Holzfassaden 2.0: Zwischen Handwerkskunst und digitaler Planung
Shownotes
In dieser Episode tauchen wir ein in die Welt der Holzfassaden und ihre Rolle im modernen Bauwesen. Dominik Latzel, Zimmermeister bei Rombach Holzbau, teilt seine Erfahrungen und gibt interessante Einblicke in die Vorteile und Herausforderungen des Bauens mit Holz. Von ästhetischen Möglichkeiten über effektives Wassermanagement bis hin zu den hohen Anforderungen an Brandschutz und Statik – erfahren Sie, warum Holzfassaden zunehmend an Bedeutung gewinnen und wie moderne Technologien wie BIM die Planung revolutionieren. Ein Muss für alle, die nachhaltiges Bauen und zukunftsweisende Architektur schätzen.
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Transkript anzeigen
00:00:02: (Belebende Musik) Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen
00:00:11: Folge des Regenwassermanagement-Podcasts.
00:00:14: Heute dreht sich alles um ein faszinierendes Thema, das besonders für
00:00:19: Planer und Architekten von großem Interesse ist: Bauen mit Holzfassaden.
00:00:25: Ein Bereich, der nicht nur ökologisch und ästhetisch relevant ist, sondern
00:00:28: auch technisch anspruchsvoll.
00:00:31: Dabei geht es um die Herausforderungen und Chancen, die sich beim Einsatz von Holz
00:00:35: in der modernen Architektur ergeben.
00:00:38: Wir haben einen tollen Gast und Experten heute dabei.
00:00:42: Dominik Latzel, Zimmermeister bei Rombach Holzbau aus der Nähe von Freiburg,
00:00:47: der uns aus erster Hand Einblick in die Welt der Holzfassaden geben wird.
00:00:52: Dominik wird uns Tipps und Ratschläge aus der Praxis liefern,
00:00:55: wie man die Herausforderungen beim Bau mit Holzfassaden meistert und was Planer und
00:01:00: Architekten unbedingt beachten sollten.
00:01:03: Ich freue mich sehr auf unser Gespräch (belebende Musik).
00:01:13: Herzlich willkommen, Dominik
00:01:15: Hi, Nina, grüß dich. Hallo (lacht).
00:01:18: Ja, schön, dass du dabei bist in unserem Podcast.
00:01:21: Du hast gerade erzählt, du kommst direkt von der Baustelle.
00:01:25: Wo kommst du da her? Was hast du gemacht heute?
00:01:28: Ich bin gerade zugange an einem Holzbau aus den 60er Jahren.
00:01:34: Also das ist ein Holzbau aus den 60ern, den wir gerade sanieren.
00:01:38: Das Gebäude ist vielleicht auch nicht ganz unbekannt in Freiburg.
00:01:42: Also das gehört zu einem ehemaligen Krankenhaus, in dem die
00:01:44: Freiburger Bobbele geboren wurden.
00:01:48: (lacht) Die "Freiburger Bobbele" sind was? Du musst mich aufklären.
00:01:51: Ach so, „Freiburger Bobbele" sind- also „Bobbele" ist die Bezeichnung für
00:01:55: einen Freiburger, der in Freiburg in besagtem Krankenhaus geboren ist.
00:02:00: Okay.
00:02:00: Und da gab es dann auch, solange dieses Krankenhaus noch Kinder geboren hat,
00:02:06: gab es dann die "Bobbele"-Urkunde.
00:02:08: Das ist so eine richtige Urkunde, wo dann „Freiburger Bobbele"-Urkunde drauf steht.
00:02:13: (lacht) Schön. Und was macht ihr dort?
00:02:16: Da machen wir eine energetische Sanierung von Dach und Fassade.
00:02:20: Also das Gebäude ist generell in einem substanziell sehr guten Zustand, also da
00:02:25: ist nichts kaputt, dank einer hinterlüfteten Fassade,
00:02:29: die da schon verbaut war, mit Asbest.
00:02:31: Das wird alles demontiert und das Dach ist auch in Asbest gedeckt,
00:02:34: und dann wird es eben auf energetisch aktuellen Stand gebracht mit ökologischen
00:02:39: Baumaterialien und einer Holzfassade.
00:02:42: Sehr schön. Passend zum Thema (lacht).
00:02:44: Aber lass uns kurz noch mal über dich sprechen.
00:02:47: Du bist Zimmermeister. Warum?
00:02:50: Wie wird man Zimmermeister? Wie kam es dazu?
00:02:53: Ja, das kam so: Also wie wird man Zimmermeister?
00:02:55: Da muss man, oder auch Frau, in die Lehre gehen und eine Ausbildung zum
00:03:00: Zimmerer, zur Zimmerin, machen.
00:03:02: Und früher musste man da noch ein paar Gesellenjahre sammeln, bevor man dann die
00:03:07: Meisterschule besuchen durfte, aber das kann man mittlerweile auch direkt
00:03:11: nach der Gesellenprüfung machen.
00:03:13: Und bei mir war es so: Ich habe mich irgendwann dazu entschieden, über
00:03:16: sehr große Umwege Zimmerer zu werden.
00:03:20: Und das war bis jetzt die beste berufliche Entscheidung in meinem Leben.
00:03:23: Und irgendwann hatte ich halt einen Stand erreicht, wo sich vieles wiederholt hat
00:03:28: und wo einfach nicht mehr viel Neues dazukam und da wollte ich noch ein
00:03:31: bisschen mehr dazulernen einfach.
00:03:34: Und perspektivisch möchte ich irgendwann mal mein eigenes Unternehmen haben
00:03:38: und dafür braucht man im Holzbau den Meistertitel.
00:03:41: Okay. Und den bekommt man wie?
00:03:44: Über den Besuch von der Meisterschule, beziehungsweise eigentlich muss man
00:03:48: nur an vier Prüfungen teilnehmen.
00:03:50: Das ist einmal eine kaufmännische Prüfung, Prüfung zur Ausbildereignung, also dass
00:03:55: man Auszubildende ausbilden darf, und dann noch zwei fachbezogene Teile.
00:04:01: Und da gibt es einen Vorbereitungskurs, den bieten verschiedene
00:04:05: öffentliche Schulen in Deutschland an, aber auch private Schulen,
00:04:08: und der geht meistens ein oder zwei Jahre in Voll-oder Teilzeit.
00:04:12: Und das habe ich auch gemacht.
00:04:14: Einfach, um auch noch ein bisschen Werbung zu machen (lacht) für den Zimmermeister.
00:04:18: So wie wir hören werden und wie ich im Vorgespräch ja auch schon so ein bisschen
00:04:23: mitbekommen habe von dir, ist das wirklich ein toller Beruf, der viel Spaß
00:04:27: macht, der viel Abwechslung bietet.
00:04:30: Ja, ist wahnsinnig schön.
00:04:31: Können wir da ruhig ein bisschen Werbung machen.
00:04:33: Also wie gesagt, beste berufliche Entscheidung.
00:04:35: Sehr schön.
00:04:36: Du arbeitest bei Rombach Holzbau.
00:04:38: Was habt ihr für ein Spezialgebiet oder mit was- macht ihr ausschließlich
00:04:43: Sanierungen oder was macht ihr noch so?
00:04:46: Ja, das Tätigkeitfeld hat sich die letzten Jahre gewandelt.
00:04:49: Die Firma wird nächstes Jahr 100, und ist ein Familienunternehmen
00:04:53: in dritter Generation.
00:04:55: Ganz früher waren es einfach nur- also da waren die Anforderungen auch an
00:04:59: Gebäude noch nicht so wahnsinnig hoch.
00:05:00: Am Anfang waren es halt nur Holzhäuser, sage ich jetzt ganz salopp,
00:05:04: aber halt im- vor allem im Dreisamtal stehen davon noch relativ viele.
00:05:08: Und über die Jahre hat sich das dann immer mehr hin zur Sanierung
00:05:13: verändert, das Haupttätigkeitsfeld.
00:05:15: Und mittlerweile machen wir sehr viel in historischer
00:05:17: Altbausanierung, Denkmalsanierung und ganz wenig Neubau.
00:05:23: Ja, sanieren tut man dann schlussendlich auch mit Holzfassaden, unser Thema heute.
00:05:32: Genau.
00:05:33: Wo würdest du sagen, warum entscheiden sich immer mehr Bauherren, Architekten, ob
00:05:38: jetzt im Neubau oder der Sanierung, für Holzfassaden?
00:05:43: Also ich denke, ein wesentlicher Punkt ist die Ästhetik,
00:05:47: weil mit Holzfassaden einfach super interessante Fassadenbilder
00:05:52: gestaltet werden können, in allen möglichen Farben, Formen, Linienführungen.
00:05:57: Und dann denke ich auch, dass im Bauen gerade generell der Trend zu mehr Holz im
00:06:01: Bau geht, einfach um auch mehr CO₂ im Gebäude zu speichern.
00:06:04: Was hat man jetzt in der Umsetzung für Vorteile, im Vergleich jetzt
00:06:09: zu anderen Fassadentypen?
00:06:11: Es hat auf jeden Fall thermische Vorteile, gerade gegenüber Glas oder auch gegenüber
00:06:15: einem wärmetechnisch durchlässigen Zementverputz.
00:06:21: Welche Arten von Holz eignen sich am besten für Fassaden und wie beeinflusst
00:06:26: jetzt die Wahl der Holzart die Bauweise und dann schlussendlich auch die Wartung?
00:06:31: Also generell eignen sich alle möglichen Hölzer.
00:06:35: Wir verwenden hier in der Gegend viel heimische Weißtanne
00:06:39: oder auch Fichtenfassaden.
00:06:40: Das ist so das Günstigere, würde ich sagen, die Fichte.
00:06:43: Es kommt immer ein bisschen auf das Fassadenbild an.
00:06:45: Die Fichte und Tanne sind generell nicht so witterungsbeständig wie jetzt zum
00:06:50: Beispiel Lerche oder Douglasie, die durchaus auch im Fassadenbau verwendet
00:06:54: werden, haben aber halt andere Vorteile.
00:06:57: Also gerade die Weißtanne ist ziemlich harzarm und dadurch ist die
00:07:01: Fassade immer sauber, sozusagen.
00:07:03: Es ist in der Verarbeitung einfacher und die Weißtanne ist dazu auch noch ein
00:07:08: sehr heimischer Baum im Hochschwarzwald.
00:07:10: Lerche und Douglasie haben die Vorteile, dass sie durch einen höheren Harzgehalt
00:07:14: und durch ätherische Öle von Natur aus widerstandsfähiger gegenüber
00:07:17: Pilzen und Insekten sind.
00:07:19: Es ist eher unüblich, dass Harthölzer für eine Fassade verwendet werden.
00:07:24: Ich denke, das hat einfach Kostengründe und die Weichhölzer haben sich
00:07:27: als Fassadenhölzer bewährt.
00:07:29: Was sind jetzt für dich als Zimmerer, also beim Bauen, bei
00:07:35: der Ausführung, so die größten Herausforderungen mit
00:07:39: Holzfassaden, insbesondere jetzt-
00:07:41: Tatsächlich einfach immer das Wassermanagement.
00:07:43: Also die Fassade schützt ja einerseits das Gebäude vor Wasser, muss aber trotzdem
00:07:49: selber auch vor Wasser geschützt werden.
00:07:51: Also durch die Hinterlüftung von der Holzfassade, die ja zwangsweise erfolgen
00:07:55: muss, wird das Wasser, das gegebenenfalls auf der Rückseite
00:07:58: vom Holz kondensiert, weggetragen.
00:08:01: Und auf der anderen Seite kann so auch kein Wasser auf und im Holz stehenbleiben.
00:08:06: Und wie wird das aktuell umgesetzt, die Hinterlüftung?
00:08:09: Mit einer senkrechten Lattung.
00:08:11: Also es kommt natürlich immer so ein bisschen auf den Wandaufbau an, aber
00:08:15: meistens mit irgendeiner senkrechten Lattung.
00:08:17: Und dann kommt es drauf an, ob die Fassade natürlich waagerecht oder senkrecht oder
00:08:21: auch diagonal verläuft, wie dann eine darauf liegende Traglattung noch mal
00:08:26: ausgeführt wird, ob senkrecht oder waagerecht.
00:08:28: Das heißt, die Hinterlüftung findet durch einen Hohlraum statt,
00:08:32: zwischen dann den zwei-
00:08:34: Genau, also die Hinterlüftung findet durch einen Hohlraum zwischen der
00:08:38: Gebäudeaußenhülle und der letztendlichen Fassadenbekleidung statt.
00:08:42: Also einfach durch Thermik, die sich am Gebäude entwickelt, durch
00:08:46: Sonneneinstrahlung oder auch durch Wärmedurchstrahlung von innen,
00:08:50: gibt es dann über einen langen Hohlraum, der über die komplette Gebäudelänge oder
00:08:55: über einzelne Stockwerke erfolgt, entsteht einfach ein Kamineffekt, der die
00:09:00: Luft hinter der Fassade bewegt und dadurch wird die Feuchtigkeit da wegtransportiert.
00:09:09: Kommen wir konkret zum Sockel bei solchen Holzfassaden, gerade da, also wenn
00:09:16: jetzt natürlich die Fassade bis nach unten geht, an den Boden, dann muss ja besonders
00:09:23: am So- oder ich sage mal so, der Sockel ist ein besonders kritischer Punkt,
00:09:26: was die Hinterlüftung angeht.
00:09:29: Kannst du da vielleicht noch was zu sagen?
00:09:32: Ja, der Sockel ist ja generell ein super kritischer Punkt in
00:09:35: eigentlich jeder Fassade.
00:09:36: Also da ist ja das Fernhalten von Wasser am aller wichtigsten und da ist es
00:09:44: halt wichtig, wie der Abtropfbereich ums Gebäude ausgeführt ist.
00:09:48: Also vor allem für die Langlebigkeit vom Holz, dass das nicht durch Spritzwasser
00:09:52: permanent nass ist oder feucht und dass dann da auch keine Pflanzen oder
00:09:56: Pilze oder Insekten heimisch werden.
00:09:59: Und wie kann man dem entgegenwirken, dass das eben zur Feuchtigkeit kommt,
00:10:05: gerade im Sockelbereich?
00:10:07: Wie wird das gelöst?
00:10:09: Bei Holzfassaden oft einfach durch einen ausreichenden Abstand zum Erdreich.
00:10:13: Das sind, je nach Untergrund 30 Zentimeter, beziehungsweise mit einer
00:10:18: spritzwasserbrechenden Schicht, die um das Gebäude angebracht wird,
00:10:21: oder einfach mit Fassadenrinnen, mit denen man dann das Wasser wegtransportieren kann
00:10:26: und wo auch das Tropfen reduzie-, das Spritzen, Zurückspritzen, reduziert wird.
00:10:30: Wie kommt es zu den unterschiedlichen Ausführungen?
00:10:33: Einmal sind es die ästhetischen Gründe, was auch vielleicht die Architektin, der
00:10:37: Architekt, geplant hat, das Gesicht vom Gebäude.
00:10:40: Eine spritzwasserbrechende Schicht, ich würde sagen, war halt vor allem üblich bis
00:10:44: vor ein paar Jahren, dass man einfach so einen möglichst geringen Abstand erreicht,
00:10:48: indem man einfach so einen groben Schotter da ums Gebäude herumstreut, um
00:10:52: die Fassade herum vor allem.
00:10:54: Und, ja, die ästhetischen Ansprüche sind auf jeden Fall stark gestiegen
00:10:58: in den letzten Jahren im Holzbau.
00:11:00: Ja, wenn man jetzt eine Situation hat, wo man die Fassade bis auf den Boden führen
00:11:04: möchte, dann kann man das ja mit einer Fassadenrinne lösen, die dann auch
00:11:08: die Hinterlüftungsaufgabe übernimmt.
00:11:10: Dann lass uns noch über ein konkretes Projekt sprechen.
00:11:15: Erzähl doch einfach mal von einem speziellen Bauprojekt, bei dem du
00:11:20: jetzt Holzfassaden vielleicht auch neu gebaut hast oder auch saniert hast.
00:11:25: Welche Besonderheiten gab es da und welche Herausforderungen hattest
00:11:29: du bei dem Projekt?
00:11:32: Ja, zuletzt haben wir ein Gebäude für das Diakonische Werk in
00:11:36: Kirchzarten neu gebaut.
00:11:37: Das Ganze ist ein Holzrahmenbau auf einem Betonsockel mit einer
00:11:40: vorgehängten Holzfassade.
00:11:41: Die Fassade ist senkrecht aus verschiedenen breiten
00:11:45: Weißtannenbrettern, die sägerau bearbeitet werden, um dann Nut und Feder zu kriegen.
00:11:51: Und dann werden die noch farblich veredelt, also künstlich vorvergraut.
00:11:56: Und das sieht ziemlich gut aus, meiner Meinung nach.
00:11:59: Die Herausforderung dabei waren- es lief eigentlich super.
00:12:03: (lacht) Das ist auch gut.
00:12:05: Es ist aktuell noch üblich, dass BIM noch nicht überall Einzug gehalten
00:12:10: hat, und dass die Planungsphase während dem Bauen fertiggestellt wird.
00:12:14: Und das sind oft die größten Herausforderungen eigentlich, gerade bei
00:12:19: Neubauprojekten und gestalterische Aspekte, würde ich sagen, die einen
00:12:23: dann vor Herausforderungen stellen.
00:12:25: Du hast BIM angesprochen gerade.
00:12:28: Wie ist da der aktuelle Stand bei euch?
00:12:31: Arbeitet ihr viel mit BIM?
00:12:34: Noch nicht, aber da bin ich dran (lacht).
00:12:38: (lacht)
00:12:38: Also das Planungsbüro, mit dem wir arbeiten, die versuchen das gerade
00:12:42: überall ein bisschen zu forcieren.
00:12:43: Die sind schon relativ BIM-ready und die haben auf jeden Fall schon BIM-Tools, wo
00:12:47: zumindest mal alle planmäßig darauf zugreifen können, also zum Anschauen.
00:12:52: Aber wo es bei den Ausführenden meistens gerade noch fehlt, ist die entsprechende
00:12:56: CAD-Software und auch die Fähigkeit und die personelle Kapazität,
00:13:01: das Ganze digital zu zeichnen und zu planen.
00:13:03: Aber das kommt, glaube ich, auch. Das kommt, ja.
00:13:06: Da haben wir auch schon einige Podcast-Folgen dazu, zum Thema BIM, sowohl
00:13:11: in der Landschaftsarchitektur als auch im Hochbau.
00:13:14: Also der Hochbau ist natürlich schon deutlich weiter wie jetzt der
00:13:17: Landschaftsgartenbau, was ja oft auch unser
00:13:20: Bereich ist im Regenwassermanagement, aber, ja, der Hochbau kommt.
00:13:25: Und da ist gerade die Schnittstelle zu den verarbeitenden Unternehmen
00:13:30: eben so entscheidend.
00:13:31: Gerade wenn Änderungen in der Planung im Nachhinein kommen, würde es so ein
00:13:35: BIM-Modell natürlich deutlich vereinfachen.
00:13:38: Ja, absolut. Das vereinfacht ja generell alles.
00:13:40: Also ich meine, die Vorteile von BIM liegen ja auf der Hand.
00:13:43: Man muss es nur machen.
00:13:45: Genau (lacht).
00:13:46: (lacht) Du hast gerade schon das "Buggi 52" angesprochen in Freiburg,
00:13:53: auch ja eines der größten Holzhochhäuser in Deutschland.
00:13:59: Mehrfach ausgezeichnet, 25 Meter hoch, also wirklich ein beeindruckendes Gebäude.
00:14:05: In Pforzheim wird gerade oder ist ein Holzhochhaus gebaut,
00:14:08: auch in der Dimension.
00:14:10: Das heißt, da tasten sich die Architekten auch ran.
00:14:13: Auch dort eine Holzfassade.
00:14:15: Glaubst du, so als Holzbauer, als Zimmermeister, was sind da die
00:14:19: größten Themen bei so einem Hochhaus?
00:14:21: Bei so einem Gebäude sind die größten Herausforderungen statischer
00:14:26: Natur, würde ich sagen.
00:14:27: Also das sind und waren auch die größten Bedenken der planenden Menschen die
00:14:32: letzten Jahrzehnte, die dem Holzbau im Weg standen, sage ich jetzt mal
00:14:37: so, weil zum Beispiel in Norwegen steht schon länger ein 14-stöckiges,
00:14:43: glaube ich, das Treet-Hus.
00:14:45: Also ich glaube, das ist 14 Stockwerke hoch.
00:14:46: Das steht da seit 2014, wenn mich nicht alles täuscht.
00:14:50: Und zu dem Zeitpunkt haben wir noch nicht daran gedacht, so hoch zu bauen.
00:14:53: Also ich glaube, da war das höchste Holzhochhaus in Deutschland
00:14:56: sieben Stockwerke hoch.
00:14:57: Dann gibt es da natürlich auch ganz, ganz hohe Anforderungen an Brandschutz.
00:15:01: Also weil je höher ein Gebäude wird, umso schneller fällt es natürlich in
00:15:05: Gebäudekategorie drei oder vier und dann gibt der Brandschutz
00:15:08: die Schwierigkeiten vor.
00:15:10: Und die waren halt bis auch vor kurzem einerseits, dass-
00:15:14: es muss immer irgendeinen Betonkern geben, um den das Gebäude herumgebaut wird, um
00:15:18: einmal die statischen Anforderungen zu erfüllen und andererseits
00:15:25: die Anforderungen an den Brandschutz zu erfüllen.
00:15:28: Und soweit ich das weiß, wurde das ist beim "Buggi 52" auf ein
00:15:33: wesentliches reduziert.
00:15:35: Also das gibt noch einen Betonsockel und maximal einen Betonaufzugsschacht.
00:15:40: Und der Rest ist in Brettsperrholz und Holzrahmenbauweise
00:15:44: drumherum und drauf gebaut.
00:15:45: Und das ist einfach in- also mit einer sehr sorgfältigen Planung, mit einer sehr
00:15:50: sorgfältigen Lastberechnung, können wir mittlerweile Holzhäuser einfach wahnsinnig
00:15:55: hoch bauen und große Dimensionen. Aber nur mit BIM.
00:15:59: Aber nur mit BIM (lacht).
00:16:03: (lacht).
00:16:03: Inwiefern kommst du mit Entwässerungssystemen in Kontakt?
00:16:07: Super selten.
00:16:08: Also klar, natürlich mit Dachrinne und Fallrohr, aber auch
00:16:12: mit grünen Dächern, also im Flachdachbereich, da so ein bisschen
00:16:15: und das war es eigentlich schon.
00:16:17: Also meistens, wenn halt so Sachen wie Fassadenrinnen oder so
00:16:21: eingebaut werden, bin ich schon weg.
00:16:22: Das macht dann der Gartenlandschaftsbauer beziehungsweise der Tiefbauer oder die
00:16:26: Person, die sich um das Außengelände kümmert.
00:16:28: Okay.
00:16:29: Musst du im Vorfeld was berücksichtigen, das dann der
00:16:33: Gartenlandschaftsbauer anschließen kann?
00:16:34: Oder wie gibt es da eine Absprache?
00:16:36: Nein, da gibt es natürlich Kontakt.
00:16:38: Da wird schon vorher drüber gesprochen und auch das fließt ja irgendwie in den
00:16:43: Planungsprozess mit ein, dass man sich auf gewisse Höhenmaße und so weiter einigt,
00:16:47: auf die man sich dann gegenseitig auch verlassen kann.
00:16:50: Also hier auch schon wieder Thema BIM.
00:16:52: Und dann natürlich über Vor-Ort-Absprachen, bei Jour fixen
00:16:55: oder bei Baustellenbesprechungen.
00:16:58: Was passiert eigentlich, eben wenn hier Fehler passieren, wenn die Fassade
00:17:02: nicht ausreichend hinterlüften kann?
00:17:05: Dann wird sich zwangsweise früher oder später irgendwann da Kondenswasser bilden
00:17:10: und das Wasser wird stehenbleiben, entweder erst mal auf den
00:17:14: waagerechten Latten oder irgendwann auch auf dem Holz und am Sockelbereich auf dem
00:17:18: Boden, und kann dann kapillar am Holz nach oben ziehen.
00:17:22: Und das hat halt irgendwann eine Schädigung von der Fassade und sogar
00:17:26: eventuell vom Gebäude zur Folge.
00:17:27: Ach ja, und ganz wichtig natürlich, auf einer Holzfassade bilden sich auch keine-
00:17:31: also wenn die Holzfassade richtig hinterlüftet ist, gibt es da auch keine
00:17:34: Algenbildung, wie jetzt auf einem Putz.
00:17:36: Also das heißt, die Holzfassade ist auch sehr viel länger schön.
00:17:39: Warum ist das so, dass sich da keine Algen bilden?
00:17:43: Ja, weil die ja permanent hinterlüftet ist und das Holz einfach
00:17:46: permanent trocken ist.
00:17:47: Und dadurch gibt es keinen Nährboden für Algen, solange das Holz
00:17:49: permanent trocken ist.
00:17:52: Und beim Putz, da gibt es dann einfach auch nachts ein minimales Kondensat auf
00:17:56: der Fassade und irgendwann können sich da Algen bilden.
00:17:59: (??
00:18:00: ) Putz natürlich, also wenn man einen reinen Kalkputz verwendet,
00:18:01: dann nicht, aber-
00:18:03: Also eigentlich ein tolles Material für Fassaden (lacht).
00:18:06: Ich glaube, da muss ich dir nichts erzählen, aber man muss
00:18:11: natürlich gewisse Dinge beachten.
00:18:13: Man muss eine saubere Verarbeitung haben, man muss, genau, bei der Entwässerung
00:18:18: einfach gewisse Dinge beachten.
00:18:20: Gibt es bestimmte Normen, Regelwerke, die da verpflichtend sind, an
00:18:25: die man sich halten muss?
00:18:27: Ja, auf jeden Fall.
00:18:28: Also generell halt geltende Holzbaunormen und der Stand der Technik, sowie halt auch
00:18:33: die Entwässerungs-DINs, die halt beim Gebäude einzuhalten sind.
00:18:36: Das ist, glaube ich, die 68 800 und die 18 533.
00:18:42: Die, ja, erdberührte Bauteile weiß ich nicht mehr, aber- (lacht)
00:18:44: (lacht) Waren schon auf jeden Fall die Richtigen dabei, genau.
00:18:51: Und natürlich für mich als Zimmerer noch die Richtlinie des Zentralverbandes im
00:18:55: Dachdeckerhandwerk und, genau, eben der geltende Stand der Technik.
00:19:01: Okay, unser Podcast ist ja auch für Planer, für Architekten.
00:19:05: Was würdest du jetzt, wenn du die Möglichkeit jetzt mal hast, als
00:19:09: verarbeitendes Handwerk, Empfehlungen an einen Architekt geben, auf
00:19:15: was er bei Holzfassaden besonders achten soll, damit du wunderbar arbeiten kannst
00:19:19: und auch die Holzfassaden lang erhalten bleibt.
00:19:22: Also ganz wichtig ist, die Hinterlüftung ausreichend zu planen, beziehungsweise
00:19:26: jein, das machen ja dann Fachplaner eigentlich.
00:19:28: Also im Prinzip ist ja- der Architekt, die Architektin, kümmert sich ja eher um die
00:19:33: Außenhülle und um den optischen Aspekt.
00:19:35: Und die Fachplaner gewährleisten ja dann im Prinzip, dass die Regeln der Technik
00:19:39: eingehalten sind und die geltenden Normen.
00:19:40: Ich als Ausführender finde es immer schön, wenn es nicht zu kompliziert ist.
00:19:44: Also es ist auch mal schön, wenn man sich verkünsteln darf, wie zum Beispiel bei
00:19:48: einer Schindelfassade, das kann auch als hinterlüftete Fassade ausgeführt werden,
00:19:52: übrigens auch eine sehr schöne Holzfassade.
00:19:55: Ja, und dass vielleicht die optischen Akzente nicht zu extrem werden, also dass
00:20:00: man dann zu stark mit Materialien wechselt.
00:20:02: Das machen ja auch manche Planer ganz gerne, dass das optisch toll aussieht,
00:20:05: aber dann halt einfach nicht schön auszuführen ist.
00:20:09: Okay, wenig Materialwechsel, ab und zu mal eine Besonderheit dabei (lacht).
00:20:15: Macht Spaß, aber grundsätzlich eher einfach halten.
00:20:20: Genau.
00:20:20: Fachplaner sind dann in dem Fall Fachplaner für Holzbau, oder?
00:20:24: Fachplaner für Holzbau sind das dann.
00:20:27: Also das sind dann oft Ingenieurbüros mit Holzbaubezug.
00:20:31: Es gibt natürlich auch Architekten und Architektinnen, die
00:20:34: Fachplaner im Holzbau sind.
00:20:36: Die führen dann im Endeffekt die Konstruktion aus?
00:20:39: Ja, also beziehungsweise der kommt ja vom Architekten, der Entwurf, und die
00:20:43: Werkplanung wird dann je nach Größe des Bauvorhabens halt von verschiedenen
00:20:48: Fachplanern übernommen.
00:20:48: Also dann macht der Tiefbauer seine Planung oder ein Tiefbauplanungsbüro macht
00:20:52: die Planung, und im Holzbau macht es entweder ein Ingenieursbüro, weil
00:20:57: im Holzbau ja eben auch ganz viel auf die Statik geachtet werden muss, oder es macht
00:21:01: auch generell ein Holzbauplanungsbüro.
00:21:04: Und bei kleineren Sachen macht das auch die Zimmerei selber, aber die sind halt in
00:21:08: dem, was sie planen dürfen, eingeschränkt.
00:21:11: Also die Menschen mit Meistertitel, der Meistertitel darf nicht so viel.
00:21:15: Das heißt, wo sind da die Einschränkungen?
00:21:16: Von der Höhe her oder von- Genau, Gebäudegröße.
00:21:19: Also ich darf als Zimmermeister schon Gebäude planen und den Bauantrag dafür
00:21:24: stellen, aber nur bis zu einer Größe von, ich glaube, 150 Quadratmetern
00:21:29: und anderthalb Vollgeschossen.
00:21:30: Also das ist für viele Sachen sehr unrelevant.
00:21:33: Und jetzt auch gerade, wo der Einfamilienhausbau immer
00:21:35: stärker zurückgeht, sowieso.
00:21:38: Und eben alles, was halt größer ist, Ingenieur-Büros, die das machen.
00:21:41: Okay.
00:21:42: Ja, ich fand es total interessant zu hören.
00:21:47: Danke.
00:21:47: Auch so deine Sichtweise auch mal zu hören.
00:21:49: Wir sprechen ja schon mit Fachexperten bei uns im Haus, die sich nur
00:21:55: so auf diese Entwässerung konzentrieren, aufs Regenwassermanagement, oder mit
00:21:59: Planern, die dann die eben wieder eine andere Perspektive haben auf das Thema.
00:22:04: Und ich fand es total interessant, auch mal die ausführende Sichtweise zu hören,
00:22:09: was euch so beschäftigt und was ihr eben für Tipps habt für Planer.
00:22:14: Vielen Dank, Dominik.
00:22:15: Ja, vielen Dank dir auch (belebende Musik).
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