Regenwasserreinigung mit dem CARBOTEC Filtersubstrat - Stand der Technik und absoluter Deep Dive mit Dr. Alexandra Joos

Shownotes

Tauchen Sie mit dieser Folge in die Welt der Regenwasserbehandlung ein! In unserem Interview mit Dr. Alexandra Joos erfahren Sie alles über die neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet. Von der effektiven Oberflächenfiltration bis hin zur Funktionsweise des CARBOTEC Filtersubstrats - erhalten Sie wertvolle Einblicke und Tipps für die Planung einer Regenwasserbehandlungsanlage.

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Transkript anzeigen

00:00:01: (Belebende Musik) Hallo

00:00:10: und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts.

00:00:14: Heute spreche ich mit Dr.

00:00:15: Alexandra Joos, Produktmanagerin unserer Regenwasserbehandlungssysteme.

00:00:21: Es wird ein richtiger Deep Dive, das kann ich schon mal vorwegnehmen.

00:00:25: Denn wir sprechen über

00:00:27: Regenwasserreinigung, was genau ein Filtersubstrat leisten muss, bevor das

00:00:32: Wasser weitergenutzt oder dem Grundwasser zugeführt werden darf,

00:00:36: und was die aktuellen neuesten Entwicklungen dazu sind.

00:00:40: Es wird technisch, wissenschaftlich

00:00:43: und absolut relevant für alle Planer moderner Regenwasserbehandlungsanlagen.

00:00:48: Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Hören.

00:00:59: (Belebende Musik) Hallo Alexandra.

00:01:01: Hallo Nina.

00:01:02: Ja, wir reden heute genau über dein Thema,

00:01:05: mit dem du dich ja in den letzten Monaten intensivst beschäftigt hast.

00:01:10: Richtig? Sehr richtig.

00:01:12: (lacht) (lacht) Ich habe mal geschaut, am 31.

00:01:16: Mai, also vor fast drei Jahren, habe ich mit Klaus schon mal

00:01:21: über Carbotec gesprochen, drei Jahre ist es her.

00:01:24: Bis heute wird die Folge fast täglich

00:01:26: gehört, also immer noch ein sehr präsentes Thema.

00:01:30: Interessiert unsere Hörer sehr

00:01:33: und deshalb an der Zeit, mal wieder ein Update zu geben.

00:01:36: Deshalb finde ich es sehr schön, dass du heute da bist.

00:01:39: Es gibt einiges zu erzählen und sogar richtige News zu berichten.

00:01:45: Auch das ist richtig. (lacht)

00:01:46: Vielen Dank, Nina, für die Einladung.

00:01:48: Ja, lass uns erst mal zum Verständnis noch mal mit den Basics beginnen.

00:01:54: Deshalb bitte erläutere das Prinzip der Oberflächenfiltration in deinen Worten.

00:01:59: Die Oberflächenfiltration ist ein Verfahren,

00:02:03: das dazu dient, Feststoffe an der Oberfläche zurückzuhalten.

00:02:08: Weil der Feststoffrückhalt ist ja ein wichtiger Parameter in der

00:02:11: Regenwasserbehandlung, und dazu haben wir im Prinzip zwei

00:02:14: Möglichkeiten zur Verfügung: Die Filtration oder die Sedimentation.

00:02:19: Wenn man sich das zu Hause mal ein

00:02:20: bisschen schöner veranschaulichen möchte, und auch quasi auf den ersten Blick auch

00:02:26: so ein bisschen gleich Vor- und Nachteile erkennen möchte, kann

00:02:30: man einfach hergehen und mal in ein Wasserglas einen Esslöffel Mehl mischen.

00:02:36: Ganz normales Haushaltsmehl, das hat von

00:02:38: der Partikelgröße her ungefähr die Größe von 200 Mikrometer.

00:02:42: Das sind die abfiltrierbaren Feststoffe, die auch im Prüfverfahren von

00:02:48: Regenwasserreinigungsanlagen eine große Rolle spielen.

00:02:51: Ist natürlich, kla,r vom Inhalt her was

00:02:54: anderes, aber es geht jetzt nur um die Partikelgröße.

00:02:56: Jetzt mischt man also einen Esslöffel Mehl in ein Wasserglas und lässt es stehen.

00:03:00: Das ist im Prinzip dann die Sedimentation, ne, es ist ein sehr einfaches-

00:03:03: Hm (bejahend), es setzt sich unten ab.

00:03:05: Genau, und wartet.

00:03:06: Genau, man lässt es stehen und wartet.

00:03:09: Und dann haben wir schon den ersten Problemfaktor: Die Zeit.

00:03:13: Sedimentation braucht Zeit, und je länger,

00:03:17: also je kleiner der Partikel ist, desto länger braucht es auch.

00:03:20: Und das ist dann schon auch das Kernproblem, denn wir haben ja im

00:03:24: Straßenabfluss gerade das Problem, dass wir die ganz feinen bis Feinspartikel

00:03:28: zurückhalten sollen, also auch kleiner 63 Mikrometer, noch feiner als Mehl also.

00:03:33: Das heißt, bis die absedimentiert, dauert es sehr lange.

00:03:37: Und dann ist auch klar, wenn dann jemand kommt, der mit dem Kaffeelöffel in dem

00:03:41: Wasserglas herumrührt, fange ich wieder von vorne an.

00:03:43: Das heißt, jedes Mal, wenn wieder eine

00:03:46: Turbulenz im Sedimentationsraum stattfindet, in zum Beispiel

00:03:50: neues Regenwasser einfließt, kann das alles wieder aufwühlen.

00:03:55: Das heißt, man sagt, die Sedimentation ist

00:03:57: sehr einfach, ein einfaches Verfahren, aber auch leistungslimitiert.

00:04:01: Dahingegen haben wir die Filtration.

00:04:03: Wenn wir jetzt hergehen und das

00:04:06: Mehl-Wasser-Gemisch in einen Melitta-Kaffeefilter kippen, dann sehen

00:04:10: wir schon auf den ersten Blick, dass unten im Glas dann, also wo man es eben

00:04:15: reinfiltriert, erstaunlich klares Wasser rauskommt.

00:04:20: Also schon im Vergleich zu dem Nebenglas, wo Sedimentation vor sich hin wartet,

00:04:26: kommt schon gleich sehr viel klareres Wasser unten raus.

00:04:29: Kommt aber auch darauf an, wie gut der

00:04:31: Melitta-Kaffeefilter auf das Mehl abgestimmt ist.

00:04:34: Je gröber der Filter ist, dann fließt das Mehlwasser durch.

00:04:38: Wenn er sehr fein ist, dauert es entweder sehr lange und es gibt einen langen

00:04:42: Überstau, oder es blockiert und es läuft gar nichts mehr durch.

00:04:46: Aber wenn das perfekt austariert ist – und

00:04:49: das ist natürlich das, was auch die Komplexität von Filtration ausmacht –

00:04:54: dann hat man ein sehr leistungsstarkes Verfahren.

00:04:56: Es ist sozusagen immer so ein bisschen ein

00:04:58: Balanceakt zwischen Durchlässigkeit und Reinigungsleistung.

00:05:03: Bei der Filtration selber kann man dann noch unterscheiden zwischen der

00:05:06: Oberflächenfiltration und der Raumfiltration.

00:05:08: Bei der Oberflächenfiltration (??

00:05:10: ) das an der Oberfläche, denn wie der Name

00:05:12: schon sagt, das dringt wenig ins System vor.

00:05:15: Und bei der Raumfiltration wird das

00:05:17: sozusagen auf dem Weg durch den Filter abfiltriert.

00:05:20: Das geht auch, kann aber bewirken, dass Schadstoffe, gerade partikulär gebundene

00:05:27: Schadstoffe, in die Tiefe verlagert werden.

00:05:29: Wenn wir über beispielsweise die Filtration, wie wir sie

00:05:33: vorsehen, auch in der Filtersubstratrinne zum Beispiel oder in Grünmulden, was sind

00:05:38: jetzt rein von der Oberflächenfiltration Vor- und Nachteile?

00:05:42: Wie funktioniert es im Detail?

00:05:46: Die Oberflächenfiltration ist eigentlich rein mechanisch, physikalisch.

00:05:50: Es bleibt eben aufgrund dieser

00:05:52: Textur oder der Körnung, bleiben die Feststoffe an der Oberfläche liegen.

00:05:58: Jetzt ist es bei der Reinigung aber ja auch so, dass es ja nicht nur einen

00:06:03: physikalisch-mechanischen Teil gibt, sondern auch- wir haben auch mit gelösten

00:06:06: Schadstoffen zu tun, die gebunden werden müssen.

00:06:11: Und da braucht der chemische Prozess auch eine gewisse Zeit.

00:06:15: Man spricht dann auch von so einer

00:06:17: Filterbettverweilzeit, also so ungefähr Pi mal Daumen 20 Minuten sagt man, brauchen

00:06:22: Prozesse, um sei es jetzt Ionenaustausch oder Fällung, was auch immer, stattfinden.

00:06:27: Das heißt auch, diese Filterbettverweilzeit bestimmt so ein

00:06:30: bisschen diese Durchlässigkeit, die man im Substrat haben kann.

00:06:33: Das heißt, je feiner man das macht, desto länger hat dann der Prozess Zeit.

00:06:38: Aber wir müssen ja auch eine gewisse Hydraulik anbieten, wenn wir die Flächen,

00:06:44: die wir entwässern, nicht permanent überstaut haben wollen.

00:06:47: Was dann auch noch eine Rolle spielt, und das ist eben der Vorteil der

00:06:52: Oberflächenfiltration, gerade wenn sie auch oberirdisch stattfindet, ist die

00:06:56: Verbauung der Reinigungsanlage, ober-oder unterirdisch.

00:06:59: Wir haben viele Verfahren, die unterirdisch arbeiten.

00:07:02: Wir haben Vorteile, ne, das Ganze ist- man

00:07:04: sieht es von oben nicht, es ist überbaubar, platzsparend.

00:07:08: Unterirdisch ist dann häufig aber das

00:07:09: Problem, dass diese Sedimente, die sich da separieren, im Dauerstau stehen.

00:07:17: Und dann haben wir es ja so, dass wir es

00:07:19: im Straßenabfluss ja nicht nur mit anorganischen Teilen zu tun haben oder

00:07:24: Partikeln, sondern auch viel mit Organik, also organischen Bestandteilen.

00:07:29: Blätter, Blütenblätter, Pollen, Samen, Samenkapseln, all so was.

00:07:36: Und das spielt auch eine immer größere

00:07:38: Rolle, weil wir wollen ja im städtischen Bereich was Grünes haben.

00:07:41: Und damit haben viele Anlagen dann, wenn

00:07:43: sie im Dauerstau stehen und unterirdisch betrieben werden, ohne eine atmosphärische

00:07:47: Exposition, nach einer Zeit Probleme, weil diese Organe setzt sich dann im Dauer-

00:07:52: also in dem feuchten Milieu um, die wird abgebaut, das ist aber sauerstoffzehrend.

00:07:59: Und mit der Zeit, ja,

00:08:00: passiert so eine Art Eutrophierung, das Ganze wird anaerob und diese anaeroben

00:08:04: Bedingungen bewirken eine Rücklösung oder können eine Rücklösung von Schwermetallen,

00:08:09: die wir ja eigentlich vorher binden wollten, auslösen.

00:08:13: Deswegen haben viele Verfahren auch so ein

00:08:16: bisschen die Organik als Problemfaktor oder sehen das als Problemfaktor, den sie

00:08:21: eigentlich irgendwie, ja, sozusagen der Feind in ihrem System.

00:08:26: Jetzt kommen wir aber an der Organik nicht rum.

00:08:29: Im Gegenteil, es wird eigentlich eher immer mehr werden zukünftig.

00:08:33: Und dann macht es eigentlich Sinn, wenn

00:08:35: man sich sozusagen den Feind zum Freund macht.

00:08:38: Und das kann man eben gut machen bei

00:08:39: Verfahren, die oberirdisch arbeiten, mit Oberflächenfiltration.

00:08:42: Denn da werden die Feststoffe eben an der Oberfläche abgehalten, das Wasser kann

00:08:48: abfließen, immer wieder zwischen zwei Regenereignissen trockenfallen.

00:08:53: Die Organik bleibt auch an der Oberfläche,

00:08:56: und wird dann- hat eben dann die Möglichkeit, von Mikroorganismen und

00:08:59: Kleinstlebewesen, die dann ihren Job machen, umgesetzt zu werden.

00:09:03: Das vermischt sich dann mit der Zeit mit den anorganischen Bestandteilen der

00:09:07: Feststoffe und bildet dann mit der Zeit diesen Filterkuchen.

00:09:10: Das ist wie so ein kleines hochkontaminiertes Stoffdepot letztendlich

00:09:15: (lacht), was aber mit dem Filter untendrunter sozusagen Hand in Hand

00:09:20: arbeitet und eine zusätzliche Filtereinheit bildet.

00:09:25: Und wir haben so sozusagen dann die

00:09:27: Möglichkeit, die Organik nicht mehr als Problemfaktor zu

00:09:31: sehen, sondern wir haben ihn uns zum Freund gemacht, auch langfristig.

00:09:33: Und wir brauchen es aber auch tatsächlich.

00:09:36: Das funktioniert auf Dauer auf jeden Fall

00:09:38: besser mit dem entsprechenden Eintrag, mit dieser Bodenbildung sozusagen, mit dem

00:09:43: Sediment, das aber nicht nur aus dem Straßenabfluss besteht.

00:09:47: Das ist nämlich dann häufig zu fein, dann

00:09:49: gibt es eher eine Kruste, gerade wenn es dann wieder abtrocknet, sondern richtig

00:09:54: ideal ist tatsächlich diese Durchmischung mit organischen Bestandteilen,

00:09:58: wie so ein Boden, der sich dann bildet, als Sedimentauflage.

00:10:02: Genau.

00:10:02: Jetzt gibt es ja aber doch auch Gegebenheiten,

00:10:07: wo ich eben keine Bäume im Umfeld habe, keine Wiesensträucher.

00:10:12: Also ich denke an große Logistikflächen,

00:10:15: wie sie teilweise jetzt immer noch gebaut werden, also mit wenig Grün.

00:10:19: Wird es dann wiederum zu einem Problem, dass ich keine organischen Stoffe habe?

00:10:25: Das kann langfristig tatsächlich zum Problem werden.

00:10:29: Das kommt dann wieder darauf an, wie sich

00:10:32: der Straßenabfluss konkret zusammensetzt, weil Straßenabfluss ist ja eine sehr

00:10:37: heterogene Geschichte, die sich von Standort zu Standort auch variiert.

00:10:44: Und wenn der jetzt zu feinkörnig ist, zu viele auch gerade im Tonpartikelbereich,

00:10:52: Feststoffe eintragen, dann kann sich tatsächlich besagte Kruste bilden, die

00:10:56: eben, wenn es regnet, aufquillt und sozusagen dann verblockt.

00:11:01: Wenn es dann trocknet, bildet sich eine Kruste, die Risse bildet.

00:11:04: In diesen Rissen bilden sich dann wieder, wenn es dann wieder regnet,

00:11:07: Fortzugsströmungen, die dann das Substrat untendrunter oder den Filter einseitig

00:11:11: belasten, und dann kann es eben auch, ja, zu einer Tiefenverlagerung oder im

00:11:16: schlimmsten Fall auch zu einer Kolmation führen, genau.

00:11:18: Das heißt, man müsste proaktiv organische Stoffe zuführen?

00:11:22: Man kann hier proaktiv tätig werden, da

00:11:25: gibt es auch immer wieder mal Versuche, auch von universitärer Seite, so eine

00:11:32: Filterrinne zu bepflanzen (lacht), kann man gärtnerisch tätig werden.

00:11:36: Da ist natürlich die Frage, was für

00:11:38: Pflanzen harmonieren mit dieser kleinen Deponie, die sich da bildet?

00:11:44: Oder man kann das Ganze regelmäßig harken,

00:11:47: aber es ist natürlich so, dass jeder Betreiber von so einer Rinne eigentlich

00:11:50: mit der Rinne nach der Verbauung nichts mehr zu tun haben möchte.

00:11:53: Das heißt, man muss hier ein bisschen

00:11:55: schauen, dass man da eine sehr wartungs-und aufwandsarme Lösung findet.

00:12:02: Ja. Also im besten Fall, und so ist es ja

00:12:04: auch- wird es ja auch immer mehr, das Grün gleich mitplanen.

00:12:07: Oder das Grün- am besten das Grün außenrum gleich mit.

00:12:10: Das macht dann den Logistikstandort

00:12:13: ja auch gleich ein bisschen attraktiver (lacht).

00:12:15: Ja, auf jeden Fall.

00:12:16: Und nicht so heiß im Sommer, wenn noch ein paar Bäume auf dem Gelände stehen.

00:12:22: Jetzt, wir haben über Mehl gesprochen,

00:12:24: Mehl ist es ja nicht in der Realität (lacht).

00:12:28: Ein fester Bestandteil von dieser

00:12:30: Oberflächenfiltration ist ja das Carbotec-Filtersubstrat.

00:12:34: Woraus besteht das genau?

00:12:36: Was gibt es für Unterschiede?

00:12:38: Und, ja, was ist das genau eigentlich?

00:12:41: Was Carbotec genau ist, ist relativ schnell zu beantworten.

00:12:45: Das ist im Prinzip ein gebrochener Kalkstein.

00:12:48: Was ist das Charmante an der Sache?

00:12:49: Es ist ein Ein-Komponentensubstrat, keine komplizierte Mischung, die sich entmischen

00:12:55: kann und wo man irgendwie auf verschiedene Sachen achten muss.

00:12:58: Es ist es ein Ein-Komponentensubstrat und

00:13:01: das Geheimnis liegt im Prinzip in der Sieblinie.

00:13:03: Das heißt, in der Wahl der Korngrößenverteilung und der Anteile

00:13:08: dieser verschiedenen Korngrößen in der Sieblinie.

00:13:10: Das bestimmt die Textur und eben auch die Feinheit und damit diese Gradwanderung

00:13:14: zwischen Durchlässigkeit und Reinigungsleistung.

00:13:21: Stimmt jetzt nicht so 100%, also das

00:13:23: Grünmuldensubstrat zum Beispiel ist auch der gebrochene Kalk, und der wird aber

00:13:27: noch ein bisschen- der wird mit Sand gestreckt.

00:13:29: Und das bewirkt eine noch feinere Textur

00:13:30: als das Carbotec für die Filterrinne, was den Hintergrund hat, dass sich das

00:13:37: einströmende Wasser gleichmäßiger über die Mulde verteilen kann.

00:13:41: Das hat eine niedrigere Durchlässigkeit

00:13:44: und dadurch soll das im Prinzip erst mal eine Verteilungsströmung bilden, damit das

00:13:48: gleichmäßiger beschickt werden kann, die Mulde.

00:13:50: Das ist im Prinzip der Hintergrund.

00:13:52: Die Reinigungsleiste von beiden ist- von beiden Substraten, sowohl für die

00:13:56: Filterrinne als auch für die Grünmulde, wahnsinning hoch.

00:14:01: Also da sind wir bei 99 komma irgendwas.

00:14:04: Also das sind sehr leistungsstarke Kleinfilter tatsächlich.

00:14:08: Der Unterschied liegt sozusagen dann in der hydraulischen Leistung.

00:14:13: Wo es halt einfach unterschiedliche Anforderungen gibt.

00:14:15: Genau, also in der Filterrinne jetzt muss

00:14:18: das Wasser einfach in einem bestimmten Zeitraum auch abgeflossen sein.

00:14:21: Wie gesagt, jetzt auch nicht zu schnell, sonst kann es nicht reinigen,

00:14:24: aber auch nicht zu langsam, weil sonst staut es zu lange über.

00:14:28: Ja. Ablaufen tut es immer irgendwann (lacht),

00:14:30: aber es soll eben auch die Fläche nicht zu lange im Überstau halten.

00:14:35: Dann kommen wir zu dem, was macht das Carbotec denn genau?

00:14:39: Wir haben ja darüber gesprochen, was für

00:14:42: Unterschiede es gibt, aber jetzt, was konkret macht das?

00:14:44: Es filtert, ja (lacht).

00:14:46: Aber wie genau und was?

00:14:49: Das Carbotec-Material ist tatsächlich gewinnend einfach.

00:14:52: Es ist ja wirklich diese eine Komponente

00:14:54: aus dem gebrochenen Kalkstein und ist aber wirklich bestechend leistungsstark.

00:15:00: Also ist von den Eigenschaften her wirklich ideal auf die Anforderungen zur

00:15:04: Behandlung von Verkehrsflächenabflüssen bestimmt.

00:15:08: Dafür haben wir es ja auch entwickelt.

00:15:09: Es wirkt eigentlich auf dreierlei Art.

00:15:12: Das eine ist eben diese Abtrennung der Feststoffe an der Oberfläche

00:15:16: durch diese Sieblinie, durch die Körnung, die Oberflächenfiltration.

00:15:21: Und das zweite, ganz entscheidende, ist der Carbonatgehalt.

00:15:25: Der bewirkt zum einen, dass gelöste

00:15:27: Schwermetalle durch Fällung gebunden werden können, und

00:15:30: zum anderen stabilisiert es den pH-Wert in einem neutralen Bereich.

00:15:36: Also wenn man sich unter dem Begriff

00:15:38: „Fällung", wem das jetzt zu abstrakt ist (lacht)-

00:15:40: Ich denke eher an Baumfällung (lacht).

00:15:42: Man kann einen Baum fällen, aber das ist es nicht.

00:15:44: Es ist eher so, wenn man sich vorstellt, man möchte ein Glas Milch filtrieren, was

00:15:49: schwierig ist, weil die Milch so flüssig ist.

00:15:51: Jetzt gibt man aber ein paar Tropfen

00:15:53: Zitronensaft da rein und dann flockt die Milch aus.

00:15:56: Und das ist im Prinzip das, ein bisschen übertragen, was die Fällung macht.

00:16:00: Das ist das Überführen vom flüssigen in einen festen Stoff.

00:16:04: Und diese Milchflocken,

00:16:07: die kann man dann abfiltrieren, und das genau ist dieses Fällen.

00:16:11: Das Fällen, das Binden sozusagen der Schwermetalle, die werden dann zu einem

00:16:16: festen Stoff und den kann man dann wiederum mechanisch ab-trennen.

00:16:20: Und das passiert jetzt in dem Fall so,

00:16:22: dass- das Carbonat selber ist ja nicht wasserlöslich, das wäre auch blöd, sonst

00:16:26: würde es sich im Substrat mit der Zeit auflösen.

00:16:29: Aber es kann unter Kohlensäure-Einfluss ein bisschen verwittern.

00:16:33: Das ist wie Sand oder Kalkstein, der verwittert mit der Zeit.

00:16:36: Und zwar bildet sich Kohlensäure einfach

00:16:39: eben im Regenwasser-Abfluss durch das Vorhandensein von CO₂, bildet sich ein

00:16:43: bisschen Kohlensäure, ist eine sehr leichte Säure, bildet sich jetzt auch

00:16:46: nicht in rauen Mengen, aber so, dass sich das Carbonat aufspaltet

00:16:51: in ein Hydrogencarbonat und ein Hydroxidion.

00:16:55: Und dieses Hydroxidion wiederum, das fliegt dann frei herum und schnappt sich

00:17:00: ein ebenfalls frei herumschwirrendes Schwermetall, so stellt man sich das vor.

00:17:04: Und diese hydroxidische Bindung ist

00:17:06: chemisch gesehen sehr stabil, kann sich höchstens lösen, wenn der

00:17:10: pH-Wert zu stark abfällt, also im sauren Bereich.

00:17:13: Das hatten wir ja vorhin mit dieser

00:17:15: Remobilisierung, wenn es im Dauerstau steht und so.

00:17:18: Und der pH-Wert-Abfall wird aber unterbunden, weil dieses Carbonat

00:17:23: sich ja aufspaltet in Hydrogencarbonat und Hydroxid.

00:17:28: Und das Hydrogencarbonat sozusagen bindet einen Wasserstoff.

00:17:33: Also der pH-Wert ist ja sozusagen, je mehr Wasserstoffionen im Wasser frei

00:17:38: herumschwirren, desto niedriger ist der pH-Wert.

00:17:41: Und das Carbonat schnappt sich den

00:17:44: Wasserstoff und puffert so den pH-Wert, sagt man, also

00:17:48: kann ihn stabil im neutralen Bereich halten.

00:17:51: Man kennt das auch aus dem Garten, wenn man da in den Garten kalkt.

00:17:54: Das ist im Prinzip dazu da, den pH-Wert im

00:17:57: Boden zu stabilisieren und zu neutralisieren.

00:17:59: Und das passiert dann in diesem Substrat während dieser Filterbettverweilzeit.

00:18:05: Ja, schön erklärt, gut übertragen.

00:18:10: Wir hatten vorhin schon mal über

00:18:11: Unterschiede der Carbotec-Substrate gesprochen.

00:18:15: Ich hatte ja am Anfang versprochen, es gibt eine News zu berichten (lacht).

00:18:19: Lass uns da wirklich noch mal drauf eingehen.

00:18:22: Also es gibt Unterschiede, ja, in der Körnung, in der Sieblinie.

00:18:27: Jetzt sprechen wir von Carbotec 10 und Carbotec 100.

00:18:32: Geh bitte da noch mal auf die Zahlen ein und was der Unterschied ist.

00:18:37: Ja, genau.

00:18:39: Carbotec 100 ist ebn unser weiterentwickeltes Filterrinnensubstrat.

00:18:45: Da hatten wir bis jetzt immer Carbotec 60, mit dem waren wir auch sehr zufrieden.

00:18:50: Die Reinigungsleistung ist da immens hoch,

00:18:53: nur die Hydraulik halt bei Carbotec 60 ist ein bisschen geringer gewesen, und die

00:18:58: wollten wir noch ein wenig optimieren, einfach weil wir bei der

00:19:01: Reinigungsleistung noch so viel Puffer haben, das ist so ein

00:19:05: immens leistungsstarker Kleinfilter, dass wir das sozusagen noch optimieren konnten.

00:19:09: Und Carbotec 100 hat jetzt eine bisschen

00:19:11: höhere Ausgangsdurchlässigkeit als vormals, nämlich 7x10 hoch -4.

00:19:16: Das war bei Carbotec 60 bei 5x10 hoch -4, also ein bisschen-

00:19:20: knapp 40% sind das dann, die das in der Ausgangsdurchlässigkeit ausmacht.

00:19:25: Haben aber festgestellt, also zumindest bei den Prüfverfahren, die das

00:19:28: Substrat durchlaufen hat, dass wir hier- hinter der Kommastelle von 99 haben wir

00:19:32: einen Abfall in der Reinigungsleistung gehabt, aber das ist im Prinzip- also

00:19:36: letztendlich bleibt die Reinigungsleistung wirklich gleich, das ist ganz erstaunlich.

00:19:40: Während Carbotec 10 durch diese Streckung

00:19:43: mit dem Sand einfach wesentlich feiner wird.

00:19:46: Da haben wir eine Durchlässigkeit von, ja, Pi mal Daumen das Zehnfache weniger.

00:19:51: Daher kam die Namensgebung Carbotec 10, Carbotec 100.

00:19:54: Ist nicht ganz das Zehnfache weniger als 1x10 hoch -4 als Ausgangsdurchlässigkeit,

00:19:59: um eben diese bessere Beschickung und

00:20:03: Verteilung des Niederschlagswassers in der Mulde zu gewährleisten.

00:20:07: Man kann theoretisch je nach Projektanforderung, vor-Ort-Bedingung,

00:20:10: auch Carbotec 100 in der grünen Mulde gut nutzen, muss man aber gewährleisten,

00:20:17: dass diese Beschickung gleichmäßig erfolgt.

00:20:19: Aber da gibt es tatsächlich auch hier und da Projekte oder

00:20:24: Anforderungen, wo das Beispiel auch fast sinnvoller ist.

00:20:28: Zum Beispiel in der Grünmulde auf dem Parkplatzbereich, die irgendwie

00:20:32: gleichmäßig oberflächlich, also über eine größere Fläche beschickt werden.

00:20:38: Mit mehreren Einläufen oder Zuläufen.

00:20:38: Genau, mit mehreren Einläufen das verteilt werden kann.

00:20:40: Dann würde das auch Sinn machen.

00:20:42: Okay.

00:20:43: Und eine- also die höhere hydraulische

00:20:46: Leistung bedeutet, dass ich mehr Fläche anschließen kann, ne?

00:20:51: Genau.

00:20:52: Die Rinne kann sozusagen mehr Fläche entwässern als jetzt vormals.

00:20:56: Da haben wir so knapp, ja,

00:20:58: 38% mehr im Schnitt, die man jetzt mehr anschließen kann oder

00:21:03: weniger Rinne, die man braucht für die gleiche Fläche.

00:21:06: Jetzt bin ich Planer, ja?

00:21:08: Ich muss zu Beginn meiner Planung der Regenwasserbehandlungsanlage was wissen?

00:21:13: Was würdest du sagen, das sollte jetzt jeder aus diesem Podcast mitnehmen?

00:21:19: Als Planer muss ich eigentlich in erster Linie wissen, vor Beginn meines Projekts,

00:21:25: wohin das Oberflächenabfluss abgeleitet werden soll.

00:21:28: Da haben wir entweder die Versickerung und

00:21:30: es geht ins Grundwasser oder ich leite ins Oberflächengewässer.

00:21:33: Je nachdem sind dann verschiedene

00:21:34: Regelwerke maßgebend und verschiedene Kriterien, die eingehalten werden müssen.

00:21:40: Bei der Versickerung ist es eben die DWA 138, die bislang zwar eigentlich nur oder

00:21:47: eher den hydraulischen Part abdeckt, die Berechnung und Bemessung.

00:21:52: Der stoffliche Teil ist dann noch ein

00:21:53: bisschen stiefmütterlich, der wird dann eher über die 153 abgedeckt.

00:21:59: Das soll jetzt ein bisschen nachgearbeitet werden, die ist jetzt in der Überarbeitung

00:22:03: und die neue 138 würde dann auch die 153 ablösen und da auch eher noch eine

00:22:09: stoffliche Betrachtung mit einfließen lassen.

00:22:11: Lasse ich das Ganze in ein

00:22:13: Oberflächengewässer abfließen, gilt die 102.

00:22:16: Das Regelwerk 102 besteht ja aus fünf Teilen, da ist vor allem der zweite Teil

00:22:20: maßgebend für die emissionstechnische Betrachtung.

00:22:24: Und da müsste ich dann eben wissen, in

00:22:26: welche Kategorie, das ist eins, zwei, drei, mein Areal fällt.

00:22:31: Das ist definiert worden nach dem Eintrag, dem noch gerade so tolerierbaren Eintrag,

00:22:36: an diesen fest abfiltrierbaren Feststoffen von (363?

00:22:40: ) Mikrometer.

00:22:41: Das hat man einmal in der Theorie, sage

00:22:43: ich mal, oder auf aufgrund von Erfahrungswerten festgelegt,

00:22:47: dass diese 280 Kilo pro Hektar und Jahr noch tolerabel sind.

00:22:51: Das ist sozusagen die Kategorie 1, da muss ich nichts machen.

00:22:55: Und alles, was eben on top geht, fällt dann, je nachdem, in Kategorie 2 und 3.

00:23:01: Und da muss ich eben behandeln und

00:23:03: wenigstens so weit reinigen, dass maximal diese 280 eingeleitet werden.

00:23:08: Das Ganze wird jetzt aber auch zukünftig- soll ein bisschen vereinfacht werden.

00:23:13: Wenn die neue DWA 179 für dezentrale Anlagen rauskommt, die ist ja im Prinzip-

00:23:19: ist die schon fertig, befindet sich im Gelbdruck und wartet auf das finale Go.

00:23:25: Und auf die warten wir auch ganz

00:23:26: sehnsüchtig, weil die im Prinzip den aktuellsten Erkenntnisstand in Sachen

00:23:31: dezentrale Reinigungsanlagen widerspiegelt, sozusagen das zukünftige

00:23:36: Way to Go, was vielleicht dann auch irgendwann in ein Arbeitsblatt übergeht.

00:23:40: Im Moment ist es ja als Empfehlung dann eher im Merkblatt verankert.

00:23:44: Und was steht dann genau in dem neuen-

00:23:46: oder wird dann in dem neuen (lacht) Merkblatt drinstehen?

00:23:50: Ja, also in dem neuen Merkblatt fließen ja sozusagen die gesammelten

00:23:54: Erkenntnisse ein der letzten 10 bis 15 Jahre dezentrale Regenwasserbehandlung.

00:24:00: Und da hat man ganz klar erkannt, dass die

00:24:03: oberirdische Verbauung definitiv der unterirdischen vorzuziehen ist.

00:24:07: Man braucht diese atmosphärische Exposition.

00:24:09: Man muss sich sozusagen Systeme anlegen, die sich die Organik zum Freund machen

00:24:14: (lacht), ne, und der Organik auch entgegenkommen.

00:24:18: Dann auch zum Thema Durchlässigkeit, ne,

00:24:21: diese Filterbettverweilzeit muss eben aufgrund der Zeit, die die Prozesse

00:24:25: brauchen, stattzufinden, gewährleistet sein.

00:24:27: Und da haben sie festgelegt, dass es nicht

00:24:30: schneller als 2,5 Meter pro Stunde durchfiltrieren sollte.

00:24:35: Das sind umgerechnet- ist 6,9x10 hoch -4

00:24:39: Meter pro Sekunde, also einfach hier eine Deckelung in der Durchlässigkeit.

00:24:43: Dann empfehlen sie auch ganz klar die Filtration oder ziehen die Filtration der

00:24:47: Sedimentation vor, weil sie eben leistungsstärker ist, auch wenn sie ein

00:24:50: bisschen komplizierter oder komplexer erscheint.

00:24:53: Und hier auch eher die Oberflächenfiltration,

00:24:57: weil man da eben diese Tiefenverlagerung der Raumfiltration vermeidet.

00:25:02: Und auch das Anschlussflächenverhältnis sollte nicht zu klein gewählt werden.

00:25:07: Und das sind jetzt ganz elementare

00:25:09: Erkenntnisse, die zum Teil auch bei manchen Systemen schon umgesetzt werden

00:25:13: und wo man einfach erkannt hat, dass man da auf dem richtigeren Weg ist.

00:25:17: Also wo es auch schon Lösungen für gibt, ne, wo man dann einfach-

00:25:21: Es gibt Lösungen.

00:25:22: -theoretisch auch jetzt schon machen kann, genau.

00:25:23: Genau.

00:25:25: Dazu gibt es ja auch eine eigene Folge mit dem Herr Dr.

00:25:29: Stefan Fuchs, der ja maßgeblich beteiligt ist an der (lacht)-

00:25:34: am aktuellen Stand und an der Weiterentwicklung.

00:25:37: Also da gerne auch noch mal im Detail reinhören, was da kommt.

00:25:42: Dir, Alexandra, erst mal vielen Dank.

00:25:44: Es war

00:25:47: wissenschaftlich (lacht), technisch, aber sehr interessant, sehr schön erklärt.

00:25:52: Vielen Dank.

00:25:53: Bitte, gerne.

00:25:55: Ja, vielen Dank Ihnen fürs Zuhören.

00:25:57: Wir hoffen, Ihnen hat diese Folge gefallen

00:25:59: und Ihnen die Regenwasserreinigung etwas näher gebracht.

00:26:04: Bis zum nächsten Mal, tschüss. (Belebende Musik)

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