BIM in der Landschaftsarchitektur Status Quo und Stand der Forschung
Shownotes
In dieser Folge sprechen wir mit Annika Zastrow, BIM-Expertin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Osnabrück, über die Vorteile, Herausforderungen und das enorme Potenzial von Building Information Modeling in der Landschaftsarchitektur.
Eines steht fest: Die Digitalisierung wird die Planungs- und Bauprozesse in der Landschaftsarchitektur grundlegend verändern und BIM ist das unverzichtbare Werkzeug dafür. Die Zukunft beginnt jetzt – wer zu den Vorreitern gehören möchte, muss sich heute mit BIM auseinandersetzen.
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00:00:01: (Belebende Musik) Hallo
00:00:10: und herzlich willkommen zu einer neuen
00:00:11: Folge des Regenwassermanagement-Podcasts.
00:00:15: Letzte Woche noch auf der GaLaBau und heute schon in unseren Podcasts.
00:00:19: Frau Anika Zastrow ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für
00:00:23: Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Hochschule
00:00:27: Osnabrück und absolute BIM-Expertin.
00:00:29: Durch ihre Forschungsprojekte beschäftigt sich Frau Zastrow sowohl mit aktuellen als
00:00:35: auch mit zukünftigen Themen rund um Building Information Modeling.
00:00:39: In der letzten Folge ging es generell um Unterschiede und Gemeinsamkeiten von
00:00:44: BIM-Anwendungsfällen im Hoch-, Tief-und Landschaftsbau.
00:00:48: Mit Frau Zastrow spreche ich heute über ihre Erfahrungen mit der BIM-Methodik,
00:00:52: speziell in der Landschaftsarchitektur, den Status Quo, aber ganz besonders auch
00:00:58: über aktuelle Forschungsprojekte und den Erkenntnissen daraus.
00:01:02: Also absolut interessant für alle Landschaftsarchitekten und GaLa-Bauer da
00:01:06: draußen, die in Sachen BIM up to date sein wollen.
00:01:09: Ich freue mich auf das Gespräch und wünsche Ihnen viel Spaß beim Hören.
00:01:22: (Belebende Musik) Hallo Frau Zastrow. Hallo.
00:01:24: Vielen Dank, dass ich hier sein kann.
00:01:25: Herzlich willkommen (lacht).
00:01:28: Ja, wie war für Sie die Messe?
00:01:30: Erzählen Sie kurz, wie erging es Ihnen letzte Woche?
00:01:33: Ja, ich habe mich sehr gefreut über die Einladung von Hauraton, habe mich auch
00:01:37: sehr gut aufgehoben gefühlt in der ganzen Zeit und ich hoffe, der
00:01:41: Vortrag war auch interessant.
00:01:43: Das war er definitiv.
00:01:45: Ja, ich konnte ihn ja auch verfolgen und es waren richtig tolle Insights auch
00:01:50: drin, über die wir teilweise heute ja auch sprechen.
00:01:52: Deshalb freue ich mich sehr auf das Gespräch.
00:01:56: Und vielleicht zu Beginn sprechen wir mal über Ihre Aufgaben an der Hochschule.
00:02:02: Ich hatte es schon in der Einleitung gesagt, Sie sind
00:02:04: wissenschaftliche Mitarbeiterin.
00:02:06: Was heißt das genau und was machen Sie dort?
00:02:09: Also ich studiere auch an der Hochschule noch.
00:02:12: Ich habe den Bachelor in der- im Studiengang Landschaftsbau gemacht, und
00:02:17: jetzt mache ich dort den Master, schreibe gerade aktuell an meiner Masterarbeit, und
00:02:23: ich arbeite bei der Hochschule seit 2021 und bin da seit anderthalb
00:02:29: Jahren jetzt in der Lehre tätig.
00:02:31: Ich bin mehrere verschiedene Stellen durchlaufen und aktuell unterrichte ich
00:02:37: eben Bauzeichnen, einmal in 2D und dann eben auch in 3D.
00:02:42: Und ich unterstütze auch meine Vorgesetzte Frau Brückner in vielen
00:02:47: verschiedenen Modulen.
00:02:48: Wir haben an der Hochschule zwei BIM-Module, die für die
00:02:53: Landschaftsarchitekten und für die Bauingenieure gedacht sind.
00:02:57: Und da betreue ich eben Übungen im Bereich VR und 3D-Visualisierung.
00:03:03: Ja, das ist ein breites Feld.
00:03:05: Da haben Sie sicherlich ja einiges zu tun.
00:03:07: Das heißt, zum einen lehren Sie selbst und zum anderen unterstützen
00:03:11: Sie Frau Brückner, sagten Sie. Frau Brückner ist wer?
00:03:14: Frau Brückner ist an der Hochschule Osnabrück für den digitalen Bereich
00:03:20: verantwortlich und ist auch Leiterin der ganzen Forschungsprojekte,
00:03:24: die wir durchführen.
00:03:25: Ja, dann lassen Sie uns über BIM sprechen.
00:03:29: Wie würden Sie den aktuellen Status Quo beschreiben?
00:03:33: Wo stehen wir?
00:03:34: Es ist so, dass wir in der Landschaftsarchitektur in einer
00:03:38: ziemlichen Pionier-Phase aktuell sind.
00:03:41: Es ist so, dass die Landschaftsarchitektur-Büros, die sich
00:03:45: eben mit BIM beschäftigen, sehr vereinzelt sind.
00:03:48: Also man kann auf jeden Fall sagen, dass es noch nicht in der breiten
00:03:51: Masse angekommen ist.
00:03:53: Und auch in der Forschung ist es so, dass viele Standards, also viele Bereiche,
00:04:00: viele Anwendungsfälle schon gut ausgearbeitet sind, aber andere Bereiche
00:04:05: sind eben noch gar nicht erforscht.
00:04:06: Und man kann sich eben einige Sachen gut vom Hochbau abschauen,
00:04:12: aber viel muss eben auch neu erfunden werden, weil zum Beispiel für die
00:04:17: Vegetation, für die Pflanzen, noch gar keine Standards vorhanden sind und da
00:04:22: muss eben erst noch erforscht werden.
00:04:27: Hm (zustimmend).
00:04:28: Zeigt sich das dann auch in den Studentenzahlen?
00:04:30: Wenn Sie sagen, es gibt eben die zwei Module, für Landschaftsarchitektur und für
00:04:36: Bauingenieurwesen, ist dann wahrscheinlich Bauingenieurwesen deutlich größer, die
00:04:40: Gruppe, oder ist es in der Ausbildung schon ausgeglichen?
00:04:45: Also in den Gruppen, in den Wahlpflichtmodulen, ist es relativ gut
00:04:50: ausgeglichen, weil der Studiengang Landschaftsarchitektur viel größer ist und
00:04:56: deswegen sind dementsprechend auch mehr Leute in dem Modul.
00:05:00: Und-
00:05:02: Ist das ein Pflichtmodul?
00:05:04: Nein, das ist ein Wahlpflichtmodul.
00:05:07: Es ist aber so, dass sowohl die Bauingenieure und die
00:05:10: Landschaftsarchitekten eben 3D-Modellieren schon in Pflichtmodulen
00:05:15: lernen, zumindest ansatzweise.
00:05:17: Das ist natürlich bei den Bauingenieuren dann tiefgreifender und bei den
00:05:22: Landschaftsarchitekten eben nur ein kleiner Exkurs, aber die BIM-Module bauen
00:05:26: dann eben auf diesem Grundwissen, was das 3D-Modellieren angeht, auf.
00:05:31: Und wie hat sich das so entwickelt?
00:05:32: Sehen Sie da, gerade weil es eben kein Pflichtmodul ist,
00:05:36: sehen Sie die Zahlen wachsend, auch gerade speziell in der
00:05:39: Landschaftsarchitektur, in dem Studium?
00:05:41: Ja, das Interesse nimmt auf jeden Fall zu und damit wird ja auch die Entwicklung in
00:05:47: den Unternehmen wiedergespiegelt, weil vor allen Dingen bei den Bauingenieuren ist es
00:05:52: so, dass man kaum noch drum rumkommt, um BIM.
00:05:56: Und bei den Landschaftsarchitekten ist das ein bisschen anders, ist es noch nicht so
00:06:00: weit fortgeschritten, aber die Leute wissen eben, dass sie mit BIM auch
00:06:05: sehr gute Berufseinstiegschancen haben.
00:06:09: Dementsprechend sind die Module dann relativ beliebt.
00:06:12: Ganz grundsätzlich, speziell im Landschaftsbau, in der Landschaftsplanung:
00:06:16: Wo liegt aus Ihrer Sicht aktuell der größte Mehrwert in der BIM-Methodik?
00:06:22: Also ich würde sagen, der größte Mehrwert ist eben die Zusammenarbeit, weil BIM ja
00:06:29: nicht nur bedeutet 3D zu modellieren, sondern eben auch das Kooperieren der
00:06:35: verschiedenen Sparten, das Zusammenfügen von Teilmodellen.
00:06:39: Und da hat man eben die Möglichkeit, Planungsfehler sehr früh aufzudecken und
00:06:45: deswegen eben langfristig die Planung auch zu verbessern.
00:06:50: Das ist aktuell der größte Mehrwert in meinen Augen, aber zukünftig in der
00:06:56: Entwicklung wird es eben so sein, dass man auch den ganzen Lebenszyklus betrachtet
00:07:01: und dann eben auch Potenziale in der Nachhaltigkeit ausschöpfen kann.
00:07:06: Wo sehen Sie so die größten Treiber?
00:07:10: Also es ist so, dass es ja diese Masterpläne gibt im Bereich
00:07:15: Bundesfernstraßen und für Bundesbauten.
00:07:18: Und deswegen wird der Druck auf den Hochbau eben erhöht und dementsprechend
00:07:24: wird auch der Druck auf die Landschaftsarchitektur höher.
00:07:29: Und so wird das Ganze eben fortschreiten.
00:07:33: Kommen wir zu Ihren Forschungsfeldern, Forschungsprojekten.
00:07:37: Woran arbeiten Sie gerade?
00:07:39: Tja, wie sieht so was aus, wie sieht so die Arbeit von Ihnen tagtäglich aus?
00:07:44: Also ich selber bin ja nicht in der Forschung tätig.
00:07:47: Ich bekomme die Forschungsprojekte eigentlich ja nur aus dem Büroalltag mit,
00:07:54: beziehungsweise auch aus Studentensicht.
00:07:57: Es gibt da ein großes Forschungsprojekt, das jetzt bis 2022 gelaufen ist.
00:08:03: Das war das Forschungsprojekt „Freiraumplanung
00:08:06: digital" von- im Rahmen Qualität Plus.
00:08:10: Und das wurde gefördert vom Niedersächsischen Ministerium
00:08:14: für Wissenschaft und Kultur.
00:08:16: Und da wurde eben in drei Jahren sehr viel getan, um die Lehre zu fördern.
00:08:22: Da wurde die Digitalisierung gepusht, es konnten Mitarbeiter eingestellt werden von
00:08:28: der Hochschule, und in dem Rahmen sind eben sehr viele BIM-Workflows hier
00:08:33: an der Hochschule erarbeitet worden.
00:08:35: Wir haben zum Beispiel ein Projekt hier am Campus.
00:08:40: Wenn ich hier bei mir im Büro aus dem Fenster schaue, sehe ich das fast schon.
00:08:43: Das ist ein Gebäude, das wurde dann komplett- der
00:08:46: Hochbau wurde komplett 3D-modelliert und eben auch die Außenanlagen.
00:08:51: Und da wurden eben sehr viele Projekte mit durchgeführt.
00:08:56: Also es wurde zum Beispiel so eine Drohnenbefliegung auch dort gemacht oder
00:09:00: es wurden Scans durchgeführt, die dann eben auch in der virtuellen Realität
00:09:05: angeschaut worden sind.
00:09:07: Und da sind eben ganz viele Workflows entstanden, die auch jetzt in
00:09:12: der Lehre noch verwendet werden.
00:09:14: Und die Datengrundlagen werden da eben auch weiterverwendet.
00:09:19: Wenn jetzt so eine Drohne beispielsweise fliegt,
00:09:24: in welchem Anwendungsfall befinden wir uns da und was genau werden
00:09:29: für Daten aufgenommen?
00:09:30: Also die Drohne, das ist der Anwendungsfall der Bestandsaufnahme.
00:09:36: Das heißt, die Drohne überfliegt das Gebiet und nimmt eben eine Punktwolke auf.
00:09:41: Und die Punktwolke kann dann im Anschluss weiterverarbeitet werden und dann zu so
00:09:47: einem digitalen Geländemodell eben vermascht werden.
00:09:51: Und das kann dann eben verwendet werden, um die Höhenplanung in dem Gebiet
00:09:55: eben, ja, als Datengrundlage zu haben.
00:09:59: Dann hatten Sie über das Scannen gesprochen.
00:10:03: Wie sieht es da aus?
00:10:04: Genau, da haben wir auch verschiedene Workflows.
00:10:07: Also es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, mit dem ganz normalen iPad, mit dem iPad
00:10:13: Pro, einen Scan herzustellen, der aber jetzt georeferenziert nicht
00:10:20: hundertprozentig genau ist.
00:10:21: Das heißt also, ich gehe mit dem iPad um ein Objekt herum oder eine ganze
00:10:28: Bodenfläche, und bekomme dann ein höhengerechtes Modell von der
00:10:32: Umgebung, die ich eben abgescannt habe.
00:10:34: Wir haben jetzt aber auch neuerdings ein Gerät, das georeferenziert,
00:10:37: zentimetergenau das Modell einordnen kann.
00:10:41: Das heißt, ich habe dann quasi meine Fläche direkt als Modell?
00:10:47: Genau. Gibt es weitere Forschungsprojekte?
00:10:51: Genau, wir haben ein Forschungsprojekt, das jetzt auch
00:10:54: 2022 abgeschlossen worden ist.
00:10:57: Das ist von der Stadt Hamburg gefördert worden und da ging es eben darum, den
00:11:03: Bauantrag BIM-basiert durchzuführen.
00:11:07: Das haben wir in Zusammenarbeit mit der Uni Bochum erarbeitet.
00:11:11: Die hat da den Hochbau modelliert und wir haben eben den Freiraum modelliert und da
00:11:17: ging es darum, das Ganze zusammenzufügen, also erst mal um die Zusammenarbeit und
00:11:22: dann eben darum, wie wird richtig modelliert?
00:11:26: Wie hat zum Beispiel so ein Baum auszusehen, ein 3D-Modell davon.
00:11:30: Das ist so, dass wir einmal den Stamm modellieren, dann die
00:11:34: Krone und dann die Wurzel.
00:11:36: Und dann wurde das eben veröffentlicht als Modellierungsrichtlinie, wie man eben die
00:11:41: Objekte, die im Freiraum vorkommen, für den Bauantrag modellieren muss.
00:11:46: Das war der eine Teil von dem Projekt, und der andere Teil, da ging es schon richtig
00:11:51: in das Arbeiten mit Sachdaten in BIM auch und um die Modellprüfung.
00:11:57: Da wurde eben geprüft mithilfe von Skripten, wie das Modell die
00:12:03: Anforderungen des Bauantrags erfüllt.
00:12:05: Zum Beispiel: Sind genügend Quadratmeter Dachflächen da oder sind die
00:12:12: Hochwasserschutzflächen eingehalten?
00:12:14: Oder zum Beispiel der Brandschutz: Sind genügend Feuerwehr-Stellplätze vorhanden?
00:12:19: Sind die Radien von den Durchfarhöhen- ist das alles korrekt?
00:12:23: Und das lässt sich alles mit BIM automatisch prüfen.
00:12:26: Also das heißt, das war ja ein Forschungsprojekt, und ist das alles so
00:12:31: gelungen, wie man sich das vorgenommen hat?
00:12:33: Und was sind jetzt so die konkreten Erkenntnisse daraus?
00:12:36: Das mit den Prüfungen hat sehr gut funktioniert und auch das mit der
00:12:44: Modellierungsrichtlinie.
00:12:45: Wir haben dann eben auch versucht, die Modellierungsrichtlinie in verschiedenen
00:12:50: Programmen anzuwenden und das war eigentlich auch gut möglich.
00:12:55: Also diese Modellierungsrichtlinie, die kann eben auch im weiteren
00:13:00: Verlauf verwendet werden.
00:13:02: Wir hatten einzelne Erkenntnisse, an denen wir jetzt im weiteren Verlauf
00:13:06: arbeiten, zum Beispiel der Aufbau.
00:13:09: Also es war eine Dachbegrünung auf einer Tiefgarage und da ging es eben darum, wie
00:13:15: wird der Aufbau von so einer Dachbegrünung vernünftig modelliert.
00:13:20: Und da ist eben die Frage: Welche Schichten werden jetzt einzeln modelliert
00:13:25: und welche dann beispielsweise als ein großes Objekt?
00:13:29: Da sind noch Potenziale, das Ganze auszuarbeiten.
00:13:33: Gibt es weitere Projekte?
00:13:35: Wir haben ein großes Projekt in der Verbandsarbeit.
00:13:40: Das war der FLL, Arbeitskreis Landschaftsarchitektur, und die Building
00:13:44: Smart Gruppe Landschaftsarchitektur.
00:13:47: Dort wurde so ein Vorstandard entwickelt für die Sachdaten.
00:13:51: Das heißt, da wurden die Objekte zu Klassen hinzugefügt, zu Gruppen mit einer
00:13:57: einheitlichen Benennung, und dort wurden eben Property Sets standardisiert,
00:14:03: unterteilt.
00:14:04: Und das Ganze wird jetzt im Oktober tatsächlich veröffentlicht.
00:14:08: Und da gibt es jetzt ein Forschungsprojekt, das
00:14:12: jetzt darauf aufbaut.
00:14:14: Und das wird ab Oktober diesen Jahres bei uns an der Hochschule durchgeführt,
00:14:20: in Zusammenarbeit mit der PSU.
00:14:22: Und das ist eben beauftragt von der BASt.
00:14:25: Und da geht es eben darum, diesen Vorstandard, also dass BIM-Fachmodell
00:14:30: "Landschaft und Freianlage" in einem Praxisprojekt umzusetzen
00:14:34: und eben zu testen.
00:14:36: Und da geht es auch wieder um die eventuell teilautomatisierte
00:14:40: Durchführung von Genehmigungsprozessen.
00:14:44: Und vor allen Dingen geht es eben darum, diesen Vorstandard zu
00:14:48: überprüfen und zu verbessern.
00:14:51: BASt ist die Bundesanstalt für Straßenwesen.
00:14:54: Okay, hm (zustimmend).
00:14:56: Dieses BIM-Fachmodell "Landschaft und Freianlage", das ist im Aufbau auf die
00:15:01: BIM-Klassen der Verkehrswege entstanden, und integriert sich da eben rein und
00:15:07: findet auch eine gemeinsame Sprache, dass eben zum Beispiel die Möbel dann nicht
00:15:14: Möbel heißen, sondern Einbauten, und dass es eben im Straßenbau und in der
00:15:18: Freiraumplanung einheitlich ist.
00:15:20: Ja, das sind ja schon einige wirklich sehr interessante Projekte und auch schön zu
00:15:26: hören, finde ich, dass das eine auf das andere aufbaut und da
00:15:30: auch Erkenntnisse daraus weiter hinterfragt und geprüft werden.
00:15:35: Jetzt bin ich Landschaftsarchitektin, studiere jetzt nicht an der Hochschule
00:15:39: Osnabrück, habe mein Studium vielleicht schon hinter mir und bin
00:15:43: schon längere Zeit im Beruf.
00:15:45: Wie komme ich an diese Information?
00:15:47: Also wie kann ich mich aufschlauen und eben aus diesen
00:15:50: Forschungsergebnissen auch lernen?
00:15:53: Also die Forschungsergebnisse aus den genannten Projekten jetzt, die sind alle
00:15:58: auf der Internetseite von Frau Brückner zusammengefasst.
00:16:02: Das ist eben auf der Website der Hochschule Osnabrück, Frau Dr. Ilona
00:16:08: Brückner, und dort sind eben diese Modellierungsrichtlinien verwiesen und
00:16:13: eben auch dieser Standard für die Sachdaten, das BIM-Fachmodell
00:16:17: "Landschaft und Freianlage".
00:16:19: Genau, also wer sich dafür interessiert, kann auf der Webseite nachschlagen.
00:16:23: Okay, sehr schön.
00:16:24: Dann verlinke ich die Seite auch in den Shownotes.
00:16:29: Ja, gibt es weitere Projekte oder weitere, vor allen Dingen Erkenntnisse, jetzt auch
00:16:34: aus den anderen, die Sie genannt haben, die jetzt, ja, mir speziell
00:16:38: als Landschaftsarchitektin oder als Bauingenieur weiterhelfen,
00:16:42: die ich jetzt schon nutzen kann?
00:16:45: Ja, also es ist so, dass diese Sachdaten und die
00:16:49: Modellierungsrichtlinie genutzt werden können, aber es wird immer so sein, dass
00:16:54: die auf das spezielle Projekt angepasst werden müssen.
00:16:59: Also es ist nicht so, dass es jetzt schon einen Standard gibt, der komplett genutzt
00:17:04: werden kann, sondern da muss immer projektspezifisch angepasst werden.
00:17:10: Wenn Sie jetzt so an die letzten fünf Jahre denken, die Sie ja jetzt
00:17:14: auch, noch nicht ganz (lacht), aber auch, ja,
00:17:17: als Studentin ja auch dann schon an der Hochschule waren
00:17:20: und sich mit BIM beschäftigt haben, das heißt, wo sehen Sie so in diesen fünf
00:17:24: Jahren so die größten Entwicklungen in der BIM-Methodik, jetzt speziell auf
00:17:28: die Landschaftsarchitektur bezogen?
00:17:30: Es ist so gewesen, dass wir durch dieses Forschungsprojekt Q+ bei uns in der Lehre
00:17:38: sehr große Fortschritte gemacht haben.
00:17:40: Dieser ganze VR-Standard und auch was das 3D-Visualisieren angeht, da sind wir eben
00:17:46: jetzt durch dieses Projekt sehr viel weiter als vor fünf Jahren.
00:17:52: Und vor allen Dingen die 3D-Visualisierung, diese
00:17:55: Programme sind eben relativ neu.
00:17:58: Und es ist auch so, dass jetzt diese KI-3D-Visualisierung im Kommen ist, und
00:18:05: das ist jetzt eben auch eine relativ neue Sache, die auf jeden Fall in den
00:18:09: letzten fünf Jahren entstanden ist.
00:18:12: Und dieses Visualisieren mit Photoshop, das wird zum Beispiel
00:18:18: immer weniger werden.
00:18:19: Also da gibt es mittlerweile Software, die das Ganze eben ersetzt.
00:18:24: In der letzten Folge mit Frau Simek sprachen wir ja konkret über
00:18:28: verschiedene BIM-Anwendungsfälle.
00:18:30: Wo würden Sie sagen, sind wir in der Landschaftsarchitektur bereits am
00:18:34: weitesten und wo noch gar nicht?
00:18:37: Wir sind in der Landschaftsarchitektur sehr weit, was die früheren
00:18:44: Phasen des Entwurfs angeht.
00:18:46: Also die Entwurfsplanung, die ist schon sehr gut ausgearbeitet.
00:18:51: Also auch mit den Modellierungsrichtlinien, die wir jetzt
00:18:55: erstellt haben, ist es eigentlich sehr gut möglich, so einen Entwurf zu modellieren
00:19:02: und auch die Bestandsaufnahme.
00:19:05: Also der Anwendungsfall „Bestandsaufnahme" ist auch sehr gut ausgearbeitet.
00:19:11: Das Befliegen mit Drohnen ist möglich und dieses automatische Erstellen von
00:19:17: Geländemodellen, aber auch das Nutzen von Totalstationen, eben um 3D-Daten zu
00:19:25: bekommen, das ist sehr gut ausgearbeitet.
00:19:28: Und ein anderer Anwendungsfall, der auch sehr gut ausgearbeitet ist,
00:19:31: ist die 3D-Visualisierung.
00:19:33: Wenn man ein 3D-Modell bereits modelliert hat, dann ist es eben nur noch ein sehr
00:19:39: kleiner Schritt, so eine optisch ansprechende Visualisierung zu erstellen.
00:19:45: Das war früher eben sehr aufwendig, das beispielsweise in Photoshop zu machen oder
00:19:49: so, aber wenn man mit einem 3D-Modell schon arbeitet, dann sind es teilweise nur
00:19:55: wenige Klicks, je nachdem, wie aufwendig die Visualisierung jetzt sein soll.
00:20:01: Und dann hat man eben ein schönes Bild oder ein schönes Video, das im Hintergrund
00:20:06: den Himmel beispielsweise hat oder eben die Umgebung.
00:20:11: Und das ist auch bei uns hier an der Hochschule sehr gut ausgearbeitet.
00:20:15: Und dann gibt es natürlich im Bereich der Ausführungsplanung die Möglichkeit,
00:20:20: Mengen zu ermitteln aus dem 3D-Modell.
00:20:23: Man kann schon die Kosten ermitteln, also es gibt da Dienste, die automatisch
00:20:30: Kosten berechnen können von den Bauteilen.
00:20:33: Also eben das bauteilbezogene Kalkulieren ist schon gut ausgearbeitet.
00:20:38: Und das automatische Verknüpfen von Leistungsverzeichnissen und
00:20:43: Ausschreibungsunterlagen, das ist sehr gut möglich mit dem 3D-Modell.
00:20:48: Und andere Bereiche, wo wir noch nicht so weit sind, wo wir in der
00:20:55: Landschaftsarchitektur dem Hochbau so ein bisschen hinterherhinken, das ist
00:20:59: beispielsweise die Terminplanung, die Logistikplanung, alles, wo es dann eben
00:21:06: in den Bereich der Ausführung übergeht.
00:21:10: Und die Bauvorschrittskontrolle, da habe ich auch mit Frau Simek drüber gesprochen,
00:21:14: dass das im Hochbau schon sehr viel weiter ausgearbeitet ist.
00:21:19: Und auch was Mängelerfassung, Nachträge
00:21:23: angeht, da sind wir eben im Bereich BIM in der Landschaftsarchitektur
00:21:26: noch nicht so gut aufgestellt.
00:21:29: Woran, glauben Sie, liegt das?
00:21:32: Der Hauptgrund wird wahrscheinlich sein, dass wir einfach in so einer sehr
00:21:39: frühen Entwicklungsphase sind.
00:21:41: Die vorangehenden Anwendungsfälle, die sind auch alle gerade erst in so
00:21:48: Testphasen und deswegen bietet es sich eben noch nicht an, die Modelle dann in
00:21:56: der Ausführungsphase weiterzuentwickeln.
00:21:58: Und auch die Zusammenarbeit mit dem Garten-und Landschaftsbau
00:22:02: ist da eben so eine Sache.
00:22:03: Im Garten-und Landschaftsbau, da sind wir in einem sehr, sehr frühen Stadium.
00:22:09: Also fast in den seltensten Fällen gibt es eben Garten-und Landschaftsbauunternehmen,
00:22:13: die schon mit BIM arbeiten und wenn, dann sind es eben nur einzelne
00:22:19: Anwendungsbereiche, zum Beispiel so eine Drohnenbefliegung oder auch
00:22:25: ein Aufmaß per Scan, das geht auch schon, aber das sind eben nur ganz
00:22:31: vereinzelte Fälle.
00:22:33: Und um eben BIM zu nutzen in der Phase der Baumausführung, da muss eben auch der
00:22:41: Garten-und Landschaftsbau irgendwann an Bord geholt werden.
00:22:43: Und, ja, daran- so weit sind wir einfach aktuell noch nicht.
00:22:47: Aber in den kommenden Jahren ist eben zu erwarten, dass wir
00:22:52: da dem Hochbau so ein bisschen gleichziehen und dann auch diese
00:22:57: Anwendungsfälle in der Bauausführung weiter ausgearbeitet werden.
00:23:02: Das ist eine schöne Überleitung auch zum Ende (lacht) des Podcasts.
00:23:06: Sie sagen gerade, die Überleitung in die Bauausführung wird uns beschäftigen
00:23:11: in den kommenden Jahren.
00:23:12: Wann, glauben Sie, sind wir bei, ich sage jetzt mal, 50% in
00:23:19: BIM-modellierten Bauvorhaben?
00:23:21: Also 50% im- Landschaftsarchitektur, das wird noch sehr lange dauern.
00:23:28: Also ich habe neulich gehört, ich weiß auch nicht, ob die Daten da ganz aktuell
00:23:33: sind, dass auch noch nicht mal beim Hochbau zu 50% in BIM modelliert wird.
00:23:38: Also ist es zu erwarten, dass wir uns da eben anpassen und uns daran
00:23:45: orientieren, was eben der Hochbau macht.
00:23:47: Es ist aber auch so, dass zum Beispiel für die Bundesfernstraßen ja jetzt diese
00:23:53: Masterpläne veröffentlicht worden sind.
00:23:55: Und vor allen Dingen in der Umweltplanung wird der Druck da sehr groß werden, weil
00:24:01: auch Firmen wie die DEGES dann eben auf das Arbeiten mit BIM bestehen.
00:24:05: Da wird es sehr zeitnah keinen Weg mehr drumherum geben, mit BIM zu arbeiten.
00:24:11: Also da werden die Zahlen dann in die Höhe schießen demnächst.
00:24:15: Jetzt bin ich ein kleineres Landschaftsarchitekturbüro und habe
00:24:20: mit BIM bisher keine Berührung gehabt.
00:24:22: Wo soll ich anfangen?
00:24:24: Was würden Sie empfehlen?
00:24:26: Ein guter Startpunkt wäre mit dem 3D-Modelieren anzufangen, mit so einem
00:24:32: 3D-Modell eben das Arbeiten, den Umgang zu lernen, und dann eben einzelne
00:24:38: Anwendungsfälle, die jetzt schon sehr gut ausgearbeitet sind, zu nutzen.
00:24:42: Und am besten Studenten von der Hochschule Osnabrück einstellen (lacht).
00:24:45: Genau.
00:24:47: Die ja bestens gelehrt werden, so wie ich es jetzt gehört habe von Ihnen.
00:24:52: Ja, Frau Zastrow, wir sind am Ende.
00:24:53: Vielen, vielen Dank für die Informationen, für die Einblicke in die
00:24:58: Forschungsarbeit der Hochschule, in Ihre Erfahrung, war sehr interessant.
00:25:03: Sehr gerne. Danke Ihnen.
00:25:05: Dann wünsche ich Ihnen, liebe Zuhörer, alles Gute und bis zum nächsten Mal.
00:25:09: Tschüss.
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