wenn man organisches Material verbrennt.

00:03:08: Das kann zum Beispiel auch Tabakrauch sein oder Waldbrände setzen auch PAKs frei.

00:03:12: Die sind deswegen immer mit in Diskussion, weil die eben auch gefährlich sind und im

00:03:19: Verdacht stehen, krebsauslösend zu sein.

00:03:23: Und dann, je nachdem, wo wir uns befinden, können auch Pflanzenschutzmittel oder

00:03:27: Düngemittel eingetragen werden von Grünflächen oder Biozide aus

00:03:31: Fassadenanstrichen oder Dämmungen, und die können eben dann auch ins Wasser gelangen.

00:03:36: Deswegen ist es- die Schmutzfracht eine große Herausforderung für die

00:03:39: Wasserqualität und man sollte natürlich tunlichst sich darum kümmern,

00:03:43: die zumindest zu minimieren.

00:03:46: Jetzt gibt ja schon immer wieder die Rückmeldung: Na ja, also

00:03:50: so schlimm kann das schon nicht sein (lacht) im Regenwasser.

00:03:53: Das wird mitgetragen und ist dann weg, ne, so ganz flapsig gesagt.

00:03:59: Aber warum sind denn diese Schmutzfrachten wirklich problematisch und welche

00:04:05: Auswirkungen haben sie jetzt auf Gewässer oder auf insgesamt das Ökosystem?

00:04:10: Ja, Schmutzfrachten im Regenwasser können schon problematisch werden,

00:04:13: gerade weil sie eine (??

00:04:14: ) negative Auswirkung auf Gewässer und auch ganze Ökosysteme haben können.

00:04:20: Da haben wir zum Beispiel direkt schon eine Verschlechterung der Wasserqualität

00:04:23: und damit eine Gefährdung für Wasserlebewesen, zum Beispiel über

00:04:26: eingetragene Schwermetalle, wie Blei, Cadmium, Zink, die können zum

00:04:30: Teil giftig sein oder zumindest langfristig zu Schäden führen.

00:04:34: Dann haben wir den ganzen Bereich Mikroplastik, und das ist ja eine

00:04:38: Stofffraktion von bis, jetzt in der Größenklasse, und die können natürlich

00:04:41: auch von Tieren aufgenommen werden.

00:04:43: Entweder gelangen sie dann in die Nahrungskette oder

00:04:46: führen direkt zum Tod des Tieres durch Verstopfung oder

00:04:49: Vergiftung oder Ähnlichem.

00:04:52: Dann fallen viele Feststoffe an, auch in der Größenklasse von bis.

00:04:58: Sehr relevant für Gewässer sind die abfiltrierbaren Stoffe und auch

00:05:02: die Feinfraktion davon, die ist AFS.

00:05:04: Ein AFS 63 kann eben zu einer Trübung des Gewässers führen.

00:05:09: Dann kommt dann eben auch die Akkumulation mit dazu im Sediment, und an den AFS und

00:05:16: AFS 63 sind eben viele Schadstoffe auch gebunden.

00:05:20: Gerade, wie ich eingangs erwähnt hatte, die Mineralölkohlenwasserstoffe, PAKs,

00:05:24: auch Schwermetalle binden sich gerne an Partikel.

00:05:26: Die werden dann alle mit transportiert und an der Gewässersohle abgelagert und das

00:05:30: kann auch bis hin zur Kolmation der Gewässersohle führen.

00:05:34: Und inklusive der daran gebundenen Schadstoffe eben.

00:05:38: Dann kann es auch je nach Eintrag eben auch zu einer Überdünnung des Gewässers

00:05:42: führen, insbesondere wenn Nährstoffe wie Stickstoff oder Phosphor eingetragen

00:05:46: werden, da kommt es zu dieser sogenannten Algenblüte, an der Oberfläche

00:05:50: vermehren sich vermehrt Algen.

00:05:52: Die nehmen dann den darunterliegenden Pflanzen im Prinzip das Licht weg.

00:05:57: Die können dann keine Photosynthese mehr betreiben.

00:06:00: Dadurch sinkt der Sauerstoffgehalt im Gewässer und das Gewässer kippt dann

00:06:04: entweder um oder hat eben auch negative Auswirkungen auf die Lebewesen

00:06:08: dort durch den Sauerstoffmangel.

00:06:11: Es ist schon angesagt, dass man sich da kümmert und da gibt es ja auch dann viele

00:06:16: einschlägige Regelwerke dazu, dass da zumindest eine Reduktion stattfindet.

00:06:21: Du hast eingangs schon gesagt, es gibt schon auch Unterschiede, ne,

00:06:23: von woher das Wasser kommt.

00:06:25: Kannst du darauf noch mal eingehen?

00:06:27: Also was genau sind die unterschiedlichen Flächen, die da zu berücksichtigen sind?

00:06:32: Und worin unterscheiden sich dann die Schmutzfrachten?

00:06:36: Genau, die Schmutzfrachten können sich unterscheiden.

00:06:38: Je nach Herkunftsfläche und in den einschlägigen Regelwerken unterscheidet

00:06:42: man im Grunde die Verkehrsfläche, also Straßen, Verkehrsflächen, Parkplätze

00:06:47: und so weiter, Dächer und Fassaden und grünen Flächen.

00:06:52: Das ist insbesondere deswegen interessant, weil hier häufig der Anteil und die

00:06:56: Zusammensetzung von gelösten und partikulären Stoffen unterschiedlich sind

00:07:01: und demzufolge eben auch die Behandlungsmaßnahmen

00:07:04: angepasst werden müssen.

00:07:06: Zum Beispiel haben wir bei den Verkehrsflächen

00:07:08: eher eine höhere Feststofffraktion von den abfiltrierbaren Stoffen, aber

00:07:13: auch von den Feinstoffen.

00:07:14: Das kommt eben aus dem Bereich Mikroplastik,

00:07:17: Fahrbahnabrieb, Reifenabrieb.

00:07:19: Dann habe ich ja schon vorhin mal erwähnt, dass es diese polycyclischen, aromatischen

00:07:23: Kohlenwasserstoffe und die Mineralölkohlenwasserstoffe, die sich eben

00:07:26: gerne partikulär binden, auch die Schwermetalle, die auf der die Straße

00:07:31: schwerpunktmäßig vorkommen.

00:07:32: Da hat man eben schon eine große

00:07:36: Schadstofffracht entfernt, wenn man im Grunde die Feststoffe abfiltriert

00:07:39: hat oder abgetrennt hat.

00:07:41: Bei Dächern und Fassaden sieht es wieder ein bisschen anders aus.

00:07:44: Da gibt es die normalen Dächer, so Ziegeldächer, wie auch immer, mit der

00:07:48: gängigen Oberfläche, die im Grunde auch nicht behandlungsbedürftig sind, da ist

00:07:53: jetzt nicht mit übermäßig viel Schadstoffeintrag zu rechnen.

00:07:57: Dann haben wir die Metalldächer, die wieder eine Sonderfläche darstellen, weil

00:08:01: da eben auch ein großer Anteil an Schwermetallen gelöst zum Abfluss kommen.

00:08:06: Und dann Fassadenflächen, auch relativ neu, die diese Mischung aus den

00:08:13: vom Fassadenananstrich rückgelösten Bioziden, also so Antischimmelmittel im

00:08:19: Prinzip, die im Fassadenanstrich sind, die- in der Dämmung können die enthalten

00:08:22: sein und die lösen sich dann eben mit dem Regenabfluss auch wieder mit ab.

00:08:28: Dann Grünflächen, Gründächer, klar, noch mal speziell.

00:08:32: Da kann das natürlich auch wieder zu anderen organischen Verbindungen kommen im

00:08:35: Abfluss, zum Beispiel Pestizide, wenn Pflanzenschutzmittel eingesetzt wurden,

00:08:39: Düngemittel, je nachdem, wie extensiv oder intensiv die Grünfläche ist.

00:08:45: Oder organische Spurenstoffe, viel genannt wird da dieses sogenannte Mecoprop aus den

00:08:50: Dachbahnen, was eben zum Schutz vor Durchwurzelungen aufgetragen wird, damit

00:08:55: das Gründach nicht permanent wieder erneuert werden muss.

00:08:59: So unterscheiden sich dann diese Zusammensetzungen und beeinflussen dann

00:09:02: eben auch klar die geeigneten Maßnahmen zur Behandlung.

00:09:06: Genau nach diesen Flächenarten sind ja auch die Vorgaben und die

00:09:10: Richtlinien dann auch ausgelegt.

00:09:12: Welche gesetzlichen Vorgaben, welche Richtlinien existieren aktuell zur

00:09:17: Behandlung von verschmutztem Regenwasser?

00:09:21: In Deutschland gibt es tatsächlich eine Vielzahl von gesetzlichen Vorgaben und

00:09:26: Richtlinien oder Regelwerken zur Behandlung oder Umgang mit

00:09:30: Regenwasser und Regenwasserabflüssen.

00:09:32: Da fangen wir mal einfach ganz oben an.

00:09:34: Es steht über allem sozusagen die sogenannte Wasserrahmenrichtlinie,

00:09:38: EU-Wasserrahmenlichtlinie, die für alle EU-Mitgliedstaaten gilt.

00:09:42: Dadurch, dass es jetzt viele verschiedene Länder abdeckt, die auf einem

00:09:46: unterschiedlichen Stand der Technik und der Stand der Umsetzung sind, ist die auch

00:09:50: sehr allgemein gehalten eher und die verfolgt grundsätzlich das Ziel, die

00:09:54: Wasserqualität in allen europäischen Gewässern zu verbessern,

00:09:59: beziehungsweise zumindest zu halten.

00:10:01: Und bekannt ist eben dieses sogenannte Verschlechterungsverbot.

00:10:05: Das heißt, grundsätzlich soll man zumindest den Zustand des Wassers so

00:10:08: bewahren und dort, wo der gute Zustand verfehlt wird, möglichst verbessern.

00:10:14: Das heißt, ein Verbesserungsgebot und ein Verschlechterungsverbot definiert

00:10:18: die Wasserrahmenrichtlinie.

00:10:20: In Deutschland unten drunter haben wir dann relativ bald das

00:10:23: Wasserhaushaltsgesetz als Grundlage für den Umgang mit Gewässern in Deutschland.

00:10:27: Das ist insofern ganz interessant, weil das eben mit

00:10:30: als Verordnung den Straßenabfluss als Abfluss definiert, den es nach dem

00:10:37: neuesten Stand der Technik auch zu behandeln gilt.

00:10:40: Das unterscheidet sich ein bisschen von der Abwasserverordnung, die eigentlich ja

00:10:43: auch so ein bisschen auf der gleichen Ebene steht, die auch festlegt,

00:10:47: wie Abwässer zu behandeln sind.

00:10:49: Auch Regenwasser, die aber komischerweise, zumindest noch nicht, sicher kommt sie mal

00:10:53: in Überarbeitung, die legt noch nicht den Straßenabfluss als

00:10:56: eigene Abwasserkategorie fest, was ein bisschen irritierend ist, weil was schon

00:11:00: große Flächen sind und auch mit viel Schadstoffeintrag.

00:11:04: Dafür gibt es aber wiederum das Wasserhaushaltsgesetz,

00:11:06: das definiert das klar.

00:11:08: Niederschlagswasser aus den Bereichen von bebauten und befestigen Flächen, was

00:11:11: gesammelt abfließt, gilt zu behandeln und ebenfalls gilt eben, dass

00:11:15: das nicht mit Schmutzwasser vermischt werden soll, sondern möglichst vor Ort

00:11:20: entweder verdunsten oder versickern oder eben nach der Behandlung weiter genutzt

00:11:26: werden soll oder abgeleitet in ein Flächengewässer.

00:11:31: Ja, und dann sind wir schon auf Länderebene.

00:11:33: Da gibt es auch sehr viele spezifische Länderregelungen, zum Beispiel in NRW den

00:11:38: Trennerlass und auf kommunaler Ebene auch noch mal mehr Satzungen und Richtlinien.

00:11:44: Das heißt, für jedes Projekt muss man sich im Prinzip ganz spezifisch erkundigen

00:11:48: beim zuständigen Amt oder der zuständigen Behörde, was jetzt im konkreten Fall

00:11:53: an dem konkreten Ort umzusetzen ist.

00:12:28: Wenn es jetzt um die konkrete technische Umsetzung geht, haben wir wiederum

00:12:31: verschiedene Regelwerke, einmal für den innerstädtischen Bereich wird das

00:12:34: definiert durch die DWA, die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,

00:12:38: Abfall und Abwasser.

00:12:39: Und im außerstädtischen Bereich haben wir Regelwerke der Forschungsgesellschaft

00:12:44: für Straßen- und Verkehrswege.

00:12:46: Ja, und dann sind wir sozusagen von oben einmal nach unten durchgewandert

00:12:50: in den Regularien.

00:12:52: Gibt es ein schönes Beispiel, das du uns nennen kannst, wo Regenwasserbehandlung so

00:12:55: nach deinem Verständnis richtig toll umgesetzt gesetzt worden ist?

00:13:01: Ja, in der Tat haben wir da ein sehr schönes, eher jüngeres Projekt, sage ich

00:13:04: jetzt mal, und zwar den sogenannten Klimahain in Friedrichshafen.

00:13:08: Da ist auf dem Adenauerplatz, das ist ein Marktplatz mit auch Marktgeschehen,

00:13:15: eine grüne Insel sozusagen entstanden, als Naherholung für das Stadtgebiet und das

00:13:21: ist eben im Bereich der Zielsetzung dieser Stadt auch gewesen, die sich um ein

00:13:28: integratives- oder integriertes Entwicklungskonzept bemühen und

00:13:31: auch um Klimaanpassungsmaßnahmen.

00:13:33: Und dieser Klimahain, da sind sozusagen 22 Bäume gepflanzt worden, sogenannte

00:13:38: Klimabäume, also im Prinzip Baumarten, die sich ein bisschen an schwierigere

00:13:43: Bedingungen anpassen können, zum Beispiel längere Trockenperioden im Sommer.

00:13:48: Und um diesen Marktplatz herum als Schattenspende für besseres Mikroklima

00:13:52: und über Verdunstung und Kühlung.

00:13:55: Und am Rande des Hains ist eben die DrainFix Clean, unsere

00:13:59: Filtersubstratrinne, gebaut worden, die sozusagen den Marktplatz

00:14:03: entwässert, also das Wasser sammelt, entwässert, reinigt, also

00:14:08: eine Regenwasserbehandlung integriert.

00:14:10: Und dann wird das Wasser aber nicht direkt den Bäumen zugeführt, sondern über einen

00:14:15: Verteilerschacht kommt das noch mal, kommt dann in die verschiedenen Baumgruben,

00:14:19: sodass im Regenfall die Baumgrube noch mal zusätzlich gesättigt wird.

00:14:24: Also es ist jetzt kein aktives Bewässerungssystem im Bedarfsfall bei

00:14:28: Trockenperioden, sondern hilft sozusagen die Baumgrube, die auch noch mal optimiert

00:14:31: worden ist in ihrer Zusammensetzung, sich aufzusättigen.

00:14:36: Und das ist insofern ganz schön, als dass man durch diesen Verteilerschacht, der

00:14:40: dazwischen geschaltet ist, eben auch noch mal den Sommer-/Winterbetrieb

00:14:43: leichter handeln kann.

00:14:45: Jetzt Thema Salzbefrachtung, das ist ein Marktplatz.

00:14:48: Klar, müssen die streuen, weil sie da ja auch Marktbeschickung haben.

00:14:52: Und das ist ein sehr schönes Beispiel, finde ich jetzt, wo man blaue und grüne

00:14:56: Infrastruktur eben mit so neueren Infrastrukturmaßnahmen in

00:14:59: der Stadt integriert hat.

00:15:36: Sehr schön.

00:17:28: Wie funktioniert jetzt konkret dieser technische Aufbau von einem typischen

00:17:32: System zur Regenwasserbehandlung?

00:17:34: Also was sind die zentralen Komponenten?

00:17:38: Ja, so ein dezentraler Regenwasserbehandlungsansatz zielt ja

00:17:40: darauf ab, Regenwasser vor Ort zu behandeln und zu bewirtschaften und

00:17:45: die Belastung eben zu minimieren.

00:17:47: Da gibt es verschiedene Möglichkeiten.

00:17:48: Letztendlich gibt es zentrale Schritte.

00:17:52: Erst mal wird das Regenwasser gesammelt und- von einer Fläche gesammelt,

00:17:56: abgeführt, entweder über eine Rinne oder über einen Schacht.

00:18:00: Es muss eine Behandlung der Feststoffe, eine Abtrennung der Feststoffe

00:18:04: letztendlich passieren.

00:18:06: Sind die mal abgetrennt, gerade weil die ja auch, wie ich eingangs erwähnt habe,

00:18:09: viele Schadstoffe an sich binden partikulär, sodass man da schon eine große

00:18:13: Schadstofffracht auch getrennt hat und danach eben noch mal die gelösten

00:18:18: Schadstoffe, das Ganze kann modular passieren.

00:18:22: Das gibt es ja auch in verschiedenen Anlagen oder wie bei unserer DrainFix

00:18:26: Clean beispielsweise, ist das ja in einem System.

00:18:30: Wir haben hier ein Entwässerungssystem konzipiert, was

00:18:34: das Regenwasser sammelt und dann über einen

00:18:41: carbonathaltigen Filtersubstrat sozusagen schon

00:18:45: sehr effizient die Feststoffe abtrennt.

00:18:48: Das ist insofern wichtig, als dass diese Feststoffe eben auch an der

00:18:52: Oberfläche gesammelt werden.

00:18:54: Und dort eben, sollte sich da mal sehr viel Feststoffe ansammeln, auch

00:18:58: aus dem System ausgetragen werden.

00:19:00: Es findet hier keine Rücklösung statt.

00:19:03: Es findet hier auch nicht, wie in anderen Systemen beispielsweise, wo man

00:19:07: dann die ganze Filterpatrone abwechseln muss, letztendlich das wieder rückspülen

00:19:12: muss, irgendwo gelangt wieder in den Kreislauf.

00:19:14: In unserem System kann man das sozusagen sauber als Filterkuchen, als Sediment an

00:19:19: der Oberfläche abtrennen irgendwann und entsorgen.

00:19:22: Ich meine, entsorgen muss man es, das ist klar, das ist ja wie eine

00:19:24: kleine Schadstoffdeponie.

00:19:27: Carbonathaltig ist wichtig einfach, weil es den pH-Wert puffert im System, mit der

00:19:32: Zeit über den Eintrag von organischen Dingen auch, oder über die Schwermetalle

00:19:35: findet ja auch eine Versäuerung statt.

00:19:38: Das wird immer wieder basisch gepuffert durch das Carbonat und natürlich

00:19:42: hilft das Carbonat auch, Schwermetalle zu fällen und zu binden, ohne eben dass

00:19:49: mit der Zeit der pH-Wert abfällt.

00:19:51: Mit einem abfallenden pH-Wert finden auch wieder andere chemische Prozesse statt,

00:19:57: die verschiedene Schadstoffe auch wieder remobilisieren können.

00:20:02: Hat man keine Rinne zur Verfügung oder hat mehr Platz zur Verfügung, möchte es

00:20:07: vielleicht auch ein bisschen in der grünen Infrastruktur integrieren, kann man

00:20:11: auch eine Versickerungsmulde wählen.

00:20:13: Auch diese Versickerungsmulde funktionieren über- (??

00:20:17: ) als Regenwasser-Sammlung.

00:20:19: Das Ganze wird über einen technischen Filtersubstrat,

00:20:24: auch carbonathaltig im Idealfall, kann das abgetrennt werden, und so

00:20:30: kann das Regenwasser eigentlich sehr effizient behandelt, versickern.

00:20:34: Zum einen, auf der Rinne hat man natürlich jetzt noch den Vorteil, dass man das

00:20:38: Regenwasser eventuell dann auch noch mal sammeln kann und weiter nutzen.

00:20:40: Das wäre jetzt in der Versickerungsmulde- wäre das die Versickerung vor Ort

00:20:44: oder über die Rinne, wenn man es nicht nutzen will,

00:20:48: einleiten in ein Oberflächengewässer oder eben auch versickern.

00:20:53: Genau. Genau.

00:20:54: Bei der Versickerungsmulde versickert es halt einfach ins Grundwasser, ne.

00:20:58: Genau, da versickert es vor.

00:20:59: Das ist ja auch der Gedanke dahinter.

00:21:01: Man braucht aber eben mehr Platz.

00:21:03: Dafür kann man es ein bisschen ins grüne Stadtbild integrieren.

00:21:07: Ja. Thema Verdunstung, ne, Thema-

00:21:10: Genau, und kann eben auch begrünt werden.

00:21:13: Okay, wenn du jetzt unseren Zuhörerinnen und Zuhörern, jetzt vor allen Dingen aus

00:21:18: der Kommune oder aus Planungsbüros, aus dem Landschaftsarchitekturbüro,

00:21:22: drei Empfehlungen mit auf den Weg geben könntest.

00:21:25: Welche wären das?

00:21:27: Zum einen ist sicher ganz wichtig, dass man sich frühzeitig mit dem Projekt

00:21:31: befasst, weil mittlerweile ist ja auch so, dass vor allem Kommunen, Planungsbüros und

00:21:36: Landschaftsarchitekten gemeinsam eine Lösung entwickeln, dass es gerade jetzt,

00:21:40: wenn man mal in diesen Friedrichshafener Klimahain schaut, doch oft eine

00:21:46: integrative Ansatz, blau-grüne Infrastruktur gedacht.

00:21:51: Und da gibt es eben sehr viele verschiedene Aspekte, die damit bearbeitet

00:21:54: werden, von technischer Machbarkeit bis zur gesellschaftlichen Akzeptanz.

00:21:59: Auch Punkte wie Regengärten oder Gründächer muss man ja auch irgendwo

00:22:04: kommunizieren, wenn das die Bürger vor Ort auch mittragen wollen.

00:22:07: Dann muss man sich natürlich auch gut überlegen, welches System wirklich zu den

00:22:12: örtlichen Begebenheiten passt, auch langfristig,

00:22:15: gerade jetzt im Hinblick auf diese Klimaanpassungsmaßnahmen, auf ändernde

00:22:19: Regenmuster und, ne, langanhaltende Trockenheit, Starkregen, dass man sich da

00:22:22: frühzeitig eben anpasst mit einem System.

00:22:25: Wird man hier oberirdisch am Ende arbeiten oder unterirdisch?

00:22:30: Und da gibt es eben auch verschiedene Systeme, die unterschiedlich effizient

00:22:32: arbeiten und auch zum Beispiel im späteren Wartungsbereich einfach viel

00:22:41: besser handhabbar sind, wenn sie beispielsweise oberirdisch verbaut sind.

00:22:45: Interessant ist jetzt, machen wir als letzten Punkt, das ganze Thema: Was muss

00:22:49: eigentlich behandelt werden und wo will ich hin?

00:22:55: Mittlerweile sind die Anforderungen, die gestellt werden an die

00:22:59: Regenwasserbehandlung, steigen immer mehr.

00:23:01: Es kommt jetzt auch immer mehr das Thema gelöste organische Verbindungen,

00:23:05: generell organische Verbindungen aus den genannten Bioziden, z.

00:23:10: B.

00:23:10: Pestizide oder auch PFAS, als Ewigkeitschemikalie.

00:23:16: Vieles kommt immer mehr, wird uns und herangetragen.

00:23:19: Allerdings ist die Empirie dahinter noch nicht so richtig weit entwickelt.

00:23:24: Das heißt, der Kenntnisstand darüber, was kommt wirklich in welcher Form,

00:23:28: wo zum Abfluss ist das gelöst oder doch partikulär gebunden?

00:23:33: Wie verändert sich es vielleicht im Zeitverlauf?

00:23:36: Also da sind auch viele Kenntnisse noch nicht wirklich fundiert,

00:23:41: die Anforderungen aber schon sehr dezidiert und man steht dann auch

00:23:45: als Planer irgendwo dazwischen.

00:23:47: Hier würde ich noch mal immer kritisch nachhaken: Was ist wirklich bekannt, was

00:23:53: zum Abfluss kommt und was erwartet man jetzt wie genau?

00:23:57: Eine 100%-Lösung gibt es ja selten, was genau muss behandelt werden, in

00:24:03: welcher Form und wo will man dahin?

00:24:07: Ja, gerade die Unsicherheit ist, glaube ich, immer ein großes Thema vor solchen

00:24:11: Projekten, was auch schon der Blick in die Zukunft, der Unsicherheit mit sich bringt,

00:24:17: aber auch die Systeme, die man vielleicht noch nicht kennt.

00:24:20: Die Unsicherheit ist vorhanden und das ist ja jetzt nicht nur auf der Umsetzungsseite

00:24:24: so, sondern auch auf Seite der Regelwerke, die sich da, gerade was jetzt den Bereich

00:24:29: organische Verbindungen angeht, noch sehr bedeckt halten.

00:24:32: Zurecht, weil eben, wie gesagt, der Kenntnisgewinn einfach noch sehr

00:24:37: dürftig ist und man sich da einfach noch nicht wirklich festlegen kann.

00:24:40: Es gibt jetzt schon Arbeitsgruppen, da sind wir ja auch in einer vertreten, die

00:24:43: sich um Sonderflächen kümmert und da eben Regelwerk erstellen

00:24:48: sol,l und das stellt sich tatsächlich als gar nicht so trivial dar.

00:24:53: Und auch die Lösungsfindung ist nicht so einfach, weil auch viele Absorber jetzt

00:25:00: nicht, sage ich mal, das Wundermittel sind,

00:25:04: was man sich vielleicht versprochen hat, insbesondere, weil dann eben auch mal ein

00:25:09: großer Unterschied besteht zwischen dem, was man im Labor prüft,

00:25:14: wo die Bedingungen einfach standardisiert sind, wo die Beschickung standardisiert

00:25:19: verfahren wird, wo sehr homogenisierter Stoffeintrag und -auftrag stattfindet

00:25:26: im Vergleich zur Praxis, wo eben nicht immer die gleiche Regenmenge

00:25:30: mit der gleichen Schadstofffracht auf eine Behandlungsanlage trifft.

00:25:35: Und da kann es eben schon zu Zielkonflikten

00:25:41: und Unsicherheiten führen, auch letztendlich in der Behandlungseffizienz.

00:25:48: Ja, komplexes Thema (lacht).

00:25:50: Auf jeden Fall.

00:25:51: Ich denke, sobald man hier eine Unsicherheit hat, glaube ich, sind

00:25:58: wir als Ansprechpartner auch immer da.

00:26:01: Das heißt, im Projektmanagement kann immer eine Beratung angefordert werden, auch

00:26:05: eine kostenlose Beratung angefordert werden, was genau die Planung von solchen

00:26:11: Regenwasserbehandlungsanlagen angeht.

00:26:14: Danke dir, Alexandra, für den Einblick und die Informationen.

00:26:19: Danke Nina, fürs Zuhören.

00:26:19: Ich hoffe, Sie konnten interessante Anregungen mitnehmen für Ihre

00:26:23: Arbeit, für Ihr nächstes Projekt.

00:26:25: Danke fürs Zuhören.

00:26:26: Abonnieren Sie gerne den Podcast oder teilen Sie ihn mit Ihren

00:26:30: Kolleginnen und Kollegen. Bis zur nächsten Folge, tschüss.

00:26:32: (Musik)

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