Echte Insights und Empfehlungen zur Arbeit mit BIM von LEONHARD WEISS
Shownotes
LEONHARD WEISS ist alleine durch sein Leistungsspektrum schon Vorreiter in der Baubranche und steht laut eigenen Angaben für Innovation und Qualität. Das bestätigt sich auch im Thema BIM. Auch hier ist LEONHARD WEISS absoluter Vorreiter, hat sich mittlerweile unglaublich viel KnowHow angeeignet und zahlreiche Projekte umgesetzt. LW ist Mitglied im building SMART e.V. und setzt sich für branchenweite Standards ein. Und das wissen wir ist unbedingt notwendig für eine bessere Zusammenarbeit der Beteiligten und auch die Akzeptanz. Also der perfekte Partner, um in die BIM Welt abzutauchen.
Freuen Sie sich auf ein Gespräch über die Anfänge von BIM bei LEONHARD WEISS, Schwerpunkte im Leistungsspektrum, erkennbare Mehrwerte und wertvolle Ratschläge für kleinere Unternehmen, die in die Welt des Building Information Modeling eintauchen möchten. Viel Spaß beim Zuhören!
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Transkript anzeigen
00:00:00: (Belebende Musik) Herzlich
00:00:09: willkommen zu einer neuen Folge des Regenwassermanagement-Podcasts.
00:00:13: Heute sitze ich nicht in Rastatt, am Hauptsitz von Hauraton, sondern in
00:00:18: Satteldorf, einer der Hauptsitze von Leonhard Weiss.
00:00:22: "Wir verstehen BIM als eine kooperative
00:00:26: Arbeitsmethode, die wir gemeinsam mit allen am Bau Beteiligten
00:00:30: weiterentwickeln wollen." Das ist ein Zitat von der Webseite von
00:00:34: Leonhard Weiss, und genau deshalb sind wir heute hier, über BIM zu sprechen.
00:00:38: Ich spreche mit Michael Trokenmüller, er ist zuständig für die BIM-Entwicklung
00:00:43: und der perfekte Ansprechpartner für das Thema.
00:00:48: Freuen Sie sich auf ein Gespräch über die
00:00:50: Anfänge von BIM bei Leonard Weiss, Schwerpunkte im Leistungsspektrum,
00:00:54: erkennbare Mehrwerte und wertvolle Ratschläge, auch für kleinere Unternehmen.
00:01:01: (Belebende Musik) Hallo Herr Trokenmüller.
00:01:10: Hallo.
00:01:11: Schön, dass Sie da sind.
00:01:12: Ja, danke für die Einladung, dass ich da sein darf.
00:01:15: Heute ganz andere Umgebung,
00:01:17: auch für mich mal was anderes, im schönen Studio hier in Satteldorf.
00:01:22: Ja, wir sprechen über BIM.
00:01:24: Ich habe das Zitat schon vorgelesen.
00:01:26: Sie sind seit elf Jahren bei Leonhard Weiss, konnte ich herausfinden.
00:01:31: Ja, mittlerweile sogar schon ein bisschen länger.
00:01:33: Meine Karriere begann als Werkstudent hier.
00:01:35: Okay.
00:01:35: Und seither beschäftige ich mich mit dem Thema BIM.
00:01:40: Das treibt mich um, ist auch meine Herzenssache, und versuche, dieses Thema
00:01:44: bei Leonhard Weiss voranzubringen und, ja, zu erklären.
00:01:49: Das heißt, schon von Anfang an sind Sie
00:01:52: für das Thema BIM verantwortlich oder haben Sie damit zu tun?
00:01:55: Genau, ich hatte das Glück, dass es bei Leonhard Weiss den
00:01:58: Weitblick gab, dass das ein Thema wird für die Zukunft.
00:02:01: Und meine Stelle, als ich
00:02:04: begonnen habe bei Leonard Weiss, war zu 50%, sage ich mal, klassische
00:02:08: Anwendungsbetreuung, und 50% für dieses Thema BIM und Entwicklung.
00:02:13: Und darüber bin ich eigentlich sehr glücklich, dass ich
00:02:15: diese Chance hier bekommen habe und macht mir heute auch immer noch sehr viel Spaß.
00:02:20: Das heißt, was haben Sie für eine Ausbildung?
00:02:23: Eine spezielle Ausbildung für BIM auch schon, oder?
00:02:26: Nein, während meines Studiums, ich bin Bauingenieur, war BIM eher ein Randthema.
00:02:33: Natürlich so, ja, CAD, AFA-Software, war
00:02:37: schon ein Thema, hat mich auch im Studium schon begleitet und ich habe gemerkt: Ah
00:02:41: okay, diese IT-Affinität, das interessiert mich.
00:02:44: Ich sah damals auch schon die Vorteile, wenn ich einfach Sachen digital erfasse
00:02:50: und wenn ich sie ändere, nicht noch mal bei neuem anfange.
00:02:53: Ich hatte auch noch gelernt, von Hand zu
00:02:55: zeichnen und saß öfters nachts und habe meine Zeichnungen korrigiert, auch mit der
00:03:01: Rasierklinge wieder vom Pergament gekratzt.
00:03:03: Und dann habe ich gedacht: Okay, das kann es nicht sein.
00:03:06: Der Computer bietet einem hier sehr viele Vorteile und ich möchte mich in dem Feld
00:03:12: weiterentwickeln, vertiefen, meine berufliche Karriere starten.
00:03:16: Und dann war das durch diese Stelle schon ein bisschen Zufall.
00:03:20: Ich hatte mich auch noch für
00:03:22: Elektrotechnik und ursprünglich mal Maschinenbau
00:03:26: interessiert, und bin dann aber jetzt in der Bauecke gelandet und froh drüber.
00:03:31: Okay.
00:03:31: Und wie war damals dann der Stand hier beim Unternehmen?
00:03:36: Also als ich zu Leonhard Weiss gekommen bin, gab es schon die ersten Gehversuche.
00:03:40: Ich weiß nicht, ob man es schon immer BIM
00:03:42: genannt hat, aber, ja, modellbasiertes Arbeiten war schon ein Thema.
00:03:47: Es gab im Haus zwei Kollegen, die sich damit beschäftigt haben, auch
00:03:53: intensiver, die es auch schon genutzt haben.
00:03:56: Und das hat so mein Interesse geweckt.
00:03:59: Das hat gezeigt: Okay, das ist nicht nur Theorie, es funktioniert in der Praxis.
00:04:03: Und als das bei uns dann hier so ein bisschen
00:04:07: Fahrt aufgenommen hat, war das eben interessant zu sehen, die
00:04:12: Kollegen, die klassisch arbeiten, hauptsächlich auf Papier, und ein Kollege,
00:04:16: dem die Möglichkeit gegeben wurde, das Ganze, ja, modellbasiert zu machen.
00:04:21: Ich bin dem damaligen Bereichsleiter sehr
00:04:23: dankbar, dass er seinen Mitarbeitern die Freiheit gelassen hat.
00:04:26: Es hieß, am Ende nach 14 Tagen für die
00:04:29: Kalkulation, brauchen wir das Ergebnis der Mengen, wir müssen die prüfen.
00:04:33: Ob du das von Hand machst auf Papier, mit dem PC, ist mir erst mal egal.
00:04:38: Ich weiß, der PC ist etwas teurer, aber für mich zählt das Ergebnis und
00:04:43: die Mitarbeiter durften selber unterscheiden, wie sie arbeiten.
00:04:47: Und von ihm habe ich auch dann so gelernt oder das Zitat: „Zu
00:04:51: Beginn ist man klassisch bei vielen Sachen, die wir tun, einfach schneller auf
00:04:56: Papier." Von Hand was zu schreiben, zu zeichnen, das kann jeder.
00:04:59: Ich bin da- Das ist das Gelernte halt auch.
00:05:01: Genau, ich bin an keine Abhängigkeiten, Funktionen von Programmen gebunden,
00:05:04: sondern ich bin komplett kreativ und spätestens, wenn ich das noch mal ändere,
00:05:09: und das war auch das, was ich zu Beginn gesagt hatte – und noch mal überarbeite,
00:05:13: und das ist mittlerweile im Bauwesen der Standard.
00:05:16: Es gibt Planungsstände mit XYZ-Index.
00:05:21: Diese Änderung ist immer da, und
00:05:24: deshalb fand ich das dann eben so wichtig, dass man sagt: „Okay, es funktioniert.
00:05:30: Am Anfang ist man langsamer, aber am Ende hat man eine bessere
00:05:34: Qualität, ist schneller am Ziel
00:05:39: bei Änderungen, und es ist einfach nachvollziehbar und transparenter, als
00:05:43: wenn ich das von Hand mache, was ist denn der aktuelle Stand?
00:05:46: Das ist genau der Hebel, genau.
00:05:48: Sie haben gerade schon das Stichwort Standard genannt.
00:05:52: Sie sind auch Mitglied im buildingSMART-Verein.
00:05:56: Sind Sie das- also sind Sie persönlich dort dann engagiert, oder?
00:06:01: Also bei buildingSMART direkt nicht.
00:06:03: Das ist ein Kollege von uns bei buildingSMART, in einem dieser
00:06:07: Fachgremien, die diese Standards weiterentwickeln.
00:06:10: Aber natürlich bin ich
00:06:11: bei den verschiedenen Anwendertreffen und im Bauhauptverband tätig, zu dem Thema
00:06:17: BIM, um diese ganze Methodik weiterzuentwickeln.
00:06:20: Es gibt da in Deutschland viele verschiedene Gremien, die daran arbeiten,
00:06:24: und man merkt, die haben alle das gleiche Ziel.
00:06:27: Man trifft auch immer wieder die gleichen
00:06:29: Leute und das ist eigentlich so das Schöne.
00:06:32: Man kann nicht in jedem Gremium irgendwie mit dabei sein, aber
00:06:35: dieses Vernetzen, sich austauschen, das ist ganz, ganz wichtig.
00:06:41: Ja.
00:06:42: Ziel ist es ja, branchenweite Standards hinzubekommen, gerade auch von dem Verein.
00:06:47: Wie steht man da aktuell?
00:06:50: Ja, die branchenweiten Standards, in der Baubranche ist es etwas schwierig.
00:06:56: Wir haben diese ständig wechselnden, ja, Partner.
00:06:59: Das heißt, der Auftraggeber ist jemand anderes.
00:07:02: Der Planer, der den Entwurf macht, und der
00:07:04: die Ausführung macht, ist ein komplett anderes Büro mit
00:07:08: eigenen Standards, und auch jede Bauunternehmung arbeitet anders.
00:07:13: Es ist sehr, sehr schwierig, hier einen
00:07:15: gemeinsamen Nenner zu finden und einen Standard.
00:07:18: Mit buildingSMART und deren Dateiformat
00:07:21: und Standardisierung IFC, ist es aber, finde ich, mittlerweile
00:07:25: gelungen, einen Standard, um Daten auszutauschen, hinzubekommen.
00:07:30: Das Format, was die anbieten,
00:07:32: bietet sehr viele Möglichkeiten, was ich da an Daten abbilden kann.
00:07:36: Und es bedarf aber viel Expertise,
00:07:40: diese Formate richtig zu verwenden, richtig zu pflegen.
00:07:43: Und oft bekomme ich dann in der Praxis
00:07:46: gesagt: Ja, das funktioniert ja alles gar nicht.
00:07:49: Ja, das ist halt- man erwartet diesen einen Knopf, auf den ich
00:07:52: drücke, und dann kommt das fix und fertig raus, so wie ich es will, ohne dass ich da
00:07:57: Eingaben beachten muss oder vielleicht auch mal mir überlegen:
00:08:01: Das, was ich da verlange, habe ich die Daten vorher eingegeben?
00:08:06: Entspricht das diesem Schema, diesem Datenschema?
00:08:09: Und verstehe ich überhaupt, was ich da tue?
00:08:11: Für viele ist das ein bisschen so
00:08:13: Blackbox, und das ist- da muss man viel
00:08:16: Aufklärungsarbeit leisten und ist aber sehr, sehr wichtig.
00:08:21: Und momentan, der beste Standard, den wir haben in der Baubranche, was jetzt der
00:08:27: Austausch von digitalen Modellen, Plänen angeht,
00:08:32: wo man sich auch, sage ich mal, weltweit darauf geeinigt hat.
00:08:37: Das Leistungsspektrum bei Leonhard Weiss ist ja riesig, ne?
00:08:41: Wenn ich mal auf die Webseite gehe, da
00:08:43: gibt es ganz viele unterschiedliche, ja, Anwendungsfelder.
00:08:46: Wo ist denn der Schwerpunkt oder wo hat
00:08:48: sich BIM mittlerweile am meisten durchgesetzt?
00:08:53: Ja, man muss sagen, diese BIM-Methodik,
00:08:57: als wir damit begonnen haben, ich vermute, das war so, ja, 2008 ungefähr,
00:09:02: kam das Ganze sehr stark getrieben aus dem Hochbau, einfach weil man dort
00:09:07: softwaremäßig schon ein bisschen weiter war, wie jetzt im Infrastrukturbereich.
00:09:11: Man konnte Gebäudemodelle erzeugen, das
00:09:15: war technisch überhaupt nicht das Problem, die Modelle mit Informationen anreichern
00:09:18: und hatte dort schon die Werkzeuge auch bei uns im Haus, es zu tun.
00:09:24: Und man musste gar nicht mehr so viel ändern, wie jetzt in den anderen Sparten.
00:09:30: Und hatte auch das, ich sage mal, das Know-how im
00:09:34: CAD-Umfeld, was jetzt Volumenkörpermodellierung angeht,
00:09:37: ist einfach im Hochbau schon ein Stück weiter wie im Infrastrukturbau.
00:09:41: Aber das liegt jetzt nicht, weil die Hochbauer das alles viel besser können wie
00:09:46: die Tiefbauer, sondern die Anforderungen von außen sind einfach ganz andere.
00:09:50: Ich sage immer, ein Hochbau, eine Stütze,
00:09:53: eine Viereckige, die hat halt einfach nachher vier Seiten.
00:09:56: Aber jetzt gehen sie mal raus und modellieren eine Baugrube.
00:09:59: Das ist nicht ein rechteckiges Loch.
00:10:00: Das ist einfach viel komplexer,
00:10:02: wird über Flächenmodelle gemacht, und aus diesen Flächen jetzt wieder ein
00:10:06: Volumen zu erzeugen, ist einfach mathematisch viel schwieriger.
00:10:09: Deshalb tut man sich im
00:10:11: Infrastrukturbereich da deutlich schwerer, wie jetzt im Hochbau.
00:10:15: Wir hatten es einfacher.
00:10:17: Und darum war das bei uns auch der Bereich, der hier
00:10:20: ein Stück weit vorangegangen ist, wo es sich am ehesten etabliert hat.
00:10:24: Und das Ganze eben in der Angebotsphase war für uns so ein Thema.
00:10:28: Wir machen das als internen Prozess, um unsere Mengen zu
00:10:32: prüfen, um qualifizierte Angebote abgeben zu können.
00:10:36: Das war so bei uns der Einstieg, kann man sagen.
00:10:38: Hm (bejahend).
00:10:39: Das heißt aber, im Infrastrukturbereich tut sich was?
00:10:44: Im Infrastrukturbereich tut sich was, das ist richtig.
00:10:48: Ich mache dafür schon länger auch
00:10:50: hausintern ein bisschen Werbung, sage: „Beschäftigt euch mit dem Thema.
00:10:54: Da kommt was von außen." Die öffentliche Hand hat natürlich die
00:10:58: Schwierigkeit, dort die Strukturen zu ändern, ist ein langwieriger Prozess.
00:11:02: Da geht es darum, ich muss Richtlinien ändern, ich muss vielleicht
00:11:05: auch gewisse Vertragsbedingungen, Gesetze anpassen.
00:11:09: Und es ist einfach ein sehr langwieriger Prozess, mit vielen Beteiligen.
00:11:13: Angekündigt mit dem Masterplan ist es ja vom Verkehrsministerium schon lange, dass
00:11:19: jetzt alles nur noch mit BIM geplant werden darf.
00:11:23: Ich finde dieses Ziel auch sehr gut, man braucht hochgesteckte Ziele.
00:11:26: Die Realität aktuell, würde ich einfach ernüchternd sagen, sieht
00:11:31: ein bisschen anders aus, aber alle gehen jetzt in diese Richtung.
00:11:35: Die öffentliche Hand ist da
00:11:37: wirklich dran und auch die Planer und auch die Bauausführenden
00:11:41: haben erkannt: Okay, das hilft uns, wir können Sachen automatisieren.
00:11:46: Wir bekommen bessere Planungen
00:11:48: und bringt uns im Bauwesen einfach auch ein Stück weit nach vorne.
00:11:52: Und da finde ich, ist jetzt- ja, vor ein paar Jahren haben
00:11:55: wir drüber diskutiert: Oh, BIM, im Tiefbau, kommt das, kommt das nicht?
00:11:59: Mittlerweile gibt es diese Diskussion nicht, sondern die Frage ist aktuell nur:
00:12:02: Wie schnell kommt das und was muss ich können und was muss ich liefern können?
00:12:07: Das ist für mich eigentlich jetzt nur noch die Frage.
00:12:10: Diese Methodik, dass sich was tut, auch
00:12:13: bei den Prozessen, stellen die meisten nicht mehr infrage.
00:12:17: Ja.
00:12:17: Also wir spüren einen deutlichen Druck, der sich aufbaut aktuell.
00:12:22: Alleine in den ersten zwei Monaten deutlich mehr mit den Anfragen, wie, ja,
00:12:26: im Vergleich zum ganzen letzten Jahr (schmunzelt), sage ich mal.
00:12:30: Da merkt man schon, dass das definitiv sich da was verändert.
00:12:35: Auch die Pilotprojekte, sage ich mal, sie werden mehr.
00:12:38: Sie werden vielleicht nicht in dem Maße mehr, wie wir uns das wünschen,
00:12:43: weil man braucht einfach diese Praxiserfahrung, um Standards zu schaffen.
00:12:47: Aber es tut sich wirklich was und es kommen immer mehr Projekte auf den Markt.
00:12:53: Auch wir merken, dass es Anfragen gibt und auch die Kollegen bei uns sagen dann:
00:12:57: „Oh, jetzt gibt es hier eine Ausschreibung.
00:12:59: Dort wird das gefordert, können wir das?
00:13:02: Wie können wir das?
00:13:03: Und ich sage immer: „Könnt beruhigt sein, wir haben genug Know-how im Haus, dass wir
00:13:08: für die Zukunft gewappnet sind." Aber einfach die Leute mitnehmen,
00:13:12: für das Thema, ja, auch ein Stück weit vielleicht begeistern und denen erklären,
00:13:16: was bedeutet das für euch, ist ganz, ganz wichtig, damit die auch
00:13:22: hier, ja, mit einem guten Gewissen an diese Projekte rangehen können.
00:13:26: Was kann BIM? Was löst es vielleicht nicht?
00:13:29: Dass das einfach klar ist.
00:13:32: Das wäre jetzt so- ja, also wenn
00:13:34: ich jetzt ein kleines Landschaftsarchitekturbüro bin,
00:13:38: ein Planungsbüro bin, was haben Sie für einen Tipp?
00:13:42: Wie geht man an die Sache ran?
00:13:43: Es gibt ja wirklich auch noch Büros, die damit noch gar keine Berührung gehabt
00:13:46: haben, mit der BIM-Planung, mit der BIM-Datennutzung.
00:13:51: Wie geht man ran?
00:13:53: Also bei uns im Haus ist so immer das Thema: Sei Unternehmer im Unternehmen.
00:13:58: Bei uns kommt das jetzt nicht vom Geschäftsführer, sondern die einzelne
00:14:02: Abteilung erkennt einen Mehrwert, bekommt die Chance, was Neues
00:14:06: auszuprobieren, und merkt sehr schnell, ist es zielführend oder nicht?
00:14:12: Ich muss ja immer überlegen, wie ich
00:14:14: vorhin gesagt hatte, bei der Mengenermittlung, das Ziel ist: Ich
00:14:16: brauche eine Liste, wo ich die Mengen geprüft habe, das ist das Ergebnis.
00:14:20: Und wie komme ich zu diesem Ziel hin?
00:14:22: Und auch in der Planung: Jetzt-
00:14:24: ich würde nicht raten, einfach neue Software zu kaufen, alle Mitarbeitern die
00:14:29: zu installieren, die gehen drei Tage auf Schulung und dann: Jetzt machen wir BIM.
00:14:33: Ganz klassisch, wie man halt sonst neue Tools einführt, ja (lacht).
00:14:35: Genau.
00:14:35: Ich habe auch bei uns im Infrastrukturbereich Erfahrung mit diesem
00:14:39: Thema und kann sagen: Man darf da nicht zu viel versprechen.
00:14:44: Es werden sich neue Rollen ergeben.
00:14:46: Einen BIM-Modellierer gab es bei uns früher nicht.
00:14:49: Das ist eine neue Aufgabe, Rolle.
00:14:52: Wie viel gibt es jetzt davon?
00:14:54: Oh, das ist schwierig zu sagen, weil das
00:14:56: ist bei uns diese Rolle, die machen auch noch ein bisschen andere Aufgaben.
00:15:01: Spontan hätte ich jetzt behauptet,
00:15:03: wir haben da sicher, ja, 30, 40 Leute, so um den Dreh, wo das
00:15:09: wirklich jetzt fast full-time machen, dieses Thema.
00:15:12: Also Gebäudemodelle oder beziehungsweise
00:15:16: mit der BIM-Methodik zu arbeiten, nenne ich es jetzt mal.
00:15:18: Das sind nicht nur welche, die jetzt Modelle zeichnen, sondern auf einmal merke
00:15:21: ich: Der, der mir einen Plan zeichnet oder ein Modell erstellt,
00:15:25: der braucht nicht nur Ahnung von der Software, mit der er zeichnet, sondern
00:15:29: wir merken: Ah, der muss ja das mit Informationen anreichern.
00:15:32: In der Vergangenheit war das nie ein Thema, dass der Ahnung
00:15:35: haben muss, wie wird bei uns kalkuliert, welche Eigenschaften
00:15:41: hat dieses Objekt, sondern da hieß es: „Zeichne das, hier hast du eine Skizze,
00:15:45: tue das." Und auf einmal sind jetzt die Modellierer bei uns, sehr wichtige Leute,
00:15:49: die wissen müssen, wie wir bauen, weil das, was sie da eingeben an Attributen,
00:15:54: direkte Auswirkung hat auf das, was der nächste Kollege mit diesen Daten macht.
00:15:58: Das heißt, wenn die nicht die die
00:16:02: richtige, ja, die richtigen Abmessungen, Eigenschaften, den richtigen Bitumen
00:16:07: definieren, dann landet der halt nachher auch in den Ausschreibungstexten falsch.
00:16:11: Das heißt, die brauchen viel mehr Know-how, auch in diesem Feld.
00:16:15: Und es, ja, es ergeben sich neue Aufgaben, es fällt vielleicht was weg.
00:16:19: Und auch die- wann ich diese Informationen reinbringe in mein
00:16:23: Projekt, das verschiebt sich dadurch ganz arg.
00:16:28: Und die Qualität, habe ich ja vorhin
00:16:29: gesagt, wird besser, der Planung, weil ich kann Sachen nicht mehr verstecken.
00:16:33: Ich brauche die Informationen, damit es
00:16:36: eben auf dem digitalen Prozess nachher weitergeht.
00:16:39: Und die größte Hürde zu Beginn,
00:16:42: würde ich jetzt behaupten, ist das Thema Standards, Stammdaten im Büro.
00:16:46: Wir starten immer wieder mit Kollegen, als wäre das ein kleines neues Büro.
00:16:50: Das sind Abteilungen dann mit drei Leuten,
00:16:53: mit fünf Leuten, mit zehn Leuten, die auch sehen: „Oh, die anderen machen das.
00:16:57: Das ist ja super, wir wollen das auch." Die starten, sehr motiviert.
00:17:01: Und dann irgendwann kommt dieser, ja,
00:17:04: Moment, wo man merkt: Oh, das funktioniert ja alles gar nicht.
00:17:09: Und wenn man dann mal mit denen in
00:17:11: Diskussion geht, dann merkt man: Okay, bisher war es halt so: Jeder von uns hat
00:17:16: seinen Stamm an Daten, mit dem er gearbeitet hat, hat natürlich eine
00:17:22: gute Leistung abgeliefert, und jetzt aber auf einmal müsste ich ja drei Prozesse,
00:17:28: die unterschiedlich laufen, irgendwie digitalisieren, automatisieren.
00:17:32: Das kriegt man nicht mehr hin, und dann kommt das Ganze in Stocken und man merkt
00:17:36: eigentlich, das, was man in der Vergangenheit versäumt hat,
00:17:39: sich abzustimmen, einen Standard zu schaffen, das fällt einem jetzt auf die
00:17:43: Füße, liegt aber nicht an der BIM-Methodik, sondern
00:17:46: bei allem, was wir automatisieren wollen, ja, das geht eben nur mit Standards.
00:17:52: Und das ist die größte Herausforderung für
00:17:54: die Unternehmen, würde ich jetzt behaupten, oder
00:17:56: Abteilungen, mal seinen eigenen Grundstock an Basisdaten aufzubereiten, zu
00:18:03: vereinheitlichen und auch sich abzustimmen.
00:18:06: Das ist so-
00:18:07: Also Prozesse und Daten eigentlich sind es, die erst mal-
00:18:11: Ja, Prozesse und Daten, das ist so das
00:18:14: Grundgerüst, das ich anpacken muss und dessen muss ich mir eben bewusst sein.
00:18:19: Das kann ich auch noch tun, ohne dass ich jetzt
00:18:22: nach der BIM-Arbeitsmethodik arbeite, sondern ich kann sagen: Das mache ich
00:18:26: jetzt zuerst und dann, darauf baut alles auf.
00:18:30: Brauche ich aber auch erst mal jemanden,
00:18:31: der weiß, wie Daten dann aufbereitet sein müssen, wie
00:18:35: die Prozesse aussehen sollten, im besten Fall.
00:18:38: Ja, wobei das-
00:18:39: Also am besten mit einem externen Berater arbeiten, oder?
00:18:44: Externe Berater können unterstützen,
00:18:46: was dann nachher die Werkzeuge angeht, aber die unternehmensinternen Prozesse,
00:18:52: hat sich bei uns gezeigt, wir hatten auch mehrere Berater zu gewissen Themen da.
00:18:57: Meistens war es dann so, dass die schlauer gegangen sind, als wir aus dem Termin.
00:19:03: Die hatten von uns viel Know-how mitbekommen.
00:19:05: Wie arbeitet denn eine Baufirma, was sind denn unsere Randbedingungen?
00:19:10: Und das, was die uns gezeigt haben, war ein bisschen vielleicht, wie die Software
00:19:14: funktioniert, aber wir mussten unseren Prozess trotzdem nachher für uns
00:19:18: umstellen, optimieren, mussten die Rollen definieren, das macht kein Externer.
00:19:22: Der gibt eine Empfehlung, aber nachher braucht es die Entscheidung
00:19:26: und einfach die Klarheit der Abstimmung der Kollegen, der
00:19:31: Mitarbeiter, sich auf einen Standard zu einigen.
00:19:33: Ganz fatal ist: Man einigt sich auf einen Standard, damit wird entwickelt.
00:19:39: Alle haben genickt
00:19:40: und dann nachher denkt jeder: „Okay, ich mache trotzdem meins weiter." Und
00:19:45: dann kommen viele Sachen auf im Nachgang, wo man sich dann einigen
00:19:49: muss, obwohl man das Ganze schon aufgebaut hat und beginnt dann wieder zu ändern.
00:19:54: Also das ist immer was, wo ich auch bei
00:19:57: uns hausintern sage: Es ist zwar unangenehm zu Beginn, einfach
00:20:01: diese Diskussion zu führen, wie sollte so ein Standard aussehen, aber es spart
00:20:06: einfach jede Menge Zeit nachher im Doing, wenn ich erst mal losgelaufen bin
00:20:10: und muss mich dann wieder auf was committen oder merke: „Okay, das passt
00:20:14: doch nicht, dann ist das sehr aufwendig." Und, ja, in diesem ganzen, ja,
00:20:19: Änderungs-Change-Prozess ist es einfach- ja, tut der Sache nicht
00:20:24: gut, weil dann heißt es ja, die Methodik hat ein Problem.
00:20:27: Und eigentlich ist es eher das Thema: Ja, meine Basis passt nicht.
00:20:32: Ja.
00:20:32: Also auf jeden Fall auch, würden Sie empfehlen, in kleineren Gruppen,
00:20:37: Team, intern zu arbeiten, erst mal Know-how aufzubauen,
00:20:43: Daten zu bereinigen oder aufzubauen (lacht), je
00:20:46: nachdem, um Prozesse zu schaffen, bevor man überhaupt die Tools anschafft und-
00:20:53: Was sich bewährt hat, ja- Praxiserfahrung sammeln.
00:20:56: Das heißt, okay, Empfehlung wäre: Jetzt machen wir
00:21:00: doch mal wir ein Projekt mit der neuen Methodik.
00:21:02: Dafür brauche ich wahrscheinlich Software.
00:21:04: Mittlerweile wird alles gemietet, also der finanzielle Rahmen hält sich in Grenzen.
00:21:09: Was natürlich Aufwand ist: Die Mitarbeiter zu schulen.
00:21:12: Und dann mache ich eben mal mein erstes Projekt und das dauert länger wie bisher.
00:21:17: Das ist bei jeder Veränderung so.
00:21:19: Und beim zweiten und dritten merke ich
00:21:21: einen riesen Fortschritt einfach, es ist doch gar nicht mehr so aufwendig.
00:21:26: Die Kollegen wissen schon, wie es
00:21:27: funktioniert und man kennt dann sehr schnell für sich:
00:21:31: Was bringt mir einen Mehrwert und was ist eher Marketingversprechen?
00:21:35: Und da muss man dann auch ehrlich zu sich sein.
00:21:37: Und ich empfehle, ja, dieser BIM-Blumenstrauß.
00:21:41: Wenn jemand kommt und sagt, ich mache dir
00:21:43: 20 BIM-Anwendungsfälle bei diesem Projekt, das ist zum Scheitern verurteilt.
00:21:49: Das wird nicht funktionieren, sondern wirklich: Wo habe ich die größte
00:21:53: Wertschätzung oder beziehungsweise Wertschöpfung bei mir im Unternehmen?
00:21:57: Was habe ich selber in der Hand?
00:21:59: Weil zu schimpfen, dass mein
00:22:01: Lieferantenplaner mir die Daten nicht liefert, das bringt ja nichts.
00:22:05: Und da komme ich auch nicht voran, weil das wird er morgen auch nicht tun.
00:22:07: Ich kann ihn zwar höflich darum bitten und
00:22:08: wenn der sagt: Nö, dann- was mache ich dann?
00:22:12: Dann mache ich nichts mehr.
00:22:13: Also erst mal die internen Prozesse und gucken, wo habe ich einen Mehrwert?
00:22:16: Und auch bei Sachen ehrlich sein, wo ich merke, ich habe keinen Mehrwert.
00:22:20: Es ist zwar schön Marketing,
00:22:23: ich kann es mal tun, aber dann nicht zu sagen:
00:22:27: „Liebe Mitarbeiter, liebes Unternehmen, das bringt euch was, das bringt euch
00:22:31: voran", sondern das bringt dann oft nur mehr Arbeit.
00:22:34: Und alle sind mehr oder weniger frustriert, weil nachher am Ende vom Tag
00:22:38: zählt eben der wirtschaftliche Erfolg, und den machen wir nicht durch
00:22:42: Fleißarbeit, die keiner braucht und die nicht zum Ziel führt.
00:22:45: Und jetzt aus der Erfahrung heraus, was
00:22:47: sind so die ersten Mehrwerte, die man generiert?
00:22:51: Ja, die ersten Mehrwerte- aktuell ist es so: Wir bekommen jetzt, wie
00:22:54: Sie auch gesagt haben, immer mehr Modelle während der Ausschreibungsphase.
00:22:58: Wir erzeugen selber immer mehr Modelle.
00:23:01: Und einfach die Nutzung der aktuell
00:23:03: vorhandenen Daten, das ist für uns ein riesen Hebel.
00:23:06: Wir merken, die Nachfrage seitens der Baustellen, Poliere, Bauleiter, ist da.
00:23:11: Die sagen: „Ich hab doch hier jetzt ein
00:23:13: Modell, der Kollege hat mir das gezeigt, wie kann ich das jetzt verwenden?
00:23:18: Was bringt mir das?" Ich hatte letzte
00:23:21: Woche eine Schulung gegeben zu Viewern für BIM-Modelle.
00:23:25: Da waren interessierte Bauleiter und Abrechner da und denen hat man einfach mal
00:23:29: gezeigt- die haben ihr eigenes Projekt mitgebracht.
00:23:32: Wie kann ich mir da einen Schnitt legen?
00:23:34: Wie kann ich filtern?
00:23:36: Wie kann ich Attribute rauslesen?
00:23:38: Und die fanden das alle nach diesen drei
00:23:40: Stunden echt super und haben gesagt: „Das hat mir jetzt so viel gebracht.
00:23:44: Jetzt verstehe ich, was ich damit tun kann.
00:23:47: Ich habe eine Erleichterung für meine Arbeit." Das ist ganz wichtig, also nicht
00:23:50: nur, sie können jetzt diesen Viewer bedienen, sondern: Was muss ich machen?
00:23:56: Ich muss Mengen auswerten.
00:23:58: Ich muss mir an einer gewissen Stelle einen Schnitt durchlegen, weil es in der
00:24:02: klassischen 2D-Planung halt an der Stelle keine Zeichnung gibt.
00:24:05: Wie sieht es dort aus?
00:24:08: Das war ein Projekt mit vielen konischen Objekten und dann kann ich halt schneiden,
00:24:13: wo ich will, und ich kann es nutzen für die Baubesprechung, für die Kommunikation.
00:24:17: Und das ist so der
00:24:19: größte Mehrwert, wo ich jetzt sehe, den man schnell in die Breite bekommt,
00:24:22: einfach diese Modelldaten zu nutzen für die Kommunikation.
00:24:28: Transparenz dann. Transparenz, genau.
00:24:29: Und aber auch das Verständnis.
00:24:32: Ich weiß nicht, ob Sie schon mal so einen
00:24:33: Bewehrungsplan sich angeschaut haben, mit den ganz vielen Eisen.
00:24:37: Man braucht schon ein bisschen Erfahrung,
00:24:39: dass man weiß, wie sollen die verlegt werden?
00:24:42: Weil da ist ja nicht jedes einzeln
00:24:43: gezeichnet, sondern immer idealisiert, schematisch dargestellt.
00:24:48: Oder auch, ja, Unterzüge in Stützen münden oder im Tiefbau.
00:24:53: Wenn ich jetzt denke, die Entwässerung,
00:24:56: wie rum läuft denn jetzt mein Gefälle, wo kreuzen die Leitungen?
00:25:00: An so einem Modell, da muss ich keine Ahnung haben vom Bau und ich erkenne
00:25:03: sofort, ob es funktioniert oder ob es da eine Kollision gibt.
00:25:07: Also einfach zwei Leitungen kreuzen, da brauche ich keine Bauerfahrung.
00:25:11: Jeder würde sagen: „Okay, das funktioniert wohl nicht." Und selbst
00:25:15: die erfahrenen erkennen jetzt mit diesen Modellen viel schneller diese
00:25:19: Problemstellen, wie bisher aus 2D-Plänen, die Pläne übereinander legen.
00:25:24: Der Standard ist bei uns heute leider in Deutschland noch 2D und im
00:25:30: PDF-Dateiformat, mit fehlenden Angaben, nicht aktuell.
00:25:33: Und anstelle, dass ich jetzt zehn
00:25:35: Spartenpläne übereinander lege, habe ich ein Modell,
00:25:38: wo ich mir diese Sparten zusammenführe und eben Kollisionen erkennen kann,
00:25:43: Lösungsansätze vielleicht auch erarbeiten in der Baubesprechung, im Team, in der
00:25:48: Planung und sage: „Okay, kannst du das hier ein bisschen schieben?
00:25:51: Dann würde das so und so aussehen."
00:25:53: Ich kann auch mal schnell eine Variante mir überlegen, und komme dadurch sehr
00:25:56: schnell, ja, zu einer Lösung, zum Kommunikations-, Informationsaustausch.
00:26:01: Und das ist aktuell bei uns auch im Haus der größte Hebel.
00:26:05: Ich brauche nicht eine Spezialschulung, keine spezielle Software.
00:26:10: Und die Leute können es, weil es ein bisschen intuitiv ist,
00:26:14: sehr schnell anwenden, das ist, so der Hauptpunkt.
00:26:20: Und natürlich kann man vielleicht noch
00:26:21: sagen, auch das Thema Expertenwissen für dieses ganze Thema.
00:26:27: Wenn ich da ein Wissen aufbauen will,
00:26:30: müssen die Leute natürlich auch die Zeit bekommen, sich da weiterzuentwickeln.
00:26:34: Und in unserer Baubranche
00:26:36: ist es halt leider so: Die 35-Stunden-Woche ist eher ein Wunsch.
00:26:41: Es ist einfach viel zu viele Einflüsse,
00:26:43: die auf die Kollegen auf der Baustelle einprasseln.
00:26:45: Und die brauchen einfache Tools, mit denen sie klarkommen.
00:26:49: Die schicke ich nicht eine Woche auf ein
00:26:51: BIM-Seminar und dann: Wer betoniert in der Zeit?
00:26:54: Ja, ja, klar. Wer kümmert sich die Projekte?
00:26:57: Und ist das Wissen, das ich in einer Woche
00:26:58: vermittle, dann überhaupt nachher noch präsent und können sie es verwenden?
00:27:02: Das ist so auch ein Thema, was wir vielleicht
00:27:05: gelernt haben: Nicht die Leute zu, ja, zu überschulen, sage ich jetzt einfach mal.
00:27:10: Und sie kommen dann wieder in ihr Projekt, wo es kein Modell gibt.
00:27:15: Ich brauche niemanden schulen, der es
00:27:17: nicht am nächsten Tag bei seinem Projekt anwendet.
00:27:19: Genau, ich glaube, das ist der Punkt.
00:27:20: Diese breite Schulung ohne einen konkreten
00:27:24: Fall vorhanden zu haben, die verpufft, wie bei so vielem Neuem (lacht).
00:27:29: Und das ist einfach so bei den
00:27:30: Modellführern auf den Baustellen: Die haben die Modelle, da macht es Sinn.
00:27:34: Und wer keines hat, muss halt schauen, beim nächsten Projekt vielleicht.
00:27:39: Das ist so einer der Mehrwerte.
00:27:42: Okay.
00:27:44: Ja, Wahnsinn, (lacht) wie viel Erfahrung da spricht einfach schon bei Ihnen.
00:27:49: Also das ist schon viel wert.
00:27:53: Eine kleine Abschlussfrage habe ich noch,
00:27:56: gerade jetzt auch für uns als Hersteller: Was sind
00:28:01: so, ja, Anforderungen, aus Ihrer Sicht, an Hersteller zum Thema BIM,
00:28:07: Datenlieferung, aber auch Zusammenarbeit, Service drumherum?
00:28:13: Die Empfehlung wäre: Bleiben Sie offen.
00:28:17: Fixieren Sie sich nicht auf irgendwelche speziellen Dateiformate
00:28:22: von Herstellern, weil selbst wir im Haus haben zehn verschiedene CAD-Systeme im
00:28:27: Einsatz, wo der Datenaustausch wirklich eine Herausforderung ist.
00:28:31: Und ja, mit buildingSMART und IFC
00:28:36: ist auf jeden Fall ein guter Ansatz, ein offenes Format.
00:28:39: Und was eben der Markt
00:28:41: vielleicht auch ein Stück weit fordert, dem nachzukommen, Aber nicht in 100%
00:28:46: Perfektion mit allem, sondern das entwickelt sich auch weiter.
00:28:51: Und ja, wie die Baubranche mit unseren Auftraggebern, bleiben Sie flexibel, wer
00:28:57: denn morgen kommt und was von Ihnen möchte.
00:29:00: Hm (bejahend).
00:29:00: Ja, das ist tatsächlich eine Erfahrung (lacht), die wir auch schon gemacht haben.
00:29:04: Ja, das- man muss grundsätzlich flexibel bleiben bei dem Thema.
00:29:08: Es kommen ja auch immer wieder- oder es kommen ja jetzt auch erst
00:29:11: die größeren Regelwerke, die größeren Gesetzgebung, Vorgaben.
00:29:17: Die sind ja noch gar nicht klar.
00:29:21: Das heißt, alle Daten werden immer wieder überarbeitet werden müssen, alle, ja,
00:29:26: Vorgehensweisen werden sich immer wieder verändern.
00:29:29: Natürlich ist das ja ein bisschen so dieser Teufelskreis.
00:29:31: Vorhin sprach ich von Standardisierung und damit ich was automatisieren kann, jetzt
00:29:36: sage ich: Oh, macht nicht zu viele Standards, das fällt euch nachher wieder
00:29:40: auf die Füße, weil ihr dann wieder alles überarbeiten müsst.
00:29:44: Da diesen Spagat zu finden,
00:29:46: den richtigen Weg, das ist, glaube ich, aktuell die Herausforderung.
00:29:51: Und, ja, als Bauunternehmen würde ich jetzt behaupten, wir
00:29:57: sind jetzt mittlerweile auch in Märkten unterwegs, wie jetzt im Stromnetzausbau.
00:30:03: Das sind ganz andere Herausforderungen, die da auf einmal an uns herantragen.
00:30:07: Ich hatte immer gedacht: Ha ja, im
00:30:09: Tiefbau, dann plane ich halt eine Außenanlage, dann
00:30:13: plane ich halt einen Gittermast, das ist Stahlbau.
00:30:16: Und dann kamen die Kollegen zu dem Thema ums Eck und haben mich belehrt.
00:30:20: Das ist wieder so eine spezielle Sparte und Nische mit ganz speziellen
00:30:24: Anforderungen, auch was Dateiformate und Software angeht.
00:30:28: Von der Software habe ich vorher noch nie was was gehört.
00:30:32: Und dann wirft das wieder alles, was man bisher als Standard hatte, über den Haufen
00:30:36: und muss man gucken, wie kann man das anbinden.
00:30:39: Und, ja, ich sage mal, der gute BIM-Manager, der
00:30:43: Koordinator, der jongliert mit den Daten, die er hat, bei jedem Projekt,
00:30:47: und guckt, was passt jetzt für dieses Projekt vom Setting, was die Software
00:30:52: angeht, am besten, auch in der Kommunikation.
00:30:57: Und ganz wichtig ist auch, frühzeitig
00:31:00: jetzt bei Bauprojekten, einfach alle Beteiligten mit einzubeziehen.
00:31:04: Gewisse Sachen schriftlich festzuhalten, wie jetzt mit AIA und BAP.
00:31:10: Das ist so der Wunsch, dass man das vertraglich macht.
00:31:14: Ist momentan auch bei uns noch eher die Ausnahme.
00:31:17: Aber wenn ich mit meinem Planer was
00:31:18: vereinbare, ja, so früh wie möglich einfach zu sagen: „Mit dem Dateiformat,
00:31:24: diese Informationen lieferst du." Wie kann ich sie dann wieder einlesen?
00:31:29: Auch vielleicht mal,
00:31:30: bevor es losgeht, eine Testdatei auszutauschen, ob die Systeme kompatibel
00:31:34: sind, dann vielleicht ein bisschen nachzujustieren, dass es einfach klar ist:
00:31:39: Was macht Planer A und Planer B, und wie kriegt man das nachher zusammen?
00:31:43: Die Praxis zeigt momentan: Jeder
00:31:46: Fachplaner plant für sich, sagt dann: „Okay, ich kann BIM." Und dann
00:31:49: merkt man so nach der Hälfte vom Projekt, wenn man das erste Mal versucht, die
00:31:52: Planungen zusammenzuführen: „Oh, das wird schwierig" (lacht), weil ein paar
00:31:58: grundlegende Sachen eben unterschiedlich sind, und dann wieder sein Projekt
00:32:02: aufzurollen, ist unheimlich schwer und kostet sehr viel Zeit.
00:32:07: Okay.
00:32:09: Ja, also rechtzeitig darüber sprechen, ja. Genau.
00:32:12: Und vielleicht ist noch ein Punkt, mit diesen Fachplanern auch.
00:32:16: Es gibt halt Fachmodelle, dieses eine
00:32:18: BIM-Modell, an dem ich alle Daten einpflege, das man auf diesen
00:32:22: Hochglanzbroschüren sieht, das wird es in der Realität nicht geben.
00:32:25: Es sind immer Fachmodelle, die ich nachher zusammenführe.
00:32:29: Und auch ein Modell vom Architekten
00:32:34: ist da, um, ja, für den Entwurf, für die Visualisierung,
00:32:39: um die grundlegenden Funktionen des Gebäudes zu beschreiben.
00:32:42: Wenn wir jetzt aber das Ganze bauen, dann teilen wir das anders.
00:32:46: Wir verwenden vielleicht Fertigteile, was vorher in Ortbeton gedacht war, und auf
00:32:51: einmal muss ich meine Objekte anders aufteilen.
00:32:53: Und das wird nie zusammenpassen können, sondern ich habe dann einmal das
00:32:59: Architekturmodell, das Modell vom Tragwerksplaner,
00:33:02: und wir haben bei uns noch ein, wir nennen das Kalkulationsmodell.
00:33:07: Das ist auch von der Genauigkeit
00:33:09: anders wie dieses Ausführungsmodell, nachdem wir nachher bauen.
00:33:12: Und das ist ganz wichtig, dass die Leute das verstehen.
00:33:14: Ich kann, ja, in der Kalkulationsphase für ein Bauunternehmen, eine der wichtigsten,
00:33:20: nicht so im Detail alles modellieren, bis auf die Sockelleiste.
00:33:26: Das ist für uns nachher nicht zielführend.
00:33:28: Wir haben 14 Tage Zeit, ich brauche schnelle Ergebnisse.
00:33:31: Und das ist natürlich- dieses Modell ist ungenau, es fehlen Sachen.
00:33:35: Es ist keine- in dem Sinne nicht die
00:33:37: Planung, aber es ist für den Zweck, ein Angebot abzugeben, einen Preis zu nennen-
00:33:43: Ausreichend. Völlig ausreichend.
00:33:45: Und ich sage immer auch zu den Kritikern, zu dieser BIM-Methodik:
00:33:51: Wenn wir jetzt Modelle machen, die erwarten dann diese 100%.
00:33:54: Und ich sage: Jetzt machen wir es doch einfach genauso schlecht wie bisher.
00:33:58: Wie bisher (lacht). Und dann sind wir doch genauso gut, und
00:34:00: wenn wir noch ein bisschen mehr können, ist es doch schön.
00:34:02: Aber ihr erwartet jetzt, sobald ich sage BIM, 100% Lösung,
00:34:06: alles funktioniert, alle Details sind drin.
00:34:09: Aber selber von Hand ziehe ich ein
00:34:10: Rechteck auf, alle Öffnungen sind mir egal, auch wenn ich einen Graben habe,
00:34:16: dann ist halt- ich mache einfach mal so eine mittlere Länge, weil ich kann sie ja
00:34:19: im Tiefbau auch nicht vielleicht so exakt bemessen.
00:34:23: Ich mache was idealisiert, vereinfacht
00:34:25: und es ist für diesen Anwendungsfall völlig okay.
00:34:29: Und ich brauche da nicht diese Details.
00:34:30: Und das ist auch ein Punkt, den Sie vielleicht mitgeben können.
00:34:35: Ja, es gibt nicht das BIM-Modell, wo alles
00:34:38: drinsteckt, sondern je nach Anwendungsfall muss ich es eben anpassen
00:34:42: und für mich festlegen, was muss rein und was brauche ich vielleicht auch nicht?
00:34:48: Ja (lacht). Ja, also wirklich total
00:34:52: interessante, finde ich, wertvolle Einblicke heute, auf jeden Fall.
00:34:57: Vielen Dank dafür, Herr Trokenmüller.
00:34:58: Wir sind am Ende der Zeit (lacht). Sehr gerne.
00:35:02: Ich glaube schon, dass, ja, die Folge
00:35:05: unheimlich auch Lust und Spaß an dem Thema gezeigt hat bei Ihnen.
00:35:11: Und trotz vieler Projekte, trotz ja auch
00:35:14: vieler sicher schwierigeren Themen auch, die die Implementierungsphase immer
00:35:19: beinhaltet, immer ein Stück weit anspruchsvoll.
00:35:22: Aber ja, wichtig war uns, ja, Neugier zu wecken, Einblicke zu geben, Erfahrungen
00:35:28: auszutauschen, sodass sich auch kleinere Unternehmen auf den Weg machen.
00:35:32: Denn es ist ja nicht die Frage: Machen wir das in Zukunft oder nicht?
00:35:37: Sondern: Ja, wann sind wir bereit, auch wirklich da mit einzusteigen?
00:35:41: Genau, das würde ich- könnte ich so komplett unterstreichen.
00:35:46: Und vielen Dank für die Möglichkeit, das
00:35:47: hier etwas, vielleicht auch meine Meinung, die persönliche Meinung, ein bisschen
00:35:52: mit reinzubringen und Mut machen für das Thema.
00:35:55: Und für mich ist das ein bisschen so eine
00:35:58: Herzenssache, wo ich gerne drüber berichte.
00:36:01: Schön.
00:36:02: Ja, also es gibt, glaube ich, ja auch gar nicht so wahnsinnig viele Menschen, die so
00:36:06: viele Jahre Erfahrung in dem Thema schon haben.
00:36:10: Das ist ja auch oft-Genau.
00:36:12: Als so von dem her, vielen Dank.
00:36:14: Sehr gerne. (Belebende Musik)
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